Brandmauer hier, Tabubruch da: Die CDU und ihr Kanzlerkandidat Friedrich Merz finden sich seit Tagen inmitten einer Asyl-Debatte wieder. Während Claudia Roth im BR-Talk „Der Sonntags-Stammtisch“ deftige Worte in Richtung Union schickte, wiegelte Uli Hoeneß ab - kritisierte Merz jedoch trotzdem.
„Totale Panikmache“Als es um die „Brandmauer“ geht, redet sich Uli Hoeneß in TV-Talk in Rage
„Er hat es versprochen, und er hat dieses Wort gebrochen, und es ist ein Dammbruch“: Grünen-Politikerin Claudia Roth hat im Bayerischen Rundfunk harte Kritik an Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz geübt.
Beim „Sonntags-Stammtisch“ betitelte sie die vergangene Parlamentswoche als „Sündenfall“. In deren Mittelpunkt hatte die Abstimmung über das Zustrombegrenzungsgesetz gestanden, für die die Union und die FDP die Zustimmung der AfD in Kauf nahmen.
Uli Hoeneß: „in Deutschland muss es aufwärtsgehen“
Uli Hoeneß, der ebenfalls der Diskussionsrunde beiwohnte, sah die Gemengelage anders. Die Diskussion um die Brandmauer sei „totale Panikmache“, beklagte der 73-Jährige.
Dank seiner Kontakte aus der Union habe er gute Drähte in die Partei und er denke nicht, dass die Partei mit der AfD in Zukunft kollaborieren werde. „In der Sache hat Herr Merz total recht, dass er so einen Antrag diskutiert“, argumentierte Hoeneß, kritisierte aber gleichzeitig: „Der Zeitpunkt war meiner Meinung nach völlig falsch.“
Besser hätte er diese Gelegenheit laut des Ehrenpräsidenten des FC Bayern nach einer erfolgreichen Wahl nutzen sollen.
Stattdessen würde Merz nun „allen gegnerischen Parteien Munition“ geben, obwohl die Wahl „bereits gewonnen“ gewesen wäre. Hoeneß forderte: „Am 24. Februar muss es in Deutschland aufwärtsgehen und nicht die alten Gräben wieder aufgemacht werden.“
Anders bewerte ein anderer Gast des „Sonntags-Stammtischs“ die Vorgänge. Infolge der kontrovers diskutierten Abstimmung habe Claudia Roth eine Stimmung im Bundestag wahrgenommen, „wie ich sie so noch nie erlebt habe“.
Unter anderem sei Außenministerin Annalena Baerbock der Lüge bezichtigt worden, berichtete Roth von der Parlamentsdebatte am vergangenen Freitag: „Es war so viel Hass, das war so viel Aggression, es war so viel männliche Wut.“
Claudia Roth über Bundestagsdebatte: „Es war so viel männliche Wut“
Hoeneß missfiel der scharfe Ton im Bundestag ebenfalls, er zog als negatives Beispiel aber Rolf Mützenich, Vorsitzender der SPD-Fraktion heran. „Herr Mützenich spricht ja so viele Beleidigungen aus, das 'Tor zur Hölle' ist geöffnet“, übte Hoeneß Kritik an der Wortwahl des Politikers. Unabhängig von der Parteienzugehörigkeit monierte die Fußballlegende fehlenden Weitblick in der Politik: „Wahlkampf ist okay, aber ich muss doch auch für den Tag danach denken.“
Claudia Roth arbeitete sich derweil weiter an den konkreten Vorschlägen von Friedrich Merz ab. Dessen Forderung nach dauerhaft geschlossenen Grenzen konterkariere die zentralen Errungenschaften der EU: Schengen und die Bewegungsfreiheit. „Das hat er ja auch gesagt: Einen Tag, nachdem er Kanzler wird, weist er mit Richtlinienkompetenz an, dass die Grenzen dicht sind“, beklagte die Kulturstaatsministerin. „Wie so ein Mini-Trump!“ Abgesehen davon würden Merz' Aussagen „eklatant“ mit dem Grundgesetz kollidieren. (tsch)