DSDSTragischer Todesfall vor Sendung – Melissa: „Ich singe für ihn“

Die Juroren im Jahre ersten Jahr nach dem Ausstieg von Dieter Bohlen. Hit-Produzent Toby Gad, Sängerin Ilse DeLange und Schlager-Titan Florian Silbereisen (v.l.n.r.).

Die Juroren im Jahre ersten Jahr nach dem Ausstieg von Dieter Bohlen. Hit-Produzent Toby Gad, Sängerin Ilse DeLange und Schlager-Titan Florian Silbereisen (v.l.n.r.).

Am Samstag (22. Januar 2022) ist die RTL-Sendung Deutschland sucht den Superstar in die 19. Staffel gestartet. Diesmal ohne Dieter Bohlen. Kurz vor der Sendung war es zu einem tragischen Todesfall gekommen.

„Beim RTL“, wie Sonja Zietlow in Dschungelhausen sagen würde, wird man nervös Nägel knabbern, bis die Quoten raus sind. Wird das runderneuerte „Deutschland sucht den Superstar“ von den Juroren - den Zuschauern - abgestraft und weitgehend ignoriert oder kriegt es gute Quoten und einen Recall-Zettel?

Im Netz waren die Meinungen - natürlich - zwiegespalten: „Ohne Dieter ist das nicht mehr DSDS und langweilig“, posteten einige. Andere entdeckten dagegen völlig neue Dinge an DSDS: „Guck, es geht auch ohne Demütigungen. Ohne Bohlen hat DSDS plötzlich Niveau.“

In der Tat: DSDS im Jahre 1 nach dem Pop-Titan ist nicht so schlecht, wie es sich Bohlen-Fans wünschen mögen. Das mag auch daran liegen, dass die Angestellten im Schneideraum für den Auftakt der insgesamt 19. Staffel sorgsam schnippelten: Selbst jene Kandidaten, die keinen Recall-Zettel erhielten, waren weder sängerische Vollpfosten noch beratungsresistente Selbstverliebte. Drastische Reaktionen der Juroren waren also gar nicht nötig.

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„DSDS“: Wer hätt's gedacht: Toby Gad kennt Beyoncé!

Aber den drei von der Urteilsstelle mag man die berüchtigten zynischen Schmähungem, für die Dieter Bohlen als „total lustig“ gerühmt wurde, auch gar nicht zutrauen.

Das Motto der Staffel lautet „Music Is King“, und die Juroren leben es: Es zählt nur das Talent. Florian Silbereisen, Schlager-Titan und quasi der neue Chef-Juror, traut man tatsächlich zu, dass er keine Kandidaten eine Runde weiterlotst, nur weil eine dunkelhaarig ist und prächtige Resonanzkörper hat oder weil der andere derart verpeilt ist, dass er garantiert per Fremdschämfaktor die Aufregungs- und Einschaltquote hochtreibt.

Die Juroren neben Silbereisen, dem größten Hecht im Schlagerteich, gelten in der öffentlichen Wahrnehmung eher als Kaulquappen. Das ist natürlich gemein und vor allem falsch.

Toby Gad ist wirklich ein international gefeierter Produzent, der seine prominenten Kunden so ewig und hochkalibrig aufzählen kann wie Dschungel-Bodyguard Peter Althoff die von ihm Geschützten: Mit und für Madonna, Selena Gomez, Fergie, John Legend und vor allem Beyoncé produzierte er Hits und kommt auf insgesamt 104 Platin- und 2-Gold-Platten.

Dass RTL die Tatsache der Beyoncé-Bekanntschaft doppelt und dreifach auswalzte, war indes ein Ticken des Guten zu viel. Ja, er kennt Beyoncé. Ist ja gut.

„DSDS“: DeLange weint und Silbereisen verschenkt Gold

Ilse DeLange wiederum ist ein Star. In Holland. Wer sich 2020 wunderte, warum sie bei "Sing meinen Song"am Start war: 2014 wurde sie als Bestandteil des Duos The Common Linnets Zweite beim ESC. Seither ist sie nicht wirklich bekannter geworden in Deutschland. Aber sie ist nett. Und kompetent. Und nah am Wasser gebaut. Spricht alles für sie.

