Der Erfindergeist kreativer Unternehmensgründer scheint keine Grenzen zu kennen. Aber überschreitet er manchmal nicht doch auch Geschmacksgrenzen? In der aktuellen Folge von „Die Höhle der Löwen“ brauchten die Investoren einen robusten Magen. Und Geduld für einige nicht ganz zu Ende gedachte Ideen.
„Höhle der Löwen“Investor übergibt Scheck direkt an Gründer – obwohl er nicht an Erfolg glaubt
Stevi Page blickt unternehmungslustig auf die Welt – durch Hundeaugen. Ihre Dalmatiner-Hündin Schnücks, die im Alter von acht Wochen bei der Erfinderin einzog, ist aus Stevis Leben seit Jahren nicht mehr wegzudenken. Ehrensache, dass Schnücks daher auch zur Produkt-Präsentation in die „Höhle der Löwen“ mitkommen musste.
In der VOX-Show zog die Hunde-Dame mit den lustigen Punkten und ihrer unbekümmerten Art alle Blick auf sich. Einen kurzfristig unbeobachteten Moment nutzte Schnücks sogar, um frech vom Vorführtisch zu naschen.
Dort fand Schnücks Leckereien, die ihr bestens schmecken – weil sie von Herzen kommen. Zusammen mit ihrer Halterin präsentierte Schnücks nämlich die Produktpalette „Stevie & Schnücks Hundemarmelade“. Ja, richtig gehört! Die 47-jährige Tierfreundin kennt in ihrer Hundeliebe keine Grenzen – auch keine Geschmacksgrenzen.
„Höhle der Löwen“: Frühstück für den Hund
„Sie ist total integriert in unserem Leben, wir machen eigentlich alles zusammen. Spazieren, die Natur erkunden, sie kommt mit mir ins Büro und schläft bei uns im Bett“, sagte Stevi über ihre Schnücks. Das Einzige, was lange nicht komplett partnerschaftlich funktioniert hatte, waren die gemeinsamen Mahlzeiten. Doch dann sorgte Stevi Page für Abhilfe: „Ich habe das Frühstück für den Hund erfunden. Mit Kaffee, Brot und Marmelade.“
Noch war es eher ein erstauntes Japsen – und nur bei Georg Kofler so etwas wie ein misstrauisches Knurren – das von der Löwen-Bank zu vernehmen war. „Ohne Hund macht mein Leben keinen Sinn“, sagte Stevi. Daher erfand sie Menschen-Essen für ihre Schnücks. „Ich wollte Hund und Mensch noch näher zusammenbringen.“
„Höhle der Löwen“: Wie kommt Marmelade für den Hund an?
Tatsächlich verbirgt sich hinter der „Marmelade“ ein von der Gründerin selbst eingekochter Hundefutter-Aufstrich in den Varianten „Einhorn, Bratwurst, Weißwurst und Liebe“. Alle Rezepte kommen dabei ohne Zucker, Salz oder Konservierungsstoffe aus. Auch beim „Kaffee“, einem Instant-Aufguss aus Fleischknochenmehl und Kürbis, spielte Stevi ihr kreatives Marketing aus. Die drei „Kaffee“-Sorten nannte sie „Wau Cino“, „Latte Wuffiato“ und „Chai Bello“. Zu guter Letzt gibt es bei „Stevi & Schnücks“ auch noch eine glutenfreie Hundebrotbackmischung im Glas.
Alles in allem eine kuriose Mischung. Die Gründerin, die übrigens noch ganz am Anfang steht, sah das sogar als eine angeblich komplett neue Produktkategorie. „Was sich so aberwitzig anhört, ist in Wirklichkeit ein richtiges Dog-Soulfood“, beteuerte Stevi, die überbordend liebende Hunde-Mama.
Was dann folgte, sprengte dann doch den Rahmen des Üblichen. Tatsächlich rollte Stevi Page plötzlich einen Servierwagen auf die Studiobühne und setzte den erstaunten Löwen ihrer Hunde-Kreationen zum Probieren vor – ganz wie dies sonst die Anbieter von Food-Produkten machen. Nur, dass die eben in der Regel bekömmlicher für menschliche Mägen sind.
„Das hatten wir auch noch nicht, dass die Löwen Hundefutter essen“, staunte Nico Rosberg amüsiert, aber auch etwas irritiert. Und Georg Kofler maulte scherzhaft: „Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen.“
Dagmar Wöhrl, selbst von großer Tierliebe geprägt, wagte sich mutig an eine glibberige Wurst-Mischung im Glas. „Sie isst das wirklich“, staunte Kofler über die Kollegin. Er wollte die Gerichte nicht anrühren. „Für mich ist das nix.“
„Höhle der Löwen“: Geschmackstest kann nicht überzeugen
Geradezu skurril wirkte der eklatante Denkfehler: Was wollte die Gründerin mit der Hundefutter-Verkostung eigentlich bezwecken? Weil die Entwicklungen aus ihrer liebevoll gemeinten Hunde-Küche ja für Vierbeiner gedacht sind, fehlt an allen Gerichten das Salz. Wie konnte Stevi ernsthaft erwarten, dass sie so die Löwen-Gaumen kitzeln würde?
