Bei „Rosins Restaurants“ trifft Fank Rosin auf die besonders schweren Fälle. Im „Restaurant bei Tony“ in Osnabrück kommt der TV-Koch mit seiner Hilfe an Grenzen – und gibt auf.
„Noch nie gesehen“Frank Rosin flippt in „Dreckshöhlen“-Pizzeria aus
Osnabrück. „Ich ahne Schreckliches“, dämmerte es Frank Rosin schon auf dem Weg zum „Restaurant bei Tony“ in Osnabrück.
Es wurde noch schrecklicher, denn der Sternekoch erlebte ein Grauen, das ihm bei „Rosins Restaurants“ auf Kabel Eins bisher noch nicht untergekommen ist ...
Die 35-jährige Gastwirtin Liudmila Bickel war wahrlich nicht zu beneiden. Die alleinerziehende Mutter von zwei Kindern hatte gleich zwei Restaurants in der Innenstadt von Osnabrück und 50.000 Euro Schulden angehäuft. Durch den Corona-Lockdown kamen für das geschlossene „Restaurant bei Tony“ monatlich 10.000 Euro dazu, beim kleineren Ableger mit italienischer Küche brachte wenigstens der Lieferdienst ein bisschen Geld in die Kasse.
Italienische Küche klingt lecker, allerdings hat die Russin, die seit 2009 in Deutschland lebt, keine Ahnung von mediterraner Kost. Lag daran, dass sie eigentlich Juristin ist und nur ihrem Ex-Mann zuliebe ins Gastro-Business einstieg.
Jetzt ist der Mann weg, die beiden Läden inklusive Schuldenberg blieben. Der Ex wurde Paketbote, Liudmila musste alleine klarkommen. „Das war ein Horror-Jahr“, kämpfte sie mit den Tränen. „Ich habe hier in Deutschland niemanden außer meinen Kindern.“ Nur für sie wollte sie die Restaurants weiterführen. „Ich bin eine Kämpferin.“
„Rosins Restaurants“: Auf Frank Rosin wartet die „Dreckshöhle“
Frank Rosin merkte sofort: Hier ist jede Hilfe dringend nötig! Doch die erste Begehung der Lokalität brachte die Ernüchterung. „Alles nur Dreckfänger“, kritisierte Rosin die Einrichtung. „Und es riecht auch so.“
Schmuddelige, verstaubte Speisekarten mit 160 Gerichten: „Die Bibel hat nicht so viele Seiten wie diese Speisekarte.“ Kaputter Pizzaofen, verdrecktes Gewürzregal: „Das ist so dreckig, das wird jetzt an meiner Hand kleben bleiben.“ Im Warenlager wurde es noch schlimmer. „Dreckshöhle ist das hier!“ Die Spinnweben hingen sogar im Deckel der Tiefkühltruhe. Rosin war schockiert: „Das habe ich noch nie gesehen!“
Dann nahte das Testessen. Die Wirtin war schon beim Einkaufen überfordert. Derweil deckte Rosin eine Lüge auf: Die Pizza stand als Steinofenpizza auf der Karte, wurde jedoch auf dem Blech gebacken. Zu klein, zu viel Käse, zu viel Zwiebel. Der Sternekoch wurde drastisch: „Da kriege ich so viel Blähungen von. Da kann ich ein Wochenende Ballonreisen von anbieten.“
„Rosins Restaurants“: Vernichtendes Urteil von Frank Rosin
Dann begingen Hilfskoch Mohamad Imou und Liudmila, die beide keine Kochausbildung haben, eine weitere Kulinarik-Todsünde: Die Nudeln waren vorgekocht und viel zu weich. Rosins vernichtendes Urteil über seine Spaghetti: „Ohne Salz gekocht. Von daher schmeckt das jetzt hier wirklich, als wenn das im Spülwasser gekocht wurde.“ Rosin attestierte mangelnde Liebe zur Küche: „Schnell für den Lieferdienst, aber ohne Amore.“
Liebe ging auch bei den Testessern nicht durch den Magen. Schon der erste Eindruck versagte: „Boah, das sieht ja nicht so lecker aus.“ Das Kauerlebnis war nicht besser: „Das macht keinen Spaß.“ Pizzaboden zu labberig, Essen versalzen, Speisekarte zu groß. Ergebnis der Bewertung: 2,5 Sterne.
„Rosins Restaurants“: Frank Rosin gibt Liudmila wichtigen Rat
Liudmilas Selbstschutzpanzer musste Rosin jedoch erst knacken: „Zeige ruhig auch einmal Schwäche.“ Damit traf er den wunden Punkt. „Wenn du dir das eingestehst, dann wird es dir auch besser gehen.“ Der Druck auf den Schultern der alleinerziehenden Mutter war riesig. „Wenn Corona vorbei ist und der Laden wieder auf ist, muss es sofort laufen. Sonst bin ich bald pleite.“
Im Vier-Augen-Gespräch gewährte sie Rosin einen Blick hinter die Fassade: „Mir ist schon klar, dass ich das nicht schaffe mit meinen Kindern. Ich träume nicht.“ Sie war von der Gesamtsituation überfordert: „Es sind zu viele Kameras. Ich kann das nicht in die Kameras sagen.“
Dann einigten sie sich darauf, nur den kleineren der beiden Läden zu behalten und ein reines Pasta- und Pizza-Restaurant zu eröffnen. „Ich möchte mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen“, schluchzte Liudmila. „Frank hat mir gezeigt, dass ich die Zukunft für meine Kinder bin, und nicht für die Geschäfte.“
„Rosins Restaurants“: Frank Rosin glaubt nicht an Laden in Osnabrück
„Dein Nudelwasser hat geschmeckt – da hätte ich Socken drin kochen können“, sah Rosin schon bei den Basics große Lücken. „Wenn du ein italienisches Lokal führen willst, dann musst du dich da auch reinarbeiten. Was ist ein Vitello Tonnato? Was ist ein Carpaccio?“, fragte er. Betretenes Schweigen. „Was ich nicht verstehen kann, warum du nicht ins Internet gehst und dich einfach mal für die italienische Küchenkultur interessierst“, rastete Rosin aus.
Die neue Karte sollte echte Steinofenpizza und Antipasti Misto Teller enthalten. Dank Ausstatter Flo Kogler mit den neuen Geräten durchaus machbar. „Es geht nur darum, dass es lecker ist. Und nicht praktisch“, belehrte Frank Rosin die Wirtin. Sein Schmackofatz-Tipp: „Guter Parmesan ist die halbe Miete.“
Doch am Finaltag machte Liudmila all die alten Fehler wieder. „Das habe ich euch gestern anders gezeigt“, regte sich Rosin über die falsche Schnittgröße der Zutaten auf. „Warum habt ihr denn Nudeln vorgekocht?“ Genervt verließ er die Küche. „Schade für die Arbeit, aber irgendwo ist auch die Grenze. Was soll ich machen? Das ist eine erwachsene Frau.“
Als die Wirtin am Telefon auch noch „eine bis eineinhalb Stunden“ als Lieferzeit angab, war Rosin restlos entsetzt. Wenigstens kam das Essen bei den Testessern besser an. „Mit dieser wirklich durchschnittlichen Leistung habt ihr hier fünf Sterne bekommen.“ Doch Rosins Prognose fiel mau aus: „Für heute hat es gereicht. Aber wenn sie das so weiter macht, glaube ich nicht, dass das für die Zukunft reicht.“ (tsch)