Eine junge angehende Polizistin und ein junger Beamter, zwei Menschen werden in Kusel brutal aus dem Leben gerissen. Am Freitag gedachte die Polizei in ganz Deutschland ihrer Kollegin und ihrem Kollegen. Und veröffentlichte ein Gedenken, das einem das Herz zerreißt.
„Kommt schnell – die schießen“Nach brutalem Mord in Kusel: Worte der Polizei zerreißen einem das Herz
Um Punkt 10 Uhr herrschte Stille in ganz Deutschland. Im gesamten Land gedachten Polizistinnen und Polizisten der im rheinland-pfälzischen Kusel getöteten Kollegin und ihrem Kollegen. Und nicht nur sie: Auch Bürgerinnen und Bürger waren teils bei Glockengeläut in Andacht versunken. Einige Straßenbahnen und Busse standen vorübergehend mit Warnblinklicht still.
Der brutale Mord in der Nacht von Sonntag zu Montag macht selbst die erfahrensten Ermittler fassungslos – ebenso wie das mutmaßliche Motiv für diese Bluttat.
„Kommt schnell – die schießen“, das waren die letzten Worte des 29 Jahre alten Polizeioberkommissars. Die Täter haben ihn mit einem Jagdgewehr erschossen, viermal sei auf ihn geschossen worden, heißt es im Bericht. Seiner Kollegin, eine 24 Jahre alte Studentin, die kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung stand und ein Praktikum in der Polizeiinspektion Kusel machte, schossen die Täter mit einer Schrotflinte in den Kopf.
Sie sei „arglos“ gewesen, als der Schuss fiel, heißt es von der Staatsanwaltschaft.
Polizei über Mord in Kusel: „Funkspruch hat sich in Köpfe gebrannt“
„Kommt schnell – die schießen.“
„Dieser Funkspruch hat sich seit dem 31. Januar 2022 in unsere Köpfe eingebrannt. Gesendet wurde er als verzweifelter Hilferuf durch beiden in dieser Nacht brutal ermordeten Kollegin und des Kollegen“, sagte der hessische GdP-Landesvorsitzende Jens Mohrherr am Freitagmorgen. „Es geht weit über unsere Vorstellungskraft hinaus, was an diesem frühen Morgen des 31. Januar in unserem Nachbarland geschehen ist.“
In der Mitteilung der GdP heißt es weiter: „Die Art und Weise, die Beweggründe und alle Begleitumstände lassen uns erschaudern, auch heute noch.“ Zwei junge Menschen haben ihr Leben gelassen „für das, was unser Land ausmacht.“ Auch für diese beiden sei es der Antrieb gewesen, Recht und Freiheit zu verteidigen. „Ihnen wurde auf brutalste Art ihr Einstehen dafür geraubt.“
Polizei über Mord in Kusel: „Geht weit über unsere Vorstellungskraft hinaus“
Worte, die einem das Herz zerreißen. „Es geht auch weit über unsere Vorstellungskraft hinaus, was die Angehörigen und Familien durchleben müssen“, heißt es weiter. Die Bilder, welche die Kolleginnen und Kollegen am Tatort sehen mussten, „werden sich für immer in ihren Köpfen einbrennen. Unvorstellbar.“
Man sei davon überzeugt, „dass es lange dauern wird, bis die Angehörigen, Familien und alle Kolleginnen und Kollegen in Rheinland-Pfalz und auch bundesweit dieses Verbrechen verarbeitet haben. Wenn dies überhaupt gelingen kann.“
„Bis dahin bleibt es unsere Pflicht, Yasmin Maria und Alexander – und alle anderen im Dienst getöteten Polizeibeschäftigten nicht zu vergessen.“
Unter dringendem Tatverdacht stehen zwei 32 und 38 Jahre alte Männer, die noch am Tag des Mordes festgenommen wurden und nun in Untersuchungshaft sitzen. Sie sollen die Polizistin und den Polizisten gemeinschaftlich ermordet haben. Die Ermittler gehen von einem unglaublichen Motiv aus: Beide wollten offenbar Wilderei vertuschen.
Kusel: Motiv macht auch erfahrene Ermittler fassungslos
Der Leitende Oberstaatsanwalt Uwe Gehring antwortete bei einer Pressekonferenz zum Stand der Ermittlungen einen Tag nach dem Mord auf die etwas ungläubige Nachfrage eines Journalisten zum Motiv: „Es gibt ja wohl kaum ein vernünftiges Motiv für einen Mord. Jeder Mord ist unvernünftig.“ Es falle aber auf, so Gehring, „dass die Kapitaldelikte in letzter Zeit“ – er suchte kurz nach den richtigen Worten – „dass es ein Defizit an Erklärung gibt.“
Neben des Verdachts des gemeinschaftlichen Mordes besteht nun auch der Vorwurf der gewerbsmäßigen Wilderei. In dem Fahrzeug der mutmaßlichen Täter, das angehalten wurde, entdeckten die Beamten 22 Damwildkadaver, wie die Staatsanwaltschaft Kaiserslautern am Donnerstag mitteilte. Tierabfälle seien in der Wurstküche bei einem der beiden Verdächtigen entdeckt worden. 20 bereits ausgeweidete Wildtierkadaver und Tierabfälle wurden am Aufenthaltsort eines Verdächtigen entdeckt.
Vor der Tür: ein Kühlanhänger mit verkaufsfertig verpacktem Fleisch im Wert von mehreren tausend Euro. Die Razzien sind laut Staatsanwaltschaft aber noch nicht vollständig ausgewertet. Die Tiere gelten zunächst als Beweise.