Umstrittene PodcastsPromis setzen Spotify unter Druck – Streamingdienst reagiert

Neil Young (links) in Calabasas, Kalifornien, am 18. Mai 2016 und Podcaster Joe Rogan in Seattle am 7. Dezember 2012.

Neil Young (links, hier in Kalifornien am 18. Mai 2016) und Joe Rogan (in Seattle am 7. Dezember 2012). Young wirft Rogan vor, Falschinformationen über das Coronavirus zu verbreiten.

Corona-Falschinformationen auf Spotify? Dieser Vorwurf hat mehrere Prominente nun veranlasst, gegen den Streamingdienst vorzugehen. Einige Künstler wollen ihre Musik von der Plattform nehmen. Jetzt hat Spotify reagiert.

Noch immer sind viele Falschinformationen über Corona im Umlauf. Vor allem in den sozialen Medien finden sie rege Verbreitung. Auch Spotify bleibt davon nicht verschont. Jetzt äußerten Prominente zunehmend Kritik, einige zogen bereits Konsequenzen.

Angesichts dieser Kritik hat die schwedische Streaming-Plattform Spotify nun angekündigt, Hörer von umstrittenen Corona-Podcasts zu mehr Informationen über die Pandemie zu leiten. „Wir arbeiten daran, jeder Podcast-Episode, die eine Diskussion über Covid-19 enthält, einen Inhaltshinweis hinzuzufügen“, erklärte Spotify-Chef Daniel Ek am Sonntagabend (30. Januar 2022).

Spotify: Prinz Harry und Ehefrau Meghan besorgt

Zuvor hatten prominente Musiker wie Neil Young und Joni Mitchell ihren Rückzug von der Plattform verkündet. Auch der britische Prinz Harry und seine Frau Meghan äußerten sich besorgt.

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Über den technischen Hinweisen sollten die Hörer „Zugang zu datengestützten Fakten, aktuellen Informationen, die von Wissenschaftlern, Ärzten, Akademikern und Gesundheitsbehörden auf der ganzen Welt verbreitet werden, sowie Links zu vertrauenswürdigen Quellen“ erhalten, erklärte Ek. Zudem wolle das Unternehmen Richtlinien für Urheber von Inhalten veröffentlichen, in denen die Plattform genauer definiert, was sie als „gefährlich“ und „irreführend“ ansieht.

Ihm sei „klar geworden, dass wir eine Verpflichtung haben, mehr zu tun, um Ausgewogenheit zu schaffen und Zugang zu Informationen zu gewähren, die von den medizinischen und wissenschaftlichen Gemeinschaften weitgehend akzeptiert werden“, erklärte der schwedische Milliardär. Die „neuen Bemühungen zur Bekämpfung von Fehlinformationen“ würden in den nächsten Tagen anlaufen, fügte er hinzu.

Der aus Kanada stammende Rockmusiker Neil Young hatte vor einigen Tagen seine gesamte Musik von der Streaming-Plattform entfernen lassen. Der 76-Jährige hatte Spotify zuvor erfolglos aufgefordert, den Podcast des umstrittenen US-Comedians Joe Rogan zu entfernen.

Er warf Rogan vor, Falschinformationen über das Coronavirus zu verbreiten. „Spotify ist zu einem Ort der potenziell tödlichen Desinformation über Covid geworden“, kritisierte Young. Dem schloss sich Joni Mitchell am Freitag an.

Rogan ist einer der beliebtesten Podcast-Hosts weltweit. Ihm wird vorgeworfen, unter anderem von der Impfung Jugendlicher abgeraten und für die Behandlung von Covid-19 mit dem vorwiegend in der Tiermedizin eingesetzten Entwurmungsmittel Ivermectin geworben zu haben. Vergangenes Jahr hatte der 54-Jährige mit Spotify einen geschätzt 100 Millionen Dollar (89 Millionen Euro) schweren Exklusiv-Vertrag geschlossen.

Das sagt US-Moderator Joe Rogan zu den Vorwürfen

Inzwischen hat sich der US-Moderator Joe Rogan selbst zu Wort gemeldet. In einem knapp zehnminütigen Video sagte der 54-Jährige mit Blick auf seine Kritiker Neil Young und Joni Mitchell: „Es tut mir sehr leid, dass sie sich so fühlen, das ist ganz sicher nicht, was ich möchte. Ich bin ein großer Neil Young Fan.“ Zu seiner eigenen Show sagte er: „Ich plane alles selbst und mache es nicht immer richtig.“

Darüber hinaus zeigte sich der Moderator damit einverstanden, dass der Streamingdienst Beiträge zu Covid-19 künftig mit einem Hinweis versehen will. Das Video-Statement von Rogan wurde kurz nach der Veröffentlichung auf Instagram bereits zwei Millionen Mal aufgerufen.

Organisation Archewell von Prinz Harry und Meghan Markle äußert Bedenken, behält aber Millionen-Deal

Die von Prinz Harry und Meghan Markle gegründete Organisation Archewell teilte unterdessen am Sonntag (30. Januar 2022) mit, sie habe ebenfalls ihre „Bedenken“ gegenüber Spotify geäußert. Die Plattform solle „sicherstellen, dass die Änderungen vorgenommen werden, um diese Gesundheitskrise zu bekämpfen“.

Anders als die Young und Mitchell sei Archewell jedoch entschlossen, seine Zusammenarbeit mit Spotify fortzusetzen, wenn die Plattform ihre Ankündigungen in die Tat umsetze. Harry und Meghan haben einen 25 Millionen Dollar (22 Millionen Euro) schweren Vertrag mit Spotify. (dpa/afp)