Über zwei Jahrzehnte lieferte sich Schauspieler Erdoğan Atalay alias Kommissar Semir Gerkhan spektakuläre Verfolgungsjagden mit üblen Verbrechern. Nach 25 Jahren „Alarm für Cobra 11 – die Autobahnpolizei“ ist jetzt aber erstmal Schluss mit der RTL-Erfolgsserie.
Entspannung mit der KettensägeNach „Cobra 11“-Stopp: TV-Star hat ungewöhnliches Hobby
Köln. Seinen letzten Drehtag hatte der 54-jährige Erdoğan Atalay bereits im September 2020 – ab dem 29. Juli 2021 läuft dann die vorerst letzte Staffel im TV.
Statt auf den Kufen eines Hubschraubers durch Häuserschluchten zu fliegen, sucht der Schauspieler den Adrenalin-Kick jetzt in seinem neuen Hobby und spricht exklusiv im EXPRESS-Interview über die Hintergründe zu dem unerwarteten Serien-Stopp.
„Alarm für Cobra 11”: RTL stoppt Serie mit Erdoğan Atalay
„Es gibt schlechtere Daseinsformen, als 25 Jahre Actionheld zu sein, von daher bin ich sehr zufrieden mit der Situation“, erzählt der Familienvater. Seit der dritten Folge im Jahr 1996 ist Atalay als Semir Gerkhan mit dabei. Während seine Kollegen im Laufe der Jahre immer wieder gewechselt haben, ist er der Serie bislang treu geblieben und sagt: „Das war nicht nur eine Schauspielerei, das war auch eine Art von Leben. Das ist nicht einfach nur ein Job gewesen.“
Im vergangenen Jahr dann der Schock: Die spektakuläre Action-Serie wird vorerst eingestellt. Eine große Überraschung, nicht nur für alle Fans, sondern auch für die Schauspieler, wie der 54-Jährige erzählt: „Wir werden meistens an unserem Erfolg gemessen, was die Zuschauer Quoten angeht. Unsere Quoten waren in Ordnung. Es gab gar keinen Grund uns aufzugeben.” Seine Vorahnung, es könnte sich etwas verändern, bestätigte sich, „viele Unternehmen haben sich umstrukturiert und das hat uns halt auch getroffen.”
„Alarm für Cobra 11”: Erdoğan Atalay hat ungewöhnliches Hobby
Dann macht er klar: „Es geht gut, solange es ein Erfolg ist, wenn es kein Erfolg mehr ist, dann ‚tschüss‘. So ist unsere Branche, da muss man sich nichts vormachen. Es war nur bei uns definitiv durch Corona, sonst wäre es einfach weitergelaufen. Da habe ich eine ganz persönliche Fehde mit diesem Virus.“
Seine neu gewonnene Freizeit nutzt der Schauspieler jetzt für sein Hobby und erzählt: „Ich habe mehr zu tun als vorher, ich wundere mich selber. Ich habe parallel ein paar andere Sachen gedreht. Ansonsten schnitze ich munter mit meiner Kettensäge.“
Den ungewöhnlichen Zeitvertreib praktiziert Erdoğan seit 2019 und erklärt: „Ich habe früher Marionetten modelliert und habe gedacht, ‚vielleicht kann ich das auch übertragen ins Holz‘, weil ich Holz sehr gerne mag und damit zu arbeiten.” Auch wenn seine Frau, Künstlermanagerin Katja Ohneck (45) von seinem Hobby alles andere als begeistert ist, sagt Erdoğan lachend: „Mich entspannt das mit der Kettensäge zu arbeiten.”
„Alarm für Cobra 11” Erdoğan Atalay schnitzt Holzfiguren mit Kettensäge
Dass seine neue Leidenschaft nicht ganz ungefährlich ist, wurde dem Schauspieler erst kürzlich sehr bewusst. „Ich habe neulich mal nach einer Figur gegriffen, die umgefallen war und die Kettensäge lief noch. Ich habe aber noch schnell die Hand weggezogen und dachte ‚Shit, genau das sind diese blöden Fehler, die man so macht‘. Ich habe ein paar kleine Schnittwunden, aber nicht wegen der Kettensäge, sondern von der Flex, wenn ich die Figuren weiter bearbeite und wenn sich die Flex dann verkanntet, fliegt die einem um die Ohren, das will man ja nicht.“
Während der 54-Jährige bislang mit ein paar Schnittwunden davon gekommen ist, landete Ex-Bachelor Sebastian Pannek nach seinem Flex-Unfall im Krankenhaus. Das Gerät war abgerutscht und hatte den 34-Jährigen schwer am Oberschenkel verletzt. Das Krankenhaus verließ Pannek mit einer acht Zentimeter langen Wunde und einer Warnung an seine Fans.