Insgesamt hätte man sicherlich Juroren finden können, die bekannter sind, aber die beiden „Bronzeeisen“ neben Silbereisen sind okay. Sie haben Ahnung und es menschelt, und das gleich zum Staffelstart: Gad ließ sich zur ihm bis dato unbekannten tänzerischen Unart der Polonaise überreden, und DeLange kämpfte schon bei Salji Zivoli (24), der seine bewegende Lebensgeschichte in seinem Song „Kinderheim“ rappte, tapfer gegen die Tränen.

Bei Abigail Nova Campos (17) verlor sie den Kampf: Die Leipzigerin sang derart bewegend, dass DeLange die Tränen nur so über die Wangen schwappten. Florians Augen schimmerten auch silbern, als er gerührt und begeistert ("Wahnsinn, ist die gut, und das mit erst 17!") zur goldenen CD griff und „Abby“ direkt in den Ausland-Recall (wohl in Italien) beförderte.

DSHS: Neu: Live-Auftritte in der Fußgängerzone

Die Auftaktsendung vermittelte auch den Eindruck, als seien die Kandidaten mit mehr Ernst dabei. Und diejenigen, die das Format vor allem für Sendezeit, Reichweite ihrer Instagram-Accounts oder als Mutprobe ("Wetten, dass ich mich traue, mich bei DSDS zum Affen zu machen!") nutzen, in der Minderheit. Von den 14 Kandidaten der Auftaktfolge ergatterten neun einen Recall-Zettel. Absolute Körperclowns und Stimmkatastrophen waren nicht am Start. Irgendwie schön.

Neu ist auch die Bühne. Die findet sich in einem gläsernen Kubus. Heißt: Wer durch die Fußgängerzone von Wernigerode oder Burghausen schlenderte, konnte einfach zugucken und zuhören. Weil diese zufälligen Zuschauer natürlich auch im Fernsehen zu sehen waren, gab es ungefilterte Reaktionen auf die Darbietungen: Bei wem rollt der Passant die Augen, bei wem wird mitgewippt, bei wem geklatscht?

DSHS: Recall-Szenen gibts nur im Schnelldurchlauf

Den Recall-Zettel ergatterten Gianni Laffontien (17) und sein großer Bruder Harry (21), Jessika Strunk (24) aus Kerpen, Michelle Stumpf (18) , Salji Zivoli (24), Melissa Mantzoukis (18), Michael Zaremba (27), Din Omerhodzic (24) und Lia Schäfer (18). Und dann, dachte man, ist's erledigt mit der ersten Show. Dann aber kam die Überraschung.

Erst wurde über zwei Stunden lang das Casting durchgekaut, dann blieben nur neun Minuten (!), um zu schildern, wer von den neun Recall-Qualifikanten letztlich eines der raren (es gibt nur 25) Tickets für den Auslands-Recall bekam. Das bedeutet wohl, dass vom Inland-Recall so gut wie nichts zu sehen sein wird. Zwar keine Zickereien und dummen Sprüche, aber auch keine Coaching-Entwicklung. Mindestens Letzteres wäre schade.

Melissa singt bei DSDS für toten Papa

Den Brüdern Gianni und Harry, sowie Din wird's egal sein - sie sind im Ausland dabei. Ebenso Melissa. Die aber empfindet sicher tiefer: Ihr Papa, der sie von der Teilnahme an DSDS überzeugte und zum Casting begleitete, erlebte den Recall nicht mehr mit. Zwei Wochen davor verstarb er. Melissa unter Tränen: „Ich singe für ihn.“

Tragisch: Melissa Mantzoukis wurde zum Casting vom Papa begleitet, kurz vorm Recall verstarb er.

Tragisch: Melissa Mantzoukis wurde zum Casting vom Papa begleitet, kurz vorm Recall verstarb er.

Es wird sicher spannend sein zu sehen, wie sich DSDS entwickelt. Beinahe noch spannender aber, in welche Richtung die Zuschauer tendieren. Es wird ja immer gerne schnell gemosert, und das oft auch zu Recht.

Jetzt wird sich aber weisen, ob die Zuschauer eher die Freakshow vermissen, zu der „Deutschland sucht den Superstar“ in den letzten Staffeln mutierte und für die Dieter Bohlen immer mehr stand. Oder ob sie noch an der Talentshow interessiert sind - mit Betonung des Wortes „Talent“ - für die DSDS (und auch Bohlen) in den Anfangsjahren - die Älteren werden sich erinnern - tatsächlich einmal stand. (tsch)