Makaberer Trend inklusiveWegen Ukraine-Krieg: Russlands Bestatter können sich vor Aufträgen kaum retten

Eine Uhr liegt auf dem Sarg eines im Zweiten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten.

Eine Uhr liegt auf dem Sarg eines im Zweiten Weltkrieg gefallenen deutschen Soldaten. In Russland erleben Bestatter wegen des Kriegs in der Ukraine gerade einen Boom.

Während der Krieg in der Ukraine weiter tobt, erleben Bestatter in Russland gerade einen Rekord an Auftragseingängen.

von Steven Salentin  (sal)

Es sind Bilder, die auf den ersten Blick lustig aussehen mögen: Ein junger Mann hat sich in einen Sarg einsperren lassen, neben ihm steht seine Freundin. Beide blicken lächelnd in eine Smartphone-Kamera, die sogleich auslöst.

Doch was, wenn das Gespielte Realität wird? Im Zuge des Ukraine-Krieges kein allzu unwahrscheinliches Szenario.

Ukraine-Krieg: Bestatter in Russland werden überrannt

Dass sich junge Erwachsene – einige früher, andere später – mit dem Tod auseinandersetzen müssen, ist normal. Doch geht es um das eigene Ableben, bekommt das Ganze einen ganz anderen Geschmack.

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Für Soldatinnen und Soldaten, die in Russlands Angriffskrieg in der Ukraine beteiligt sind, sind solche Gedanken aktuell allerdings omnipräsent – genauso wie für ihre Familien.

Denn an ihnen bleibt im Fall der Fälle die Aufgabe hängen, das Begräbnis zu organisieren. Aufseiten der russischen Armee sollen bereits weit mehr als 100.000 Menschen ihr Leben gelassen haben. Und die wollen von ihren Familien angemessen unter die Erde gebracht werden.

Dabei helfen natürlich Bestattungsunternehmen – die laut einem Bericht von „The Insider“ nach dem Corona-Boom (Russland hatte zeitweise die höchste Todesrate der Welt) gerade einen weiteren Rekord-Auftragseingang verzeichnen.

Russland: Särge im Camouflage-Design

Das Geschäft mit dem Tod der Soldatinnen und Soldaten ist in Russland gerade ein riesiges. Neben Särgen und allem möglichen Zubehör ist auch die Aufbereitung der vom Krieg gezeichneten Körper gewünscht.

„Zuerst waren es meistens nur Wunden von Kugeln, oft von Snipern“, erzählt Bestatter Maxim Kolesov, der sich auf die kosmetische Präparation der Leichen spezialisiert hat, dem Magazin. „Dann kamen Wunden von Großkalibern dazu, dann welche von Mörsern und Schrapnellen. Und dann kamen die von Raketen wie HIMARS, die alles wie ein Sieb durchlöchern.“

In einem solchen Fall brauche Kolesov bis zu zwölf Stunden zur Aufbereitung. Anschließend werde der oder die Tote dann in einem halboffenen Sarg beerdigt werden – denn diese seien gerade ganz hoch im Kurs.

Ebenfalls zum Trend werden könnten laut Boris Jakuschin, Veranstalter der Bestattermesse „Necropolis“, die einmal jährlich in Russland stattfindet, an den Krieg angelehnte Produkte. Er wolle schon bald alles Mögliche im Camouflage-Look anbieten – und darüber hinaus Vorlagen für Grabsteine in und mit den russischen Kriegssymbolen „Z“ und „V“.

Es scheint ganz so, als würden ihm die Ideen nicht ausgehen. Bleibt zu hoffen, dass ein schnelles Ende des Kriegs seinen kreativen Fluss jäh stoppt.