Schauspielerin Veronica Ferres hat im großen EXPRESS.de-Interview über ihre Phobie, Dankbarkeit, ihre einzigartige Karriere und Horrorfilme gesprochen.
„Ich ekel mich wirklich“Veronica Ferres über fiese Phobie – und wie sie gerne Gäste erschreckt
Sie ist eine der bekanntesten deutschen Schauspielerinnen: Veronica Ferres (59). Vor fast 30 Jahren feierte die 1,80 Meter große Solingerin als „Superweib“ ihren Durchbruch im Kino, seitdem spielt die Blondine eine Hauptrolle nach der anderen, gehört zu den wenigen deutschen Stars, die auch in Hollywood Fuß gefasst haben, sogar als Produzentin.
Warum es sie so reizte, eine relativ kleine Rolle im Horrorthriller „Hameln“ (aktuell in der ZDF-Mediathek) zu übernehmen, verrät sie im großen Talk mit EXPRESS.de.
Veronica Ferres über den Dreh von „Hameln“ und andere eklige Szenen
Der Rattenfänger von Hameln ließ im Jahr 1284 angeblich 130 Kinder spurlos verschwinden. Kannten Sie die Sage eigentlich?
Veronica Ferres: Natürlich, es ist eine der populärsten deutschen Geschichten. Sie wurde mir als Kind vorgelesen, ich habe sie dann als Erwachsene meiner Tochter vorgelesen. Der Sage nach konnten nur eine Blinde, ein Gehörloser und ein Gehbehinderter den Rattenfänger und seine Schergen aufhalten. Das Thema bewegt die Menschen auch heute noch sehr, weil es Urängste anspricht, dass das eigene Kind verschwindet und man es an eine dunkle, schreckliche Figur verliert. Diese Sage in die Jetztzeit zu übertragen, ist eine spannende Sache.
Einen wahren Kern hat die Sage zumindest. Ratten gab's im Mittelalter zuhauf. Wie stehen Sie zu den Nagern?
Veronica Ferres: Ich habe eine absolute Rattenphobie, kann sie beim besten Willen nicht in meiner Nähe ertragen und ekel mich wirklich vor diesen Tieren, die unter der Erde hausen. Zum Glück hatte ich keine Szenen mit Ratten. Doch wenn es der Geschichte dient, würde ich mich als Schauspielerin immer überwinden. Ich musste z. B. mal eine Gefängnisszene drehen, war mit über 500 Kakerlaken eingesperrt. Das schafft man mit absoluter Konzentration.
Götz Otto schlüpft als Rattenfänger in den Körper ihres (Film-)Mannes. In welche Haut würde Sie gern mal schlüpfen?
Veronica Ferres: (denkt nur kurz nach) Ich würde gern Päpstin sein, um als Kirche wieder ein attraktives Angebot für die Jugend zu werden und sie auch wieder zu der Heimat zu machen, wie ich die Kirche als Jugendliche erlebt habe als eine wirkliche Begegnungsstätte. Da traf man sich bei uns in Solingen nachmittags, machte Sport oder spielte z. B. Tischtennis, hatte Freizeitgruppen. Das war ein Ort der Gelassenheit und der Gemeinschaft, da ging es nicht um Verbote und Sünden.
Sie sitzen mir heute mit mittellangem Bob gegenüber. War die Kurzhaarfrisur in der Serie eine Perücke?
Veronica Ferres: (lacht) Das bleibt ein Geheimnis. Na ja, die Serie wurde vor einem Jahr gedreht, vielleicht habe ich ja ein gutes Haarwuchsmittel. Aber im Ernst: Wenn es um die Authentizität der Rolle geht, würde ich auch vor Veränderungen nicht zurückschrecken, was das Aussehen angeht.
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Sie werden in diesem Jahr 60 Jahre alt, könnten aber noch eine junge Mutter spielen. Wie halten Sie sich so fit?
Veronica Ferres: Ich ernähre mich nach der 16:8-Methode, also Intervallfasten. Das ist für den Körper das Beste, um ihn zu entlasten, finde ich. Ich esse acht Stunden normal, 16 Stunden gar nichts. Außerdem ernähre ich mich ziemlich gesund, gehe achtsam mit mir um – und viel mit meinem wunderbaren Hund an die frische Luft. Ich mache täglich Sport und habe neuerdings Pilates für mich entdeckt, das ist ganz großartig. Ich trinke kaum Alkohol und rauche, seit ich mit meiner Tochter schwanger war, nicht mehr. Und Lilly ist mittlerweile immerhin 23.
