Die Infektionszahlen bewegen sich weiter auf Rekordniveau, die Sorge wegen der neuen Omikron-Variante ist hoch: Einen Tag, bevor Bund und Länder eine härtere Gangart beschließen wollen, gerät NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst bei „maischberger. die woche“ am Mittwoch (1. Dezember) ins Schlingern.
„Was wäre in Köln passiert?“Karneval, volles Stadion: Wüst kommt in ARD ins Schleudern
Die Rufe nach schärferen Maßnahmen werden immer lauter, am Donnerstag wollen Merkel, Scholz und die Länderchefs härtere Maßnahmen beschließen. Hilft jetzt nur noch ein Lockdown oder sind die 2G-Regeln ausreichend?
Sandra Maischberger nahm den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Hendrik Wüst (CDU), in die Mangel, sprach ihn auch auf Karneval und auf das volle Stadion in Köln an. Wüst geriet bei seinen Antworten ganz schön ins Schlingern.
Als es noch um die möglichen künftigen strengen Maßnahmen geht, zeigte sich Wüst souverän. Er rechne mit einer Impfpflicht, erklärt er. „Es gibt deutliche Einigkeit über Ländergrenzen hinweg, auch über Partei- und Fraktionsgrenzen hinweg“. Er plädierte auch für strenge Kontrollen und Geldstrafen. „Da muss man dann zahlen“.
Maischberger: Wüst für schärfere Einschränkungen von Ungeimpften
Wird es auch flächendeckende Lockdowns geben, um die dramatische Welle zu brechen? „Ich glaube, das ist es, was wir alle nicht wollen. Es geht vor allen Dingen um Einschränkungen der Nicht-Geimpften, wir haben eine Pandemie der Nicht-Geimpften.“ Auch flächendeckende 2G- und 2G-Plus-Regeln solle es geben. Er hoffe in jedem Falle auf Einigkeit unter den Ländern. „Wir waren immer besonders stark, wenn wir zusammen agiert haben.“
Dann aber kam Maischberger auf die Corona-Lage im Land des Ministerpräsidenten zu sprechen, der Sender zeigte die vielen Zuschauer im Kölner Stadion, die vielen feiernden Fans. „Bilder, die Sie zugelassen haben“, so Maischberger. „Warum?“
Volles Stadion in Köln: Wüst zeigte Einsicht bei Maischberger
Hendrik Wüst zeigte Einsicht: „Das war ein Fehler, das darf nicht wieder passieren.“ 2G plus Maske sei verabredet gewesen. „Wir sehen, was dabei herausgekommen ist.“ Auch die Fußballspiele und Stadien stünden nun auf der Liste der Beschlussvorlagen.
Dann versuchte Wüst aber, die Entscheidung von damals zu relativieren: In NRW herrsche eine Inzidenz von 289, „da hatten alle noch volle Stadien“. Sachsen habe Geisterspiele austragen müssen, weil die Inzidenz dort schon bei 1200 lag. „Wir haben deutlich früher 2G gemacht, auch beim Karneval, in Bars und Clubs.“
Dennoch: „Solche Bilder zuzulassen, war ein Fehler.“ Maischberger fuhr dazwischen: „Bilder hin oder her, da waren 50.000 Menschen im Stadion.“ Wüst erklärte erneut, wie falsch das war. „Auch weil das anders verabredet war.“
Karneval in Köln: Wüst kommt ins Schlingern
Wüst musste weiter Rede und Antwort stehen, anschließend waren die Bilder vom Karneval in Köln zu sehen, die Menge auf der Zülpicher Straße. „Eine Menge, die gefeiert hat, als ob es keinen Morgen gäbe“, so Maischberger. Sein Vorgänger Armin Laschet sei eher das Team Freiheit, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder eher das Team Vorsicht gewesen. „Sind sie eher in der Tradition von Armin Laschet und Markus Söder?“, wollte Maischberger von ihm wissen.
„Das kann man so nicht sagen“, wiegelte Wüst ab. „Was wäre denn passiert, wenn man alles abgesagt hätte am 11.11.? Und die Kneipen wären auf gewesen? Was wäre in Köln passiert? Sie kennen das doch auch ein bisschen. Da wäre in den Kneipen gefeiert worden“, sagte Wüst. Doch Sandra Maischberger fuhr im sofort in die Parade. „Aber das ist jetzt kein Argument, zu sagen, das hätte man eh nicht verhindern können, da mach ich lieber gar nichts.“
Wüst bei Maischberger: „Da müssen wir konsequenter sein“
Darauf hatte dann auch Wüst keine klare Antwort: „Nein, aber da muss man schon schauen...auch weil das Problem darin gelegen hat, dass die Umsetzung nicht funktioniert hat. Wir können nur Regeln machen, die sich umsetzen lassen. Das haben wir beim Fußball und beim Karneval gesehen. Da müssen wir konsequenter sein.“
Wie das aussehen wird, werden wir wohl nach den Beratungen von Bund und Ländern am Donnerstag sehen. Wüst hat bereits konsequente Entscheidungen im Kampf gegen die dramatisch hohen Corona-Zahlen verlangt. „Wir dürfen heute in der Ministerpräsidentenkonferenz keine halben Sachen machen, sondern müssen die vierte Welle entschlossen brechen.“ (mg)