Tatsächlich überzeugte dann nicht nur der Geschmackstest nicht. Auch das Geschäftsmodell der Gründerin mit der putzigen Dalamatiner-Begleiterin fiel nach und nach in sich zusammen. 60.000 Euro wollte Stevi für ihr Unternehmen haben – im Gegenzug für 20 Prozent an ihrer noch zu gründenden Firma. Doch der Pitch schmeckte den Löwen nicht.
Nach und nach kam heraus, dass Stevi Page viele Gedanken – vermutlich im allzu großen Tierliebe-Überschwang – nicht wirklich zu Ende geführt hatte. Eigentlich kann man „Hundemarmelade“ ja nicht als regelmäßiges Futter kaufen, sondern höchstens ab und an als Mitbringsel oder als Gag einem passionierten Tierfreund für den Vierbeiner schenken. Viel Geschäft dürfte so nicht zu machen sein. Und der Tierfuttermarkt ist heftig umkämpft, wie Dagmar Wöhrl und Ralf Dümmel betonten.
Tatsächlich gestand dann sogar die Gründerin ein, dass hinter ihren witzigen Rezept-Namen doch nur recht gewöhnliche, wenn auch aufwendige und gesund produzierte Tiernahrung steckt. „Ich verkaufe Emotionen“, sagte sie entwaffnend ehrlich.
„Höhle der Löwen“: Kein Deal für die Hundemarmelade
Doch die Emotionen der Löwen schlugen rasch um. Besonders genervt wirkte Georg Kofler. Ihm gefällt die „Vermenschlichungstendenz für Tiere“, wie er schimpfte, grundsätzlich nicht. Ein Löwe nach dem nächsten winkte ab. Stevi kämpfte zwar noch, flehte fast um einen Zuschlag. Doch einen Deal bekam sie nicht.
Mit ihrer Enttäuschung sollte die etwas irregeleitete Hundefreundin am Montagabend leider nicht alleine bleiben. Auch die findigen Ingenieure, die mit „deep.one“ eine Apparatur entwickelt hatten, die starke Bass-Töne aus der Musik als am Körper zu spürende Vibrationen „hörbar“ machen wollen, machten nicht wirklich den Deal, der ihnen vorgeschwebt war.
Sie wollten lediglich zehn Prozent an ihrem High-Tech-Unternehmen mit noch etwas diffusem Potenzial verkaufen. Georg Kofler verhandelte zäh und ließ das Geschäft fast wieder ganz platzen. Dann luchste er den „deep.one“-Gründern ein 25-Prozent-Stück ab.
„Höhle der Löwen“: E-Laufrad „uready“ kann nicht überzeugen
Zunächst auf viel Wohlwollen, dann aber doch auf diverse hochgezogene Augenbrauen traf der sportliche Tüftler Oguzhan Albayrak. Er hatte mit „uready“ ein E-Laufrad entwickelt, das Joggern das Training erleichtern soll. Wie eine Art Rentner-Rollator.
Auch wenn das Trike über kuriose Fahreigenschaften verfügt, wie vor allem Speed-Freak Nico Rosberg bestätigen konnte, leuchtete letztlich nicht so recht ein, warum man so ein Gefährt besitzen müsste. No Deal!
Blieb zumindest ein klassischer Deal-Abschluss für das Naturkost-Unternehmen „Hans Ranke“. Dahinter verbirgt sich eine Aufguss-Terrine für Couscous-artige Vegetarier-Gerichte. Keine echte Weltneuheit, aber vielleicht eine Idee mit Potenzial. Ralf Dümmel will dieses Menschen-Futter in die Läden bringen.
„Höhle der Löwen“: Maschmeyer übergibt Scheck direkt an Gründer – obwohl er nicht an finanziellen Erfolg glaubt
Und das Quartett „Netzbeweis“ bekam schließlich ebenfalls etwas Geld - allerdings keinen echten Geschäftsabschluss. 90.000 Euro zahlten Carsten Maschmeyer und Nils Glagau für die österreichischen Anwälte und IT-Spezialisten, die Betroffene im Kampf gegen Hassrede und Beleidigungen im Netz schützen wollen.
Nico Rosberg legte dann noch 10.000 Euro obenauf. Der Scheck, den Maschmeyer für 15 Prozent Firmenanteile ausstellte, wirkte aber eher wie eine Spende. Geschäftsfähigkeit konnten die Löwen hinter „Netzbeweis“ nicht entdecken. (tsch)