Clans in NRWWie die Gangsterbosse ihre Kohle scheffeln

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Clan-Boss Issa Remmo (51), auf einer Beerdigung in Berlin.   

  1. Drogenhandel, Erpressung, Gewaltattacken.
  2. Auch in NRW hat sich eine kriminelle Parallelgesellschaft meist arabischer Großfamilien etabliert.
  3. Das Düsseldorfer Landeskriminalamt (LKA) zählt 100 Sippen in NRW.
  4. Die Ermittler versuchen, die kriminellen Syndikate dort zu treffen, wo es ihnen besonders wehtut: beim Geld.

Wie ein Monument aus glorreichen Tagen steht der ausrangierte Bahnhof mit seinen klobigen Backsteinmauern an der Markgrafenstraße in Duisburg. Niemand ahnte, dass im Untergeschoss der Anlage eine illegale Marihuana-Plantage untergebracht war. Als Züchter verdächtigen die Ermittler eine arabische Clangröße.

Wie in einem botanischen Gewächshaus wurden die knapp 1300 Sprösslinge mit hohem Lichtfaktor bestrahlt und in speziellen Töpfen bis zur Ernte hochgezogen. Im Juni 2018 hoben die Sonderstaatsanwälte der Duisburger Justiz die illegale Cannabis-Farm aus.

Mit der Plantage soll die Clangröße über 600.000 Euro erzielt haben

Die Durchsuchung förderte eine abgesägte Schrotflinte, Munition und eine halbautomatische Schusswaffe zutage. Mit der Plantage soll die Clangröße über 600.000 Euro erzielt haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Erlöse in Immobilien gesteckt wurden, die jetzt von der Staatsanwaltschaft Duisburg beschlagnahmt wurden.

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Diese Marihuana-Plantage soll ein Clan in Duisburg betrieben haben.

Seit der Reform des Paragrafen zur Vermögensabschöpfung im Juli 2017 setzen die Strafverfolger zunehmend darauf, die kriminellen Familien-Syndikate dort zu treffen, wo es besonders wehtut: im Portemonnaie.

Die Gesetzesnovelle erweiterte die Befugnisse der Strafverfolger, illegal erwirtschaftete Gewinne zu beschlagnahmen. Bisher mussten Ermittler beweisen, dass die Einkünfte aus kriminellen Machenschaften stammten, bevor sie zuschlagen konnten. Nun aber können sie bei Verdachtslagen erst einmal beschlagnahmen.

Allerdings müssen die Ankläger spätestens vor Gericht belegen, dass der Delinquent über keine legalen Einkünfte verfügt, um sich teure Uhren oder ein Luxusapartment leisten zu können. Somit hängt es nach wie vor von den Gerichten ab, wie sie den neuen Passus auslegen.

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Noch keine italienischen Verhältnisse

Entgegen weitläufiger Meinung sind die Hürden auch nach der Gesetzesnovelle nicht mit italienischen Verhältnissen vergleichbar. Dort müssen etwa Mafiosi nachweisen, dass ihr Einkommen aus legalen Quellen stammt. Fachleute sprechen von der Beweislastumkehr.

Die hiesige Gesetzesreform reicht nicht so weit: Nach wie vor müssen die Ermittler das Gericht überzeugen, dass bei Clan-Beschuldigten ein „Missverhältnis zwischen dem Wert des Gegenstandes und den rechtmäßigen Einkünften des Betroffenen“ besteht.

Meist versuchen Großfamilien ihre kriminellen Gewinne in Restaurants, Wettbüros, Spielhallen, Shisha-Bars oder in Immobilien rein zu waschen. Der Betrüger-Clan um den Leverkusener Boss Michael G., alias „Don Mikel“, ist so ein Fall. Der soll mit erschwindeltem Geld zahlreiche Häuser und Wohnungen gekauft haben. Seit Jahrzehnten ermittelt die rheinische Justiz gegen das Netzwerk der Familie. Meist aber kamen die Protagonisten mit glimpflichen Strafen davon.