Apropos Lilly Krug, die selbst schon in einem US-Horrorthriller die Hauptrolle spielte. Sind Sie glücklich, dass Ihre Tochter in Ihre Fußstapfen tritt oder hätte sie lieber etwas „Anständiges“ lernen sollen?
Veronica Ferres: Sie wollte ursprünglich Jura studieren, dann wurde sie an einer der besten Universitäten in den USA angenommen, zieht sehr unabhängig von uns ihr duales Studium durch den akademischen Teil während des Semesters, die Schauspieldrehs während der Semesterferien. Und das nicht nur in den USA. Kürzlich hat sie eine große Serie in Köln und Belgien gedreht. Ganz ehrlich: Schaut man sich mal um, ist es ja nicht nur in unserer Branche so, dass die Kinder in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Wenn die Mutter Ärztin ist, studieren die Kinder oft Medizin, wenn der Vater Unternehmer ist, studieren sie BWL. Sie sind mit dem vertraut, was ihnen zu Hause vorgelebt wurde, was sie von klein auf kennen.
Sie sind ja nicht nur als Schauspielerin, sondern auch als Produzentin in den Staaten aktiv. Ist die Trump-Wiederwahl für Sie ein Grund, dem Land den Rücken zu kehren?
Veronica Ferres: Nein. Wir Künstler machen Filme, weil wir glauben, dass wir mit den Geschichten Menschen berühren können. Filme, die mit Menschlichkeit, Träumen, Sehnsüchten, Liebe, Fairness und auch Demokratie zu tun haben. Davon kann uns kein Politiker, keine Macht abhalten.
Veronica Ferres verrät, welches ihre liebsten Horrorfilme sind
Schauen Sie sich privat auch schon mal Horrorfilme an?
Veronica Ferres: Ja, sogar sehr gern. Ich bin mit „The Shining“ und „Poltergeist“ groß geworden, heute sehe ich am liebsten Horrorserien. Deshalb ist es wunderbar, in so einer Serie zu spielen, denn man spricht ein ganz anderes, junges Zielpublikum an. Und die Drehweise ist auch total anders. Als ich z. B. an der Seite von Nicolas Cage in „Pay the Ghost“ gespielt habe, bin ich von einem Kirchturm auf einen frisch betonierten Boden gestürzt. Dann guckten die Drähte, richtige Stahlstangen, aus mir heraus. Den speziell angefertigten Anzug haben sie mir zum Abschluss des Drehs geschenkt. Und den ziehe ich auch heute schon mal gerne an, um Gäste zu erschrecken.
Sie standen vergangenes Jahr für „Unholy Trinity“ mit Pierce Brosnan und Samuel L. Jackson vor der Kamera, mittlerweile nur zwei von zig Hollywoodstars, mit denen sie gedreht haben. Wie schwer war es, in Amerika Fuß zu fassen?
Veronica Ferres: Ich bin froh, dass Amerika nach der Oscar- und Golden Globe-Nominierung auf mich aufmerksam geworden ist und ich in Amerika von einer der besten Agenturen vertreten werde, von CAA. Das Interessante ist: In Hollywood bist du am Anfang nur eine von vielen, da kennt dich keiner. Ich musste alle Casting-Prozesse noch mal wie früher durchlaufen, es war eine tolle Erfahrung, mich als Schauspielerin noch mal neu zu erfinden. Da gibt es keine Eitelkeit, kein Ego, da lernt man wieder echte Demut.
Ihr Ehemann Carsten Maschmeyer ist erfolgreich, sie selbst sind eine der meistbeschäftigen Schauspielerinnen im Land, kommen aber immer noch „geerdet“ rüber. Welche Werte haben Ihre Eltern Ihnen mit auf den Weg gegeben?
Veronica Ferres: Meine Eltern waren Kartoffel- und Kohlehändler in Solingen, sie haben mich gelehrt, wie wichtig es ist, offen, ehrlich und fleißig zu sein, sich Anforderungen zu stellen. Wichtