Ein Einsatz im Sauerland verlangte TV-Koch Frank Rosin und seinen Leuten einen wahren Kraftakt ab, der Sternekoch selbst musste zwischendurch einen Wutausbruch niederringen. Doch wahrscheinlich rettete das TV-Team mit der „Stadtschenke“ in Brilon nicht nur ein Restaurant, sondern auch eine Beziehung.
„Sowas haben wir noch nie gemacht!“Rosin-Team verausgabt sich bei Restaurant-Rettung
Köln. Eine Geschmacksprobe von purer Verzweiflung war zunächst das Einzige, das Sandra und Volker dem prominenten Besucher auf ihrer Restaurant-Baustelle vorsetzen konnten: Sternekoch Frank Rosin, diesmal auf Rettungsmission im sauerländischen Brilon, war fassungslos.
War diesem frisch verliebten, aber deutlich ausgelaugten Pärchen, das die heruntergekommene „Stadtschenke“ erst kürzlich übernommen hatte, überhaupt zu helfen? In der jüngsten Ausgabe von „Rosins Restaurants - Ein Sternekoch räumt auf“ bei kabel eins legte sich das ganze Team dermaßen ins Zeug, dass „der Rose“ irgendwann ungläubig erklärte: „Sowas haben wir noch nie gemacht!“
„Im Grunde genommen, müssten wir hier dicht machen und euch einen neuen Laden suchen“, fasste Frank Rosin Problem Nummer eins zusammen: die marode Location voller Gerümpel. Dann war da aber auch noch Problem Nummer zwei: Würden Frührentnerin Sandra (54), durch Vorerkrankungen belastet, und Koch Volker (50) dauerhaft einen Gastro-Betrieb stemmen können? Drittens offenbarte sich eine Diskrepanz bei der Arbeitseinstellung. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Köche Frank und Volker aneinander gerieten.
„Rosins Restaurants“: Lokal erweist sich trotz guter Lage als Bruchbude
Aufgeben war in diesem Fall keine Option. Hier ging es um nichts weniger als die Zukunft von Sandra und Volker. Zum Zeitpunkt des Bewerbungsvideos für die TV-Sendung waren die beiden erst ein paar Monate lang ein Paar. Dennoch hatte sich Sandra schon komplett dem Herzensprojekt ihres Liebsten verschrieben: dem Restaurant, aus dem einfach keines werden wollte.
Abgesehen davon, dass die Eröffnung im November 2020 im Lockdown unterging, erwies sich die Immobilie in guter Lage als Bruchbude mit zahlreichen Mängeln, Wasserschaden inklusive. Seit auch noch die Lüftung in der Küche versagt hatte, konnte Volker noch nicht einmal mehr kochen.
Wobei sein kulinarisches Repertoire - gutbürgerliche Küche mit Steak und frischem Fisch - für den wegen Corona einzig zulässigen Außer-Haus-Verkauf nicht gerade geeignet war. Die Renovierungsarbeiten am und Sorgen um dieses „Fass ohne Boden“ zehrten an ihnen und an ihrer Verbindung: „Zweisamkeit gleich null“, klagte Sandra. „So stelle ich mir eine Beziehung nicht vor.“
„Rosins Restaurants“: Kandidat gerät wegen Sternekoch an seine Grenzen
Rosin stand die Frage ins Gesicht geschrieben: „Wo soll man da anfangen? - "Lebenshilfe“, gab er sich selbst die Antwort. Doch auch der im Küchenhochbetrieb zwischenmenschlich sicherlich gestählte Menschenfreund stieß da bald an seine Grenzen: Wie Kollege Volker beim „kulinarischen Kennenlernen“ in einer anderen Behelfs-Restaurantküche mit Lebensmitteln umging und was er daraus machte, schmeckte Rosin so gar nicht: „Guckt euch mal diesen Schei..haufen hier an!“.
Vor allem vermisste der Experte eine entscheidende Zutat für das Gelingen des ganzen Projekts: Enthusiasmus. Der Kragen platzte dem Sternekoch, als etwas anderes auch noch ausblieb: „Wo ist denn hier die Demut?!“
Der laut Rosins Aussage noch nie dagewesenen Renovierungsaufwand, den Umbaumeister Flo dirigierte und den das kabel-eins-Team stemmte, als würde man eine Folge von „Die Bauretter“ für RTLZWEI drehen, schloss diesmal sogar ein Gerüst an der Fassade des Lokals mit ein, die ebenfalls einen neuen Anstrich bekam. Der Wirt von der traurigen Gestalt nahm das beinahe kommentarlos hin. So isser halt.
Doch das war zu viel beziehungsweise zu wenig für Frank Rosin: „Das haben wir noch nie gemacht! Ich habe in zwölf Jahren noch nie ein Gerüst vor einem Haus gesehen! ‚Ich dreh völlig durch, wir hätten das alleine nicht geschafft‘, das sollst du sagen!“ Aber er beruhigte sich auch wieder: „Jetzt haben wir uns alle wieder lieb und fangen den Tag nochmal von vorne an.“
„Rosins Restaurants“: TV-Koch Rosin kann sich Seitenhiebe nicht verkneifen
Die unterschiedlichen Temperamente der beiden Köche zeigten sich auch beim gemeinsamen Werkeln in der Küche, wo Frank Rosin seinen hin und wieder etwas planlosen Kollegen in Sachen effizientes und zeitgemäßes Arbeiten unterwies. Ein paar verbale Tritte in den Allerwertesten konnte sich Rosin im weiteren Verlauf nicht verkneifen. „Was ist denn los mit euch? Ihr seid Gastronomen!“
Mit vereinten Kräften wurde das „Nanook's Pub und Restaurant in der Stadtschenke“ (benannt nach Volkers Hund) innerhalb weniger Tage von außen wie innen gestrichen, entrümpelt und neu dekoriert. Ein Elektriker reparierte die Lüftung. Zu Sandras Schonung forderte Rosin eine zusätzliche Kraft ein: Ihre Freundin Henny verstärkte nun das Team als Küchenhilfe.
Beim Finale unter Corona-Bedingungen wurde ein getestetes Testesser-Pärchen im Gastraum bewirtet, weitere holten ihre Gerichte „to go“, und alle schwärmten von Volkers Pfeffersauce. Sandra im Service bekam von Frank Rosin „großes Lob“ und er ließ sich zu der Prognose hinreißen: „Ich glaube, ihr könnt ein gutes Team werden.“ Sandra und Volker haben mit der Unterstützung einen Riesensatz in ihre gemeinsame Zukunft unternommen - und auch ihren Dank dafür ausgesprochen.(tsch)