„Das macht fassungslos“ Eklat um neues CDU-Video, Laschet-Wahlkampf entsetzt

Mehrere Zuhörer stehen am 21. September neben einem Wahlkampfbus in Stralsund, um bei einer Wahlkampfkundgebung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet teilzunehmen.

Mehrere Zuhörer stehen am 21. September neben einem Wahlkampfbus in Stralsund, um bei einer Wahlkampfkundgebung mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet teilzunehmen.

Kurz vor der Bundestagswahl am Sonntag, 26. September, schlägt ein neues Wahlvideo der CDU hohe Wellen. Darin ist Laschet zusammen mit einem bekannten Querdenker zu sehen. Die politischen Gegner reagierten entsetzt.

Berlin. Das neue CDU-Wahlkampfvideo „Damit die Richtung stimmt: Beide Stimmen für CDU und CSU“ empört derzeit Politiker mehrerer Parteien.

In dem Clip ist eine kurze Szene zu sehen, in der Kanzlerkandidat Armin Laschet mit dem Querdenker Thomas Brauner spricht. Der Mann hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung Anfang September in Erfurt eine Absperrung durchbrochen, war zu Laschet auf die Bühne geeilt. „Erstmal abregen, zweitens Frage stellen“, entgegnete der CDU-Chef. Dann ließ er Brauner in sein Mikro sprechen. Er beklagte sich damals über Corona-Maßnahmen.

Aus dem Off sagt eine Stimme: „Erst denken, dann reden. Und auch mit denen, die eine kritische Haltung haben. Ja, gerade mit denen.“ Eine ähnliche Szene findet sich zwar auch in einem früheren CDU-Wahlwerbespot. Dort werden allerdings die gleichen Sätze über Bilder von Umwelt- und Klimaaktivisten gesprochen.

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In der CDU heißt es, bei den Mitgliedern komme das Video sehr gut an. Die Szene mit dem „Querdenker“ sei aus dem Wahlkampf in Erinnerung geblieben. Sie zeige, dass Laschet keinem Konflikt aus dem Wege gehe.

Nach der Veröffentlichung des CDU-Wahlwerbespots zeigen sich jedoch Politiker mehrerer anderer Parteien empört. Auch der frühere Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, zeigte sich entsetzt, dass die CDU „nach dem fürchterlichen Terror-Mord von Idar-Oberstein“ an dem Werbespot festhalte. Am Samstag hatte dort ein Maskengegner einen Tankstellen-Angestellten erschossen.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen schrieb auf Twitter, das Video sei „ein Hohn für alle, die mit Solidarität und Engagement gegen das Virus kämpfen“. Die Vizepräsidentin des EU-Parlaments, Katarina Barley (SPD), kritisierte in einem Tweet, die CDU biedere sich bei den „Querdenkern“ an und fische am rechten Rand.

Auch Karl Lauterbach, der Laschet schon kurz nach dem Ereignis im September dafür kritisierte, nicht den erforderlichen Corona-Abstand einzuhalten, schrieb nun auf Twitter: „Armin Laschet macht damit Werbung, dass er sich von einem Nazi-nahen Querdenker und Gefährder hat anschreien lassen. Während Kommunalpolitiker und andere vor solchen Leuten geschützt werden müssen. Bürgernah geht anders.“

Ein Journalist des Berliner „Tagesspiegel“ schreibt: „Das macht fassungslos, CDU: Armin Laschet macht Wahlwerbung mit dem Querdenker Thomas Brauner, der sogar Kontakte ins Neonazi-Milieu pflegt – ‚gerade mit denen reden‘, die ‚eine kritische Haltung haben‘.“

In der „Querdenker“-Szene wurde Brauner, ein ehemaliger Busfahrer aus Thüringen, durch eine Aktion im September 2020 bekannt. Damals hatte er Kinder im Schulbus aufgefordert, ihre Masken abzunehmen. Auf seinem Kanal im Messengerdienst Telegram zeigt er sich neben einem als „Volkslehrer“ bekannt gewordenen Rechtsextremisten und vergleicht die Corona-Maßnahmen mit der Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus. Erst vor wenigen Tagen teilte er einen Aufruf, in der Region Stuttgart einen Impfbus zu „verjagen“. (mg/dpa)