In der neuen Folge Rosins Restaurants erlebt man Sternekoch Frank Rosin innerlich zerrissen. Denn die Betreiberin hat von Gastronomie keine Ahnung. Und dann gibt es einen herben Mutter-Sohn-Konflikt.
„Rosins Restaurant“Frank Rosin platzt der Kragen: „Nicht alle Tassen im Schrank“
„Das kann doch gar nicht wahr sein“: Dass Frank Rosin, der resolute, zupackende, meinungsstarke Machertyp aus dem Ruhrpott, mal um Worte ringt und einfach nicht weiterweiß, hat man noch nicht allzu oft erlebt. Doch beim Betreten der Gaststätte „Rheinebene“ im baden-württembergischen Rheinstetten, idyllisch gelegen wenige Kilometer von Karlsruhe entfernt, weiß der Sternekoch zunächst so gar nicht, was er von dem erkennbar heruntergewirtschafteten Laden halten soll.
Das hat allein schon damit zu tun, dass man das Lokal von außen kaum als Wirtschaft erkennt, weil jedes Hinweisschild fehlt. Zudem ist die „Rheinebene“ auch nur an drei Tagen in der Woche geöffnet, wie der Sternekoch in einer neuen Folge „Rosins Restaurants“ (Kabel Eins) feststellen muss. Wie soll man da Geld verdienen?
Frank Rosin: „Hier würde ich keine fünf Minuten sitzenbleiben“
Allerdings: Es ist ein eigentlich einst schmuckes Anwesen. Und rund um das Gasthaus, das eigentlich Wanderfreunde und Naturliebhaber ansprechen soll, blühen die Wiesen - in einem weitläufigen Gartengrundstück, das bislang offenbar noch nie genutzt wurde. „Idyllischer geht's ja gar nicht“, sagt Rosin anerkennend.
Was er vorfindet, ist allerdings eine vollgerümpelte Veranda mit denkbar trostloser Aura - hinter in die Jahre gekommenen Plastikplanen. „Hier würde ich ja keine fünf Minuten sitzenbleiben“, stöhnt der Restaurant-Retter. Was man dagegen alles machen könnte aus so einer schönen Freifläche! Schnell ist ihm klar: „Das Potenzial wird hier gar nicht ausgenutzt.“
„Rosins Restaurants“: Schnitzel für unter 9 Euro!
Tatsächlich liegt das Grundproblem der „Rheinebene“ daran, dass Betreiberin Susanne dort zwar schon seit 15 Jahren mehr schlecht als recht wirtschaftet. Vom kleinen Einmaleins der Gastronomie scheint sie allerdings noch nie gehört zu haben. Das zeigt allein ein Blick auf die lieblos zusammengestellte, sehr fleischlastige Speisekarte, bei der vor allem ein Detail schnell heraussticht: die überraschend niedrigen, alles andere als zeitgemäß geltenden Preise.
„Eine Cola für zwei Euro - das ist süß“, kichert Rosin zunächst nur. Doch dann entdeckt er den Schnitzelpreis von lediglich 8,90 Euro und stöhnt laut auf. „Das ist einfach katastrophal kalkuliert“, schimpft er. „Das ist doch klar, dass das nicht reicht!“
Zur wirtschaftlichen Inkompetenz kommt leider auch noch kulinarische Unsicherheit. Wirtin Susanne vertraut dabei fest auf ihren 31-jährigen Sohn, der zwar gelernter Koch ist. Allerdings: Seine Ausbildung hat der sympathische junge Mann mit dem Ziegenbart gerade erst abgeschlossen. Frank Rosin wird klar, dass Max noch viele Erfahrungen fehlen. „Nach einer Ausbildung ist man noch kein Koch“, sagt der Profi realistisch.
