Sie schneiden Haare und verändern damit Leben. Die „Barber Angels“. Mittlerweile sind sie in vielen Ländern der Welt aktiv und versuchen, Menschen so einen Neustart zu ermöglichen. Auch auf Mallorca. EXPRESS.de war vor Ort, um mehr über die Arbeit zu erfahren.
„Barber Angels“Haarschnitt für den guten Zweck – Markus Schmitt weiß: „Das kann das komplette Leben verändern“
Die Balearen-Insel Mallorca verbinden die meisten Menschen mit Urlaub, Sonne und purer Entspannung. Die Insel ist ein Touri-Hotspot. Doch auch hier gibt es Schattenseiten, Armut und Menschen, die ohne Obdach leben müssen. Ein Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, genau solchen Menschen zu helfen – auf eine ungewöhnliche Art und Weise.
Die Rede ist von den „Barber Angels“. Sie sind mittlerweile in neun Ländern weltweit aktiv, sei es Deutschland, die Niederlande, Spanien oder sogar Chile und Kolumbien. Ihre Mission: Haare schneiden und damit Gutes tun.
„Barber Angels“ auf Mallorca: Haare schneiden für den guten Zweck
Das klingt erst einmal ungewöhnlich, doch dahinter steckt eine Idee, die nun in vielen Orten auf der Welt, Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Markus Schmitt ist einer von ihnen. Ein sogenannter „Barber Angel“. Er betreibt auf Mallorca im Ort Cala Millor einen Friseursalon und schneidet nebenbei bedürftigen Menschen die Haare – kostenlos. EXPRESS.de hat den Deutschen vor Ort zum Interview getroffen und mit ihm über den Verein, die Entstehung und bewegende Erlebnisse gesprochen.
Hier siehst du einen Instagram-Beitrag der „Barber Angels“ in Spanien:
Zum Jahreswechsel 2017/2018 ist Schmitt von Frankfurt nach Mallorca ausgewandert und brachte damit die „Barber Angels“ auf die spanische Insel. Dass das ganze solch eine Erfolgsgeschichte werden würde, damit hatte man zu Beginn nicht gerechnet. „Das war am Anfang so eine kleine, charmante Idee, zwanzig Leute, die ab und zu mal rausgehen und was Gutes tun“, erinnert sich Schmitt.
Verein schenkt Obdachlosen Haarschnitte – und eine neue Chance
Heute gibt es über 700 „Barber Angels“ in 9 verschiedenen Ländern. Alleine in Spanien gibt es 13 sogenannte chapter, also lokale Standorte und auf Mallorca gibt es aktuell 32 Mitglieder. Circa jede dritte, vierte Woche gehen die Friseure und Friseurinnen dann los und schenken Menschen, die es sich nicht leisten können, einen neuen Haarschnitt.
Der Gründer der „Barber Angels“ habe damals zu Schmitt gesagt: „Ich hab nicht genug Geld, um zu helfen. Aber vielleicht kann man mit einem schönen Haarschnitt oder Bartschnitt, den Leuten helfen, wieder gepflegter auszusehen und ihnen damit den Einstieg ins soziale Leben wieder erleichtern.“
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Denn ein neuer Look sei nicht zu unterschätzen. Mittlerweile erleben die Friseurinnen und Friseure immer öfter „Glücksgeschichten“, wie sie es nennen. Von Menschen, die durch ihre Aktionen wieder den Weg zurück in die Gesellschaft geschafft haben; Sich auf einen Job beworben oder sogar eine Wohnung gefunden haben. „Für uns ist das was ganz Normales, aber für solche Menschen kann es das komplette Leben verändern“, weiß er Friseur.
„Barber Angel“ erzählt von bewegendem Schicksalsschlag
Das habe er auch bei seinen Treffen mit den Menschen vor Ort bemerkt. Die Reaktionen auf das veränderte Aussehen seien immer wieder herzergreifend: „Dann kommt dieser magische Moment, wenn die Leute stundenlang in den Spiegel schauen, weil sie gar nicht begreifen können, dass sie das sind“, so Schmitt.
Die vielen Begegnungen hätten ihm vor allem eins immer wieder bewiesen: Solch ein Schicksalsschlag kann jeden treffen. „Das sind oft Leute, die mal ein ganz normales Leben hatten. Und dann hat das Schicksal einmal richtig hart zugeschlagen und dann ist man in dieser Spirale, die nur noch bergab geht“, betont der „Barber Angel“. Er arbeitet mittlerweile seit 35 Jahren als Friseur. Doch die Arbeit als „Barber Angel“ habe ihn besonders zu Beginn sehr gefordert. Denn die Schicksalsschläge lassen einen nicht so schnell kalt.
Besonders ein Treffen sei ihm in Erinnerung geblieben: „Ich erinnere mich noch an meinen ersten Einsatz, der war in Stuttgart. Und ich war darauf nicht vorbereitet.“ Dabei habe er einen Mann getroffen, der ihm dann erzählte, dass er früher als Chirurg in Stuttgart tätig war. Bis sein Leben aus den Fugen gerissen wurde: Bei einem Verkehrsunfall verlor er seine Frau und Tochter. Schmitt erzählt: „Das hat ihn dann so aus der Bahn geschmissen, dass er auf der Straße gelandet ist, Das hat mich sehr mitgenommen, sehr betroffen gemacht.“ Nach seinem Einsatz seien bei ihm dann alle Dämme gebrochen: „Ich habe im Auto gesessen und geweint, wie ein kleines Kind“, erzählt er.
Umso mehr freue man sich über Glücksgeschichten, oder Menschen, die durch eine neue Frisur neuen Lebensmut schöpfen konnten. Man wolle mit der Arbeit auch andere Menschen inspirieren zu helfen – wenn auch auf eine andere Art und Weise.