Karl Lauterbach wendet sich auf Twitter mit einer bitteren Nachricht an die Öffentlichkeit. „Niemand will das gerne hören“, erklärt der Gesundheitsminister. Doch es gehe um ein „wichtiges Problem“.
Drastische WarnungKarl Lauterbach mit bitterer Nachricht – „niemand will das gerne hören“
von Jan Voß (jv)
Mit einem Tweet hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Montag (29. August) auf ein „wichtiges Problem“ aufmerksam gemacht, wie er selbst sagt. Dabei geht es um Folgen für Betroffene von Long Covid auf das Gehirn. „Niemand will das gerne hören“, gesteht der Gesundheitsminister ein.
Karl Lauterbach verweist in seinem Tweet auf eine neue Studie zu Langzeitfolgen bei Covid-19-Erkrankungen. Der Autor Wes Ely, Co-Direktor der Abteilung für Hirnschäden am Center der Vanderbilt Universität, veröffentlichte die Studie in der „Washington Post“.
Karl Lauterbach verweist auf neue Studie – „wichtiges Problem“
In dem Bericht beschreibt der Ely die teils dramatischen Folgen für Betroffene von Long Covid. Demnach könne Corona auch lange nach der ursprünglichen Virusinfektion für Infizierte gefährlich sein. Die wissenschaftlichen Daten legen demnach immer deutlicher nahe, dass Covid-19 Entzündungen im Gehirn anrege und das Nervensystem verändere, heißt es unter anderem dort.
Der Artikel bringe ein wichtiges Problem auf den Punkt, erklärt Gesundheitsminister Lauterbach in seinem Beitrag auf Twitter. Auch wenn das niemand gerne hören wolle: „Aber viele 20-50 Jährige werden im Herbst, bei steigenden Corona-Fallzahlen, eine Entzündung ihres Gehirngewebes als Folge von Long Covid erleben“, so die drastische Warnung des Ministers.
Der Studie zufolge würden durch das Coronavirus Vorgänge im Körper freigesetzt, die Zellen im Nervensystem angreifen und zu Schäden an vielen Zellen im Gehirn hinterlassen. Selbst bei milden Verläufen könnten eine Verringerung der Größe des Gehirns nach sich ziehen, so eine Neuroimaging-Studie der UK Biobank.
„Wir müssen endlich Therapien entwickeln“, drängt Karl Lauterbach in seinem Tweet darauf, das Thema ernst zu nehmen.
Kritik an Karl Lauterbach – Panikmache?
Unter dem Beitrag werfen dem Gesundheitsminister einige Userinnen und User vor, mit dem Tweet Panikmache zu betreiben. Tatsächlich spricht Ely in dem Bericht auch von „guten Nachrichten“.
„Die Auswirkungen von Long Covid auf das Gehirn sind möglicherweise gar nicht dauerhaft und nicht progressiv“, heißt: Sie verschlimmern sich mit der Zeit nicht. Die „schlechte Nachricht“, schreibt der Experte, laute: Es trifft oft Patienten zwischen 20 und 50 Jahren.
Zudem nannte der Wissenschaftler keine konkreten Daten, wie viele Patienten überhaupt von solchen Long-Covid-Symptomen betroffen seien. Lauterbach hingegen ist sich sicher, dass „viele“ mit einer Entzündung des Gehirngewebes rechnen müssten.
Doch die Autoren der Washington Post sehen ein ernstes Problem und konstatieren, dass die Symptome vieler Long Covid-Patienten „einer leichten bis mittelschweren Alzheimer-Krankheit oder der Art von Hirnverletzung von Krebspatienten nach einer Chemotherapie“ ähneln. Ganz unberechtigt scheint die Sorge des Gesundheitsministers also nicht zu sein.