Wie zum Beweis fällt das eilends angesetzte Testessen mit rund 20 Hungrigen ziemlich desaströs aus. Max hatte sich auf die Schnelle für ein Parmesan-Schnitzel mit Spaghetti-Beilage entschieden. „Bischen fad“ war da noch ein vergleichsweise diplomatisches Urteil der enttäuschten Gäste. „Die Nudeln fand ich zu schleimig“ oder „Schmeckt verbrannt“ brachte den Frust deutlicher auf den Punkt. „Ich bin mir nicht sicher, dass ich dem Ganzen gewachsen bin“, meinte Max kleinlaut. Damit traf er den Nagel auf den Kopf. Der Druck auf seinen Schultern ist enorm.
Frank Rosin: „Hast du noch alle Tassen im Schrank?“
Noch deutlicher brachte Frank Rosin die Misere auf den Punkt: „Dramatisch!“, lautete sein Urteil. „Alles in allem kein wirkliches Konzept.“ Und dass sich Susanne beim Einkauf der Ware für das Testessen schon wieder komplett verkalkuliert hatte und dass daran, dass sie ihrem heillos malochenden Sohnemann auch mal ein Gehalt auszahlen wird, nicht zu denken ist, steigerte bei Frank Rosin die Wut. „Bei allem Respekt: Hast du noch alle Tassen im Schrank!“, pöbelte er die Wirtin selbst für seine Verältnisse ungewohnt rüde an.
Aber: Aufgeben ist seine Sache nicht. Also stellt sich Frank Rosin der Herausforderung - und verteilt Aufgaben. Susanne muss endlich rechnen lernen. Sie packt zudem mit dem österreichischen Umbaumeister Flo die Auffrischungsarbeiten an. Dabei assistieren überraschend viele freiwillige Helfer, die offensichtlich auch daran glauben, dass das Lokal, das ab sofort „Wiesengasthaus“ heißt und seine schönen Freiflächen auch nutzt, eine Chance hat. Sohnemann Max lernt vom Sternekoch im eigens angemieteten Küchenstudio ein paar neue Kniffe - bei Rezepten mit mediterraner Leichtigkeit.
Das Grundproblem liegt allerdings doch deutlich tiefer – in der problematischen Mutter-Sohn-Beziehung. Susanne setzt alle Hoffnungen auf ihren Max. Doch der hatte ursprünglich ganz andere Pläne, wäre gerne noch über die Lande gezogen, um auch in anderen großen Restaurants zu arbeiten. „Ich glaube“, sagt Frank Rosin, „dass Max in einer sehr unaufgeräumten Gefühlswelt lebt“. Einerseits möchte er den Ansprüchen seiner Mutter gerecht werden und sie nicht im Stich lassen. Anderseits ahnt er selbst, dass das so nicht gut gehen kann.
Also erzwingt Rosin mit dem ihm eigenen Nachdruck ein klärendes Gespräch – mit schonungslos offenen Worten. „Versuche, dein Leben selbst in die Hand zu nehmen“, rät er Susanne dringlich. Und zu Max meint er: „Du bist kein beschissener Koch. Du brauchst Führung und musst üben“, so Frank Rosin. „Du bist ein Frischling.“
Nach einigem Hin und Her steht dann auch ein Modell, das durchaus Zukunftschancen hat: Mutter und Tochter betreiben das „Wiesengasthaus“ als Saison-Betrieb in der schönen Jahreszeit. Und den Winter über wird Max losziehen, um neue Erfahrungen zu sammeln. Sogar bei Frank Rosin selbst darf er anklopfen. Lehrjahre beim Sternekoch: Natürlich strahlt Max plötzlich!
Angenehmer Nebeneffekt der Hau-Ruck-Familientherapie: Plötzlich flutscht das Geschäft. Die Testesser beim zweiten Besuch zeigen sich begeistert und zeichnen das neue Sommer-Sonne-Leichtigkeit-Konzept mit fünf von fünf möglichen Sternen aus. Besser geht's nicht. „Geht mir mega ans Herz“, sagt Frank Rosin zum Schluss. „Da kommen mir sogar ein bisschen die Tränen.“ (tsch)