MallorcaExperte sicher: „Ein Unglück wie im Medusa Beach Club kann wieder passieren“

Nach der Begutachtung einiger Gebäude an der Playa de Palma ist ein Experte sicher: Es kann wieder passieren.

von Eva Gneisinger (eg)

Nach dem Einsturz des Medusa Beach Clubs auf Mallorca, bei dem vier Menschen, darunter auch zwei deutsche Urlauberinnen ums Leben kamen, wurde die mangelhafte Bausubstanz der Gebäude an der Playa de Palma scharf kritisiert. 

Die Terrasse im oberen Stockwerk des Beach Clubs hatte weder eine Lizenz für die Nutzung noch für den gastronomischen Betrieb. Zudem war das Gebäude bei der Inspektion ITE im Jahr 2023 durchgefallen.

Mallorca: Gebäude an der Playa de Palma sind oft in mangelhaftem Zustand

Die meisten Gebäude an der bei Urlauberinnen und Urlaubern beliebten Partyhochburg Playa de Palma stammen aus den 1950er bis 1970er Jahren – und haben ihre besten Zeiten bereits hinter sich, wie der Bausachverständige Oliver Girharz gegenüber der „Mallorca Zeitung“ erklärt.

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Zudem habe die schnelle und billige Bauweise zu Beginn des boomenden Tourismus auf der Insel dazu geführt, dass bei vielen Häusern an dem Beton gespart wurde. Ein Vorgehen, das jetzt Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Nach einer Begutachtung der Gebäudekomplexe an der Playa de Palma fällt der Experte ein hartes Urteil: „Ein Unglück wie im Medusa Beach Club kann wieder passieren.“

Deutsche Urlauberinnen tot

Einsturz-Drama im Medusa Beach Club auf Mallorca

Besonders von den Gebäuden, die unmittelbar an der Promenade und dadurch nur wenige Meter vom Meer entfernt stehen, gehe ein erhöhtes Risiko aus: „Die Gischt, vor allem im Winter, treibt viel Feuchtigkeit aufs Land. Und die greift den Beton an“, so der Experte.

Durch Risse im Beton haben die Feuchtigkeit, das Salz und der Sauerstoff leichtes Spiel und tragen dazu bei, dass das Eisen unter dem Beton anfängt zu rosten und sich ausdehnt: „Wenn das Volumen des Eisens wächst, sprengt es die Betonteile weg. Dann müsste eigentlich dringend saniert werden.“

Gebäude rund um die Diskothek „Oberbayern“ in schlechtem Zustand

Saniert wurde vor allem rund um die Diskothek „Oberbayern“ und den Nachtclub „Búho Verde“ am Ballermann 6 seit Jahren nichts mehr. Experte Girharz verweist auf die blauen Netze und schwarzen Kuntstoffbänder an einigen Balkonen, die offenbar verhindern sollen, dass Betonteile herabstürzen. Durch den Beton ziehen sich zudem tiefe Risse, teilweise ist die Verkleidung des Gebäudes abgerissen, sodass die Betonträger sichtbar sind.

Risse im Beton finden sich an vielen Balkonen und Stützpfeilern von Gebäuden an der Playa de Palma. Der Experte gibt Entwarnung: Ein Riss allein reiche nicht aus, um ein Gebäude zum Einsturz zu bringen. Es müssen mehrere Faktoren zusammenkommen.

Dennoch ist Vorsicht geboten, wenn sich größere Risse in der Fassade bilden oder sich sogar Betonteile lösen. Eine schnelle Instandsetzung ist dann essenziell, um größeren Schäden vorzubeugen: „Wenn erst einmal das Eisen frei liegt und rostet, dann hilft nur noch eine Betonsanierung“, erklärt der Bausachverständige.

Damit so ein Unglück wie das im Medusa Beach Club nicht noch einmal passiert, werden die Kontrollen der Gebäude nun massiv verstärkt.