Die Corona-Zahlen steigen, das RKI betont ausdrücklich, wie wichtig der Inzidenzwert ist. Doch deutschen Politikern passt das offenbar gar nicht – sie wollen weg von der Wichtigkeit des Inzidenzwertes. Aber warum?
Ärger um hohe InzidenzenWarum wollen Politiker nicht auf das RKI hören?
Berlin. Zoff zwischen Politik und Wissenschaft: Die Inzidenz sollte nach Ansicht des Robert Koch-Instituts weiterhin der Leitindikator für die Infektionsdynamik bleiben. Das geht aus einem Papier hervor, das RKI-Chef Lothar Wieler bei einer Schaltkonferenz mit den Chefs der Staatskanzleien der Länder präsentierte. Deutschen Politikern passt das aber offenbar nicht in den Kram...
„Inzidenz ist Leitindikator für Infektionsdynamik (hohe Inzidenzen haben zahlreiche Auswirkungen)“, heißt es in dem Papier, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt und über das zuerst die „Bild“ und „The Pioneer“ berichtet hatten.
Die 7-Tage-Inzidenz bleibe wichtig, um die Corona-Situation in Deutschland zu bewerten und frühzeitig Maßnahmen zur Kontrolle zu initiieren. Nach Informationen der „Bild“ soll es deshalb in der Schalte zu größeren Diskussionen gekommen sein, weil viele Bundesländer möglichst schnell von der Inzidenz als wichtigstem Kriterium abkommen wollen. Aber warum wollen die Politiker hohe Inzidenzen unwichtig machen?
Keine Lust auf Inzidenzwert: Wollen deutsche Politiker so die Pandemie beenden?
Heißt das etwa, deutsche Politiker wollen trotz hoher Inzidenzen weiter munter lockern? Soll die Pandemie so möglichst schnell beendet werden? Konkrete Antworten auf diese Fragen wird niemand geben können. Sollte das aber wirklich die Intention sein, dann könnte das ein sehr gefährlicher Trugschluss werden. Das Virus lässt sich sicherlich nicht von Politikern vorschreiben, wann die Pandemie offiziell beendet sein soll.
Ein Blick nach Großbritannien deutet an: Auch Premierminister Boris Johnson wollte die Pandemie mit Beschlüssen beenden. Corona-Schutzmaßnahmen wurden beendet. Nun schnellen die Infektionszahlen nach oben. Die Delta-Variante wütet in Großbritannien, Massen von Menschen sind in Quarantäne. Die Müllabfuhr kommt nicht, Supermarktregale sind leer – denn wer in Quarantäne ist, der darf nicht arbeiten...
Inzidenzen in Deutschland steigen: NRW setzt Inzidenzstufe 3 aus
Manch einem Einwohner von NRW mag aktuell vielleicht mulmig werden: Durch eine Änderung in der Corona-Schutzverordnung hat das Bundesland Nordrhein-Westfalen die höchste regionale Inzidenzstufe 3 für rund drei Wochen ausgesetzt. Spart sich Landesvater Armin Laschet auf diese Art im Kanzler-Wahlkampf unbeliebte Einschränkungen bei den Gastros?
Zur aktuellen Lage in Deutschland heißt es in dem Papier, dass die Inzidenzen seit rund drei Wochen wieder stiegen, der Anteil der Hospitalisierungen seit rund zwei Wochen. „Die vierte Welle hat begonnen.“
Hohe Impfquoten alleine seien nicht ausreichend, die vierte Welle flach zu halten, heißt es weiter. Zusätzliche „Basisschutz-Maßnahmen“ seien notwendig, um die vierte Welle so zu senken, dass die Patientenzahlen in Krankenhäusern nicht zu hoch würden. Als Maßnahmen nennt das Papier eine Reduzierung der Kontakte sowie eine Reduktion der Mobilität. (dpa/dok)