Die Notfallmedizinerin Dr. Carola Holzner ist seit der Corona-Pandemie bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen – und offen Missstände zu kritisieren. Diesmal nimmt sie sich Karl Lauterbach und die Bundesregierung vor und wütet auf Instagram gegen eine Entscheidung zum Pflegebonus.
„Merkt ihr eigentlich noch was?“„Doc Caro“ brutal ehrlich: Notfallärztin wütet über Karl Lauterbach
Lebensretterin, Buchautorin, Fernseh-Star – und eine Medizinerin mit Herz: Die Ärztin Carola Holzner (40), besser bekannt als „Doc Caro“, ist beliebt für ihre direkte Art. Auf ihrem Instagram-Account oder in ihrem Podcast informiert sie regelmäßig darüber, wie man Krankheiten erkennen, wie Erste Hilfe angewendet werden kann. Zuletzt war sie in der Sat.1-Doku-Reihe „Doc Caro – Einsatz mit Herz“ zu sehen.
Die 40-Jährige nutzt ihre Bekanntheit auf verschiedensten Kanälen, um vor allem eines zu tun: Leben zu retten.
Corona: „Doc Caro“ stinksauer über Entscheidung zum Pflegebonus
Doch „Doc Caro“ aus Duisburg, mittlerweile vielleicht Deutschlands bekannteste Notärztin, nimmt auch kein Blatt vor den Mund, wenn es um Kritik am Gesundheitssystem geht. Diesmal kritisiert sie scharf den jüngst beschlossenen Pflegebonus der Bundesregierung – und spricht damit vermutlich vielen Pflegekräften aus der Seele.
Schließlich ist für viele von ihnen die Arbeit unter Corona-Bedingungen eine besondere, oft extreme Belastung. Mit dem im Juni beschlossenen Pflegebonus wollen die Bundesregierung und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) diese Leistungen des vergangenen Jahres anerkenne.
In der Altenpflege wurde dieser Bonus zum Teil schon ausgezahlt, jetzt sollten die Kliniken an der Reihe sein. Doch viele Pflegekräfte werden wohl keine Prämie bekommen, ganze Berufsgruppen und zahlreiche Krankenhäuser leer ausgehen. Denn nach dem Gesetzestext müssen ganz bestimmte Kriterien erfüllt sein, um das Geld zu bekommen.
Corona: „Doc Caro“ wütend darüber, dass viele Beschäftigte leer ausgehen
Und das führt zu großer Wut bei der Notfallmedizinerin Carola Holzner, wie sie auf ihrem Instagram-Account ausführt. „Merkt ihr eigentlich noch was?“, schreibt sie dort. „Lieber Karl Lauterbach, sehr geehrte Bundesregierung!“
Ein Kritikpunkt: Die Notaufnahmen der Nation bekommen keinen Cent von dem Bonus. Und das, obwohl auch dort die Patientenzahlen und die Belastung durch Corona extrem gestiegen sind – und gleichzeitig die Arbeit etwa durch FFP2-Masken, Kittel und Handschuhe erschwert wird. Vom Pflegebonus aber profitieren nur sogenannte „bettenführende Stationen“. Und zu diesen gehört die Notaufnahme eben nicht.
Doc Caro: „Möge Hirn vom Himmel fallen“
„Wo ist die Notaufnahme? Die Funktionsbereiche? Der OP?“, kritisiert Holzner. Es fehle der Transportdienst, das Reinigungspersonal, der Rettungsdienst – und viele weitere Menschen. „Mitnichten kümmern sich lediglich Krankenpfleger*innen von bettenführenden Stationen“, erklärt die Medizinerin. „Ich frage mich ernsthaft, ob einer der Herren oder Damen ‚Entscheider*innen‘ jemals einen Prozess eines Patienten von Haustür bis auf die Station und darüber hinaus miterlebt hat!“
In Richtung Karl Lauterbach und Bundesregierung fragt die Notfallmedizinerin aus Duisburg: „Wie ist denn der Patient ins Krankenhaus gekommen? Wer hat ihn denn aufgenommen? Das Röntgenbild gemacht? Ihn operiert, ihn vom OP zur Station transportiert, den OP desinfiziert??!!“ Sie fordert: „Möge Hirn vom Himmel fallen ... oder einfach Bonuszahlungen, aber dann bitte überall. Und nicht nur auf den bettenführenden Stationen und für bestimmte Berufsgruppen!“
Corona-Pflegebonus: Kritik auch vom Deutschen Roten Kreuz (DRK)
Eine Kritik, die viele Kolleginnen und Kollegen teilen. Gegenüber dem SWR erklärte eine Fachkrankenschwester für Notfallpflege: „Wir arbeiten mit Corona-Patienten, wir betreuen sie intensiv, auch in schwierigen oder lebensbedrohlichen Situationen. Das ist für uns anstrengend, sowohl psychisch wie auch körperlich. Deswegen ist es für uns nicht nachvollziehbar, dass wir vom Pflegebonus ausgeschlossen sein sollen.“
Bettenführend oder nicht, die Arbeit sei vergleichbar. „Wir haben also keine Betten geführt, aber trotzdem Patienten über Stunden oder Tage hinweg betreut“, schildert die Fachkrankenschwester. Dass dies von der Politik nicht honoriert wird, empfinde sie als „Schlag ins Gesicht“.
Kritik kommt auch vom Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes Baden-Württemberg (DRK). Er unterstreicht in einer Stellungnahme das erhöhte Risiko und betont die physische und psychische Belastung im Rettungsdienst durch Corona. Hinzu kämen „enorme Überstunden“.
Doc Caro beendet ihren wütenden Post mit einer Nachricht an ihre Kolleginnen und Kollegen: „Schön, dass ihr auch das noch mit Fassung tragt. Wie so vieles vorher und alles, was da noch kommt. Und es wird nicht das Letzte sein. Hoffen wir, dass wir dann immer noch die Fassung bewahren.“