Darf man in einem Land wie Deutschland, in dem es keine Impfpflicht gibt, überhaupt „ungestraft ungeimpft“ sein? Darüber diskutierte Anne Will am Sonntagabend (31. Oktober) mit Karl Lauterbach, Sahra Wagenknecht, Christina Berndt und Marco Buschmann.
„Sie erzählen Unsinn“Karl Lauterbach poltert bei Anne Will gegen Sahra Wagenknecht
Köln. Die Debatte um den Fußball-Star Joshua Kimmich hält an: Nachdem dieser öffentlich angab, nicht geimpft zu sein, diskutiert die deutsche Öffentlichkeit über den Umgang mit Ungeimpften in unserer Gesellschaft. Ist es richtig, Ungeimpfte zu stigmatisieren, möglicherweise sogar vom öffentlichen Leben auszuschließen?
Laut dem SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach wäre eine 2-G-Regelung, also eine Regelung, dass nur Geimpfte oder Genesene etwa ins Restaurant gehen dürfen, durchaus sinnvoll. Aktuell drohe erneut eine Überlastung des Gesundheitssystems. „Wir sind in großen Städten schon am Limit“, so Karl Lauterbach.
Diskussion bei „Anne Will“: Wie geht man mit Impf-Skeptikern um?
Nun gebe es noch zwei Möglichkeiten: „2G ist das eine, und zum zweiten die Booster-Impfung, so schnell es geht.“ Eine Booster-Impfung für Vorerkrankte reduziere nicht nur die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs einer Covid-19-Erkrankung drastisch, sondern auch die Wahrscheinlichkeit, das Virus weiterzugeben.
Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht widerspricht dem SPD-Politiker. Wagenknecht, die selbst nicht gegen das Virus geimpft ist, hält die Impffrage für eine individuelle Entscheidung. „Es soll jeder für sich selbst entscheiden“, findet sie. „Das ist doch mein Recht und ich muss das nicht öffentlich begründen. “
Auch Fußballer Joshua Kimmich habe die Frage nach der Impfung nur beantwortet, weil er von Zeitungen gelöchert worden sei. „Und wenn man die Leute löchert, die nicht geimpft sind, dann begründen sie irgendwann, warum sie nicht geimpft sind“, so Wagenknecht.
Sahra Wagenknecht bei „Anne Will“: „Ganze Debatte ist moralisch aufgeladen“
„Ich finde, die ganze Debatte ist so moralisch aufgeladen und aufgeheizt. Das ärgert mich wirklich“, so die Politikerin. Wagenknecht zweifle außerdem an der Sicherheit der aktuell verwendeten Impfstoffe.
Die Sorgen um mögliche Nebenwirkungen der in der EU zugelassenen Impfstoffe möchte Karl Lauterbach ihr nehmen: Man könne klar ausschließen, dass sich in einigen Jahren unerwartete Impf-Nebenwirkungen zeigten.
„Es ist noch nie so gewesen, dass bei einem Impfstoff eine Nebenwirkung sehr spät aufgetreten ist. Was passiert ist, war, dass eine Nebenwirkung sehr selten war, und dass man sie erst gesehen hat, indem viele Leute geimpft worden sind. Aber dann sah man es trotzdem früh“, so Lauterbach.
„Man darf die Menschen nicht verunsichern, die wir jetzt zur Impfung bitten. Die Impfungen sind sicher“, so Lauterbach weiter.
Eine Impfung sei laut Lauterbach keine rein individuelle Frage: „Ist es auch, aber es ist auch eine gesellschaftliche. Sie schützen nicht nur sich selbst, sondern Sie schützen auch andere.“
„Unsinn“: Karl Lauterbach schimpft bei „Anne Will“ über Sahra Wageknecht
Auch Sahra Wagenknechts Argument, dass junge Menschen rund um die 30 kaum gefährdet seinen, schwer an Corona zu erkranken, ließ der Politiker nicht auf sich sitzen.
„Frau Wagenknecht, bleiben Sie doch bei der Sache“, so der Politiker. „Ich widerspreche Ihnen hier, sage ich mal, emotional, weil Sie in dieser Hinsicht, ich sag mal, offen gesagt, in der Hinsicht zumindest, Unsinn erzählen.“ Corona sei auch für 30-Jährige gefährlich – „daher empfehlen wir die Impfung“. (alt)