Bundestagswahl 2025Wahl am Rande des Abgrunds: Für diese Vier geht es heute um (fast) alles

FDP-Chef Christian Lindner spricht während einer Wahlkampfveranstaltung in Nürnberg. Schafft seine Partei es über die Fünf-Prozent-Hürde.

FDP-Chef Christian Lindner spricht während einer Wahlkampfveranstaltung in Nürnberg. Schafft seine Partei es über die Fünf-Prozent-Hürde?

Der Countdown läuft zur Wahl des 21. Deutschen Bundestags: Es geht um die Zukunft Deutschlands – aber auch um die politische Zukunft einiger politischer Akteure. Sie kämpfen um (fast) alles.

Es war ein heißer und emotionaler Wahlkampf. Die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten haben in den vergangenen Wochen alles versucht: an Themen, in der Ansprache, bei den Milieus. Manches hat funktioniert, einiges nicht.

Für einige von ihnen geht es jetzt um ihre politische Zukunft: Wie es für sie weitergeht, entscheidet sich nach der Bundestagswahl 2025 ab 18 Uhr.

Christian Lindner: Es droht das Ende seiner politischen Karriere

Als zurückhaltend war Christian Lindner nie bekannt, aber so umtriebig wie in diesen Tagen war er selten. Jede Sendeminute, jede Schlagzeile, jede Chance auf Aufmerksamkeit nutzt der FDP-Chef, um seine Partei am Sonntag doch noch über fünf Prozent zu hieven. Die Bundestagswahl ist auch für Lindner selbst schicksalhaft: Schafft er es, will er die FDP wieder in die Regierung und sich erneut ins Finanzministerium bringen. Scheitert er, wäre das womöglich das vorläufige Ende einer beispiellosen politischen Karriere.

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Trotz Umfragewerten von stabil unter fünf Prozent will er noch an den Wiedereinzug glauben - und sogar an ein erneutes Ministeramt. „Vier Prozent können auch sechs Prozent sein“, sagt er mit Blick auf Fehlertoleranzen von Umfragen.

Sollte er sich aber irren, glauben nur wenige daran, dass Lindner die FDP nochmal durch die außerparlamentarische Opposition schleift. Es heißt, er habe viele Möglichkeiten, wieder in die freie Wirtschaft zu wechseln. „Machen Sie sich um mich keine Sorgen“, sagt Lindner dazu. Und lächelt.

Sahra Wagenknecht – Triumph oder Karriereende?

Das vor einem Jahr gegründete Bündnis Sahra Wagenknecht hatte erstaunliche Erfolge. Doch gut eine Woche vor der Wahl schwächelt es in den Umfragen. Geht dem Projekt die Puste aus?

Mit Umfragewerten von 4 bis 5,5 Prozent sieht es knapp aus für den Sprung über die Fünf-Prozent-Hürde. Und ein Scheitern am 23. Februar, so hat es Wagenknecht nun mehrfach angedeutet, wäre voraussichtlich auch das Ende ihrer politischen Laufbahn.

Sahra Wagenknecht, Parteivorsitzende des BSW, wird vor der „Schlussrunde“ geschminkt. Zieht ihre Partei in den Bundestag ein?

Sahra Wagenknecht, Parteivorsitzende des BSW, wird vor der „Schlussrunde“ geschminkt. Zieht ihre Partei in den Bundestag ein?

„Die Wahl ist auch eine Abstimmung über meine politische Zukunft“, bekräftigt sie zuletzt im ARD-Hörfunk. Auf die Nachfrage, ob das ihr Karriereende wäre: „Objektiv ist es das, weil man ohne Bundestagsmandat nicht mehr gehört wird. Aber ich denke über diesen Fall gar nicht nach, weil ich sehr zuversichtlich bin, dass wir oberhalb von fünf Prozent landen.“

Olaf Scholz: Kampf bis zum Ende

Olaf Scholz kämpft bis zum Schluss: bei Wahlkampfauftritten, in Bürgerrunden und TV-Studios. Der Kanzler will nach der Bundestagswahl wieder die Regierung führen. Doch in den Umfragen hat sich praktisch nichts bewegt, seitdem Scholz Ende November von der SPD erneut zum Kanzlerkandidaten ausgerufen wurde.

Auch in den letzten Tagen vor der Wahl versucht Scholz, die Hoffnung auf eine „Aufholjagd“ wie vor der Bundestagswahl 2021 am Leben erhalten. „Ich spiele nicht nur auf Sieg, ich will auch gewinnen“, sagt der 66-Jährige. Doch die SPD verharrt in den Umfragen bei 14 bis 17 Prozent und steht damit hinter Union und AfD nur auf Platz drei.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gibt in dem Wahllokal in der IHK in Potsdam seine Stimme ab.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gibt in dem Wahllokal in der IHK in Potsdam seine Stimme ab.

Die Wahlkampf-Strategie der Sozialdemokraten funktioniert nicht: Merz ein Kandidat ohne Regierungserfahrung - egal. Der Unionskandidat will die Renten kürzen - verpufft. Und selbst als der CDU-Chef hinnimmt, dass ein Unionsantrag zur Verschärfung der Migrationspolitik nur mit AfD-Hilfe eine Mehrheit im Bundestag bekommt - kein Schub für die SPD. Am Sonntag kommt für Scholz nun die Stunde der Wahrheit.

In der Union werben viele für die Roten als kleinen Koalitionspartner. Von Scholz bliebe im Kanzleramt das Porträt für die Galerie der Bundeskanzler. Er ist es geworden. Und mit 66 wäre Schluss. Auch an der Parteispitze dürfte es, sollten sich die schlechten Umfragen bewahrheiten, ein Beben geben.

Robert Habeck: Minister oder Karriereende?

Der Kanzlerkandidat der Grünen, Robert Habeck, sah sich von Anfang an als Außenseiter im Wettbewerb um die Kanzlerschaft. „Klar bin ich der Underdog“, sagte Habeck der Wochenzeitung „Die Zeit“. Er gab sich dennoch optimistisch. „Das Rennen ist noch nicht gemacht. Vor uns liegt ein sehr kurzer, intensiver, letztlich offener Wahlkampf.“

Wie geht es für Robert Habeck weiter? Hier ist er in Hamburg am 21. Februar zu sehen.

Wie geht es für Robert Habeck weiter? Hier ist er in Hamburg am 21. Februar zu sehen.

Doch die Grünen stagnieren in den Umfragen. Und für Robert Habeck geht es um nicht weniger als seine politische Existenz. Nur eine Koalition mit der Union und ein Ministeramt könnten ihn auf der großen politischen Bühne halten. Müssen die Grünen in die Opposition und schneiden schlechter ab als 2021, rechnen viele mit Habecks vorläufigem Karriere-Ende. (dpa/mg)