Jetzt erwischt es die nächste KetteGroßer deutscher Supermarkt meldet Insolvenz an

Jetzt erwischt es die nächste große deutsche Kette, diesmal gerät ein Bio-Supermarkt in Schieflage und muss Insolvenz anmelden. Seit Monaten kämpft der gesamte Biohandel mit den Folgen des Ukraine-Kriegs und der hohen Inflation.

von Martin Gätke  (mg)

Als der Chef der Supermarktkette Alnatura vor einigen Monaten über die Prognose für die Biobranche sprach, hätten seine Aussichten nicht düsterer sein können: Die gesamte Branche wähnte er am Abgrund, er warnte vor einem „gigantischen“ Drama, das sich da anbahnt, sprach vom „schlimmsten Einbruch seit 35 Jahren“.

Die Gründe: Der Krieg in der Ukraine und die Hochinflation. Kundinnen und Kunden drehen jeden Cent um, kaufen weniger teurere Bioprodukte, die Nachfrage ist eingebrochen, Bio-Landwirte wurden vielerorts ihre Ware nicht los. Und Bio-Supermärkte verloren an Umsatz, da viele Kundinnen und Kunden Bioprodukte lieber im Discounter kaufen oder von Handelsmarken.

Supermarktkette Basic muss Insolvenz anmelden

Die Folge: Mehrere Biohändler und Unverpacktläden mussten bereits Insolvenz anmelden. Nun trifft es die große deutsche Bio-Supermarktkette Basic. Wie die „Lebensmittelzeitung“ berichtet, hat der Fachhändler ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Ein entsprechender Antrag habe der Vorstand nun gestellt, dem das Gericht bereits gefolgt sei, heißt es im Bericht.

Das Logo der Bio-Supermarktkette Basic an einer Filiale.

Das Logo der Bio-Supermarktkette Basic an einer Filiale.

Basic mit Sitz in München gehört mit seinen über 870 Mitarbeitenden (Stand: 2019) zu den großen deutschen Ketten von Bio-Supermärkten, noch im Frühjahr 2021 betrieb der Konzern zuletzt 22 Filialen in Deutschland und Österreich. Allerdings sind nur die 20 deutschen Filialen mit den rund 520 Mitarbeitenden Teil des Schutzschirmverfahrens.

Basic gilt als fünftgrößte Bio-Kette nach Denn's, Alnatura, Bio Company und ebl-naturkost.

Im November bereits hat die zugekaufte Tochter Biomammut Insolvenz anmelden müssen, die sechs Filialen in Baden-Württemberg führt. Nun, vier Wochen später, rutscht das Mutterunternehmen in Schieflage.

Zahlungsunfähig sei es aber nicht, heißt es in einer entsprechenden Mitteilung. Die Gehälter seien für drei Monate durch die Bundesagentur für Arbeit gesichert. Der Betrieb in den Filialen laufe ebenfalls weiter.

Laut „Lebensmittelzeitung“ ist die aktuell schwierige Lage der Biobranche nicht der einzige Grund dafür: Seit langem gilt die Kette demnach als defizitär, kämpfte zuletzt mit den Belastungen durch die Tochter Biomammut. Hinzu kämen auch erhöhte Kosten durch steigende Mieten und die Kosten für die größere Zentrale in München, in die der Händler umgezogen war. Erst 2021 wurden zehn Märkte an die Konkurrenz verkauft. Im kommenden Sommer soll das Sanierungsverfahren für Basic beendet sein.

Auch Superbiomarkt musste im Sommer Insolvenz anmelden

Zuletzt hat es auch Superbiomarkt getroffen, der 28 Filialen in NRW und Niedersachsen betreibt. Im Sommer hat das Münsteraner Unternehmen mit damals 700 Mitarbeitenden ein Schutzschirmverfahren beantragt, musste nach eigenen Angaben wegen massiver Kostensteigerungen starke Einbußen hinnehmen und nun saniert werden. Zwei Filialen, in Aachen und Düsseldorf, mussten geschlossen werden.

Ist der Bio-Boom damit am Ende? Nach Daten des Marktforschers GfK vor einigen Monaten hat sich zwar das Einkaufsverhalten deutlich verändert, doch nachhaltige Produkte sind weiterhin gefragt. Bio-Produkte liegen demnach weiterhin im Trend, werden aber nicht im Bio-Fachhandel gekauft – was dazu führt, dass nicht nur die Bio-Ketten schwächeln, sondern auch die Erzeuger, die sich stark auf die Belieferung dieser Ketten eingestellt haben.

Aldi, Lidl, Rewe, Edeka & Co. haben schon vor langer Zeit damit begonnen, in ihren Filialen auch Bio-Produkte von Naturland, Demeter & Co. zu verkaufen. In der aktuellen Krise sind es vor allem die Discounter, die vom veränderten Einkaufsverhalten der Deutschen profitieren.