Vor zwei Jahren wählten die Ermittler einen neuen Weg, um die kriminellen Machenschaften des Roma-Clans aus Leverkusen einzudämmen. Akribisch verfolgten sie die Geldströme des Clans und beschlagnahmten Immobilien, teure Autos, Uhren und Schmuck. Den Justiz-Behörden gelang es, die Finanzflüsse des Syndikats aufzuhellen und durch richterliche Beschlüsse auszutrocknen. Neben den Vorwürfen wie bandenmäßige Betrügereien, Sozialhilfe-Schwindel, Steuerhinterziehung und Kreditgaunereien zielten die Ermittlungen darauf ab, die Großsippe am Nerv zu treffen: beim Versuch, ihre kriminellen Einnahmen in legale Geschäfte zu investieren.

Die vier Hauptclans

Al-Zein: Die Großfamilie ist eine der mächtigsten in Berlin und im Ruhrgebiet, besonders in Essen. Zu dem Clan zählen etwa 5000 Mitglieder. Ihr Oberhaupt ist Mahmoud Al-Zein, selbst ernannter „Pate von Berlin“.

Omeirat: Die Familie ist hauptsächlich im Ruhrgebiet aktiv. 2015 wurde Boxer Manuel Charr von einem Mitglied der Al-Zein-Familie angeschossen. Womit die Familie ihr Geld verdient, ist unklar.

Miri: Ramadan A., Anführer des Clans mit Schwerpunkt in Bremen, wurde im Herbst 2018 festgenommen. Die Familie soll mit Marihuana und Koks in Bochumer Shisha-Bars handeln.

Remmo: Die Familie Remmo soll vor allem mit Immobilien gehandelt haben. Einige Objekte wurden beschlagnahmt. Zu, Clan zählen 500 Mitglieder in Berlin und Essen.

Die Strategie der Staatsanwälte und der Polizei erinnert an die Taktik, wie einst die US-Strafverfolger den Mafia-Boss Al Capone überführten. Capone musste letztlich wegen Steuerhinterziehung für zehn Jahre ins Gefängnis. Bei Michael G. scheinen die umfangreichen Nachforschungen der Kölner Ankläger und der Kripo zu ähnlichen Erfolgen zu führen. Am Ende enttarnten die Strafverfolger ein mutmaßlich kriminelles Netzwerk von mehr als 40 Personen mit dem stämmigen Finanzschieber der Großfamilie an der Spitze.

Wiederholt konferierte G. mit seinem Vater über Millionenbeträge. In belauschten Telefonaten stellte er klar, dass tatsächlich er und kein anderer die Immobilien gekauft hat. Seine Frau rief ihn an und wollte wissen, ob er ganz Köln gekauft hätte. „Don Mikel“ sagte lachend: „Drei Häuser und 40 Parkplätze.“

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Meist aber geben sich Clan-Größen am Telefon weitaus konspirativer. An einem Oktobertag 2014 drehten Gangster des kurdisch-arabischen Remmo-Clans in Berlin ein großes Ding. Vier Mitglieder des Clans ließen sich zwei Tage lang in einer Sparkassen-Filiale einsperren.

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Bei einer Razzia in Leverkusen wurden mehrere Luxuskarossen sichergestellt.  

Seelenruhig räumte das Quartett die Schließfächer mit Schmuck, Bargeld und Uhren aus. Um ihre Spuren zu verwischen, sprengten die Einbrecher kurzerhand die Filiale in die Luft. Dabei wurde einer der Männer verletzt und später in Rom verhaftet. 2015 musste der damals 33-Jährige für acht Jahre in Haft. Die Millionen-Beute blieb aber bis heute verschwunden.

Die weiteren Nachforschungen ergaben, dass der Clan über ein Netzwerk von Strohleuten im Libanon und Berlin professionell seine kriminellen Einkünfte in saubere Geschäfte investierte. Die Spur führte zu einem ausgeklügelten System der Geldwäsche.

Im Juli 2018 beschlagnahmten Finanzermittler 77 Immobilien des Clans – von Eigentumswohnungen über Grundstücke bis hin zu einer Kleingartenanalage. Ihr Wert: knapp zehn Millionen Euro.

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