Corona-Pressekonferenz: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und RKI-Präsident Lothar H. Wieler informierten am Freitagmorgen über die aktuelle Corona-Lage.
Corona-AlarmKarl Lauterbach sieht fatale Fehleinschätzung – „Wir müssen reagieren“
Große Pressekonferenz mit Karl Lauterbach: Mit Lothar Wieler vom RKI und Chefärztin Jördis Frommhold ist er am Freitag, 11. März 2022, um 10 Uhr vor die Öffentlichkeit getreten.
Der Gesundheitsminister zeigte sich besorgt über die aktuelle Corona-Lage. Die Situation sei viel schlechter, als die Stimmung in der Bevölkerung dies vermuten lasse. Es sei eine „Fehleinschätzung“, zu glauben, die Gefahr sei gebannt, so Lauterbach.
Zudem stellte der Minister die Änderungen zum Infektionsschutzgesetz vor. Demnach habe man sich auf eine sogenannte Hotspots-Regelung geeinigt. In diesen Hotspots seien dann auch wieder strengere Schutzmaßnahmen möglich, erklärte Lauterbach.
RKI-Pressekonferenz: Lauterbach und Wieler besorgt über Corona-Lage – neue Hotspots-Regelung
Hier lesen Sie die wichtigsten Aussagen aus der aktuellen Pressekonferenz, sobald die Übertragung startet:
- Auch die Fälle von Long Covid steigen laut Wieler weiter. „Dabei gibt es eine effiziente Möglichkeit, Long Covid zu vermeiden: Die Impfung.“
- Nach wie vor erkranken viel zu viele Menschen an Covid-19, so Wieler. „Und es sterben auch immer noch zu viele Menschen an Covid.“
- RKI-Chef Lothar Wieler zeigt sich besorgt: „Die Hospitalisierungsrate ändert sich kaum. Aktuell werden wieder 1000 Todesfälle pro Woche übermittelt. Tendenz steigend.“
- Die jetzige Situation zeige sehr deutlich, dass die Omikron-Variante durchaus gefährlich ist, erklärt Karl Lauterbach. „Wir brauchen die allgemeine Impfpflicht jetzt“, forderte er.
- „Wir werden die Pandemie im Herbst nicht in den Griff bekommen“, sagt Lauterbach. Unter diesen Voraussetzungen derzeit sei dies nicht möglich, ist sich der Gesundheitsminister sicher. „Wir werden sonst im Herbst in derselben Situation sein, in der wir vorher waren.“
- Unter Hotspots versteht der Bundesgesundheitsminister durchaus auch große Gebiete und nicht nur einzelne Städte oder Regionen. Die Maßnahmen könnten dann auch „ein ganzes Bundesland“ betreffen, so Lauterbach.
- Lauterbach mahnt: „Wir werden dieses Gesetz sehr schnell einsetzen müssen. Es werden Hotspots sehr bald kommen.“ Der Minister bezog sich damit auf das neue Infektionsschutzgesetz. Änderungen sehen vor, dass in Hotspots weiter Maßnahmen wie Masken- und Testpflichten ergriffen werden können.
- Masken und Tests für die vulnerablen Gruppen, darauf hatten sich die Arbeitsgruppen geeinigt, so Lauterbach. „Zusätzlich kommen die klassischen Maßnahmen dazu“, so Lauterbach weiter.
- „Die Situation ist nicht gut, und wir müssen da auch reagieren“, so Lauterbach. Der Minister verteidigte dennoch die beschlossenen Öffnungen.
- Dem öffentlichen Verhalten liege eine Fehleinschätzung der Lage zugrunde, „dass die Omikron-Variante niemanden mehr wirklich töte“, so Lauterbach. Der Minister stellt klar: „Das ist aber für Ungeimpfte nicht der Fall.“ Die Pandemie sei nicht zu Ende.
- Karl Lauterbach: „Wir haben eine Variante hier, an der täglich 200 Menschen sterben. Wir können nicht zufrieden sein. Das ist eine unhaltbare Situation. Die Situation ist viel schlechter, als die Stimmung es erlaubt.“
Corona: Zahlen steigen, Impflücke wird laut Lauterbach immer größer
Das RKI hatte am Donnerstag eine Rekordzahl an Corona-Neuinfektionen gemeldet: Die Behörde hatte 262 752 Fälle binnen 24 Stunden und damit erstmals mehr als 250 000 verzeichnete Neuinfektionen an einem Tag registriert. Die bundesweite 7-Tage-Inzidenz war auf 1388,5 geklettert. Die höchsten Inzidenzen werden dem Wochenbericht zufolge weiterhin in der Gruppe der 5- bis 24-Jährigen verzeichnet. Sie lag dort zuletzt bei Werten um die 2000 Fälle pro 100 000 Einwohner in 7 Tagen. Bei Personen ab 65 Jahren stagnierte die 7-Tage-Inzidenz in der Vorwoche.
Angesichts der steigenden Infektionszahlen hatte Karl Lauterbach am Donnerstag erneut zu mehr Impfungen aufgerufen. Die Lücke sei so groß, „dass wir ohne eine deutliche Verbesserung der Impfbereitschaft und der Impfquoten im Herbst wieder erhebliche Probleme haben werden“, sagte der SPD-Politiker in Berlin. Bekomme man die anwachsende Omikron-Welle nicht in den Griff, würden über viele Wochen hinweg jeden Tag 200 bis 300 Todesfälle zu beklagen sein. „Damit können wir uns nicht abfinden.“
Der Anteil des leichter übertragbaren Omikron-Subtyps BA.2 an einer Stichprobe ist laut Wochenbericht bis Ende Februar auf 48 Prozent gestiegen. In der Woche zuvor hatte der Wert noch bei 38 Prozent gelegen. In einer Bevölkerung mit hoher Immunität - durch Impfung oder Infektion - verursache BA.2 keine schwereren Erkrankungen als der ursprüngliche Omikron-Subtyp BA.1.