Auch Erdoğan macht klar: „Da muss man aufpassen. Ich habe auch einen Schutzanzug an. Eine Hose und auch ein Visier, dass, wenn es mir ins Gesicht springt, ich dann nicht gleich so eine tiefe Kerbe habe.“
Erdoğan Atalay begeistert von „Alarm für Cobra 11”-Action
Verletzungen hat der Schauspieler in der Vergangenheit weniger durch sein Privatleben, als durch seinen Job einstecken müssen. Immerhin ging es jahrelang heiß her bei „Alarm für Cobra 11“. Besonders brenzlig wurde es für den 54-Jährigen, bei einer Szene am Meer, bei der er nicht gesichert auf die Kufen eines Helikopters sprang.
„Ich sollte auf den Helikopter aufspringen. Ich dachte, wir schweben dicht über den Grund, dann ist ja egal, dann kann ich auch abspringen, wenn es blöd wird. Und der Pilot dachte aber ich bin gesichert. Und ich sprang auf diesem Helikopter auf die Kufe und die Türen war zu – und auf einmal hob er ab. Dann habe ich mich wirklich festgekrallt und bin dann nach vorne und habe geklopft und gesagt ‚ich habe kein Seil‘, dann ist er wieder runtergegangen.“ Das seien Momente, in denen man plötzlich einen Adrenalinschub kriegt und reagieren muss.
„Alarm für Cobra 11”: Erdoğan Atalay glücklich über Arbeit mit Tom Beck
Angst vor Gefahren am Set hatte der Schauspieler bislang nicht, blieb seiner Rolle treu und ermittelte im Laufe der Jahre an der Seite von insgesamt neun verschiedenen Partnern. Im Interview lobt er ganz besonders seine erste Schauspiel-Partnerin Pia Stutzenstein, die seit 2020 die Rolle der Vicky Reisinger spielt. Über sie sagt er: „Mit Pia arbeite ich sehr gerne, weil sie sehr taff ist. Sie spielt super klasse und sie kann sich in unserem testosterongesteuerten Umfeld absolut behaupten.“
Unvergessen bleibt für „Alarm für Cobra 11“-Star Erdoğan Atalay die Arbeit mit Tom Beck. Mit ihm ermittelte Atalay fünf Jahre lang und sagt heute: „Tom Beck war ein wunderbares Couple. Das war so perfekt, weil er sich selbst nicht so ernst nimmt, das war wie so eine Ära.“
„Alarm für Cobra 11”: Erdoğan Atalay bald beim „Tatort”?
Nach 25 Jahren Action-Aufnahmen widmet sich Erdoğan jetzt noch einer anderen, deutlich ruhigeren Leidenschaft und schreibt an seiner Biografie. Er verrät: „Es ist eine halb philosophische Abhandlung, die aber 'Cobra' auch beinhalten wird mit einem ganz großen Kapitel. Aber nicht nur das, es ist ein bisschen umfangreicher.“ Bis das Werk fertig ist, müssen sich Fans allerdings noch etwas gedulden.
Vorerst stehen für den 54-Jährigen jetzt aber berufliche Veränderungen an. „Es laufen Gespräche, man weiß nicht genau, wie die ausgehen“, sagt er. Eine Vorstellung von zukünftigen Rollen hat Erdoğan aber jetzt schon. Wenn es nicht der britische Action-Held James Bond wird, würde er sich auch über eine Rolle in einem ZDF-Streifen von Schriftstellerin Rosamunde Pilcher freuen. Gegenüber EXPRESS schwärmt er: „Pilcher‘ finde ich total klasse. Das finde ich eine wunderschöne Unterhaltung. Das ‚Traumschiff‘ hätte ich auch gerne mal gedreht.“
Über eine Rolle als „Tatort“-Ermittler sagt Erdoğan lachend: „Wenn man den ‚Tatort‘ aufpeppen würde mit Action und so, könnte ich mir das vorstellen.“ Dann fügt er hinzu: „Wenn die Leute mich im Tatort sehen wollen würde und anfragen würden, würde ich mich sicherlich sehr freuen.“