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Corona-Lage immer dramatischer Kommt bald doch eine Impfpflicht? Spahn zeigt sich besorgt

Die Corona-Lage in Deutschland wird immer dramatischer – die Zahlen in vielen Regionen explodieren. Spahn und Wieler haben am Mittwoch (3. November) erneut über die Pandemie-Lage informiert: Was ist mit den Booster-Impfungen? Wie soll die vierte Welle gebrochen werden?

Berlin. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn mahnte in der Pressekonferenz ab 11.30 Uhr angesichts der kritischeren Corona-Lage erneut zu Vorsicht. „Die Pandemie ist alles andere als vorbei“, sagte der CDU-Politiker. Vielerorts steige die Zahl der Intensivpatienten, teils würden schon Verlegungen in andere Krankenhäuser geplant. Er sprach sich für strengere Maßnahmen etwa für Pflegeheime aus.

Könnte für die Mitarbeiter der Pflegeheime und in anderen wichtigen Bereichen bald doch eine Impflicht kommen? Spahn bezog hier eine klare Stellung. Er zeigte sich besorgt darüber, dass das Personal bei einer solchen Pflicht ihre Arbeit niederlegt, statt sich spritzen zu lassen. „Dann haben wir ein Problem.“

Stattdessen machten sich Spahn und RKI-Chef Wieler für mehr Auffrischungsimpfungen stark. Das Tempo beim „Boostern“ reiche nicht. Die Länder sollten alle Menschen ab 60 Jahren anschreiben. Mit Blick auf die Praxen sagte Minister Spahn: „Zu viele Impfwillige finden aktuell keinen Arzt, der sie impft.“ Er wolle daher mit Ärztevertretern über Lösungen dafür sprechen.

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Corona-Pressekonferenz mit Spahn und Wieler: Alle Infos in Stichpunkten

Alle wichtigen Infos aus der Pressekonferenz mit gibt es in diesem Ticker. Hier fassen wir die wichtigsten Aussagen in übersichtlichen Stichpunkten für Sie zusammen:

  1. Es folgen die Fragen der Journalisten. Gibt es aufgrund der Lage einen Anlass, neu über eine Impfpflicht etwa für Personal in Pflegeheimen nachzudenken? In Regionen mit einer niedrigen Impfquote sei auch die Quote beim Pflegepersonal vergleichsweise gering. Es sei wichtig, jeden Tag die Lage neu zu bewerten, antwortet Spahn. Das tue auch der geschäftsführende Gesundheitsminister. „Meine Sorge bleibt, dass wenn wir eine Impfpflicht in den Berufsgruppen einführen, dass sie sich nicht impfen lassen, sondern dass sie weg sind“, so Spahn. „Dann haben wir ein Problem.“ Er befürchtet durch solch eine Pflicht eine Verhärtung der Meinungen. 
  2. Auch Sander nimmt Israel als Beispiel dafür, wie man sich „aus der vierten Welle rausboostert“. 
  3. Die Wirkung der Impfungen würden nach etwa fünf bis sechs Monaten abnehmen, auf ein gewisses Basis-Level, so Sander. Dieses Level würde zwar in der Regel ausreichen, immunologisch sei es aber schwieriger, einen kompletten Schutz aufrechtzuerhalten. Es gebe vermehrt Durchbruchsinfektionen. „In vereinzelten Fälle kommt es wieder zu schweren Infektionen und Todesfällen.“ Menschen mit Vorerkrankungen, Immunschwäche, aber auch das Pflegepersonal bräuchten daher „zeitnah“ eine Booster-Impfung, wie von der Stiko empfohlen. Vor allen Dingen Über-60-Jährige sollten sie in Anspruch nehmen.
  4. Leif Erik Sander von der Charité geht ebenfalls auf die steigende Belastung in den Intensivstationen ein. „Die Lage wird zunehmend angespannter.“ Sander wirbt ebenfalls für Impfungen, „sie sind sehr sicher“. Es sei bedauerlich, dass weiterhin ein sehr großer Teil der Bevölkerung diesen Impfstoff nicht in Anspruch genommen hat.
  5. „Wir alle schätzen unsere Freiheit, aber lassen Sie uns alle verantwortungsvoll mit ihr umgehen.“ Es gehe auch darum, „eigene Wünsche zurückzustellen“, um das Allgemeinwohl zu schützen. „Wir alle haben es selbst in der Hand, wie sich die Welle entwickeln wird.“
  6. Aber: „Impfungen sind keine Wunderwaffe“, so Wieler. Auch Geimpfte würden das Virus weitertragen und können sich anstecken. Deshalb brauche es zusätzlich die bekannten Hygiene-Regeln. Er warnt: „Wenn Sie akute Atemwegsprobleme haben, bleiben Sie Zuhause und lassen sich testen.“
  7. Der RKI-Präsident warb erneut dafür, sich impfen zu lassen. Zu viele Menschen seien noch ungeimpft. „Es gibt keinen Grund, das nicht zu tun. Die Impfstoffe sind sicher und wirksam.“ 
  8. Wieler erklärt anschließend, dass die Corona-Lage sich zuspitze. „Die vierte Welle entwickelt sich so, wie wir es befürchtet haben“. Die Regeln würden nicht ausreichend umgesetzt, die Impfquote reiche nicht. „Auch viele Geimpfte werden sich anstecken, vor allen Dingen Ältere, die ohnehin gefährdet sind.“ Wieler weiter: „Es werden wieder viele Menschen sterben, das Gesundheitssystem wird wieder stark belastet.“
  9. Spahn verweist auf das Beispiel Israel: Dort wurde bereits im Juli mit Booster-Impfungen begonnen. Mittlerweile kann sich jeder, der mindestens 12 Jahre alt ist, drittimpfen lassen. Spahn ist überzeugt davon, dass Israel so die vierte Welle besiegt habe.
  10. „Das Tempo beim Boostern reicht nicht“, so Spahn. Es sei jetzt wichtig, dass mobile Impfteams schnellstmöglich die vulnerablen Gruppen in Pflegeheimen erreichen. Am Donnerstag wolle Spahn mit Vertretern der Ärzteverbände diskutieren, wie auch Hausärzte dabei helfen können, mehr zu Impfen. „Zu viele Impfwillige finden aktuell keinen Arzt, der sie impft.“ Auch Länder müssten nun ihre Impf-Angebote wieder ausbauen.
  11. In Regionen mit einer besonderen Belastung appelliert Spahn für eine strengere 2G-Strategie. „Das hat nichts mit Impf-Mobbing zu tun, es geht darum, eine Überlastung des Gesundheitswesens zu vermeiden.“ Gerade in Regionen wie Sachsen zeige sich, wie wichtig 2G ist. 
  12. Es brauche nun drei Punkte, um gegen die Welle anzukommen: 3G- und AHA-Regeln müssten konsequent umgesetzt und „konsequenter kontrolliert“ werden, es müsse verpflichtende Testkonzepte für Pflegeheime geben, auch für das Personal und Besucher, zudem seien „viele, viele Auffrischimpfungen“ nötig. 
  13. Spahn erklärt zu Beginn, dass „die Pandemie alles andere als vorbei ist“, die vierte Welle sei jetzt mit voller Wucht angekommen. „Es braucht jetzt die Eigenverantwortung und Vorsicht jedes Einzelnen“, so Spahn. Es sei eine „Pandemie der Ungeimpften“. Das zeige sich vor allen in Regionen mit vergleichsweise geringen Impfquoten, wie etwa Sachsen und Thüringen.

Booster: Für wen gibt es die dritte Impfung in Deutschland?

Was ist ein Booster? Damit ist eine dritte Impfung gemeint. Wer beispielsweise zu den Ersten gehört hat, die 2021 geimpft wurden, der kann mit einer dritten Corona-Impfung seinen Schutz vor dem Virus auffrischen und damit noch weiter verbessern.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt sogenannte Booster-Impfungen bisher vor allem für Menschen ab 70 und Risikogruppen (scher Erkrankte und immunschwache Menschen. Die Stiko und Ärztevertreter hatten am Dienstag dafür plädiert, entsprechend dieser Empfehlung zunächst bestimmte Gruppen zum Vermeiden schwerer und tödlicher Verläufe erneut zu impfen.

Spahn plädierte kürzlich sogar dafür, bereits Menschen ab 60 Jahren zur erneuten Impfung einzuladen. Er wies zudem darauf hin, dass laut Impfverordnung grundsätzlich alle Menschen Anspruch auf eine Auffrischungsimpfung hätten.

Trotzdem sprach sich Jens Spahn noch vor Kurzem dafür aus, die pandemische Lage in Deutschland offiziell Ende November auslaufen zu lassen. Diese Entscheidung wurde von vielen Gesundheitsexperten kritisiert. (mg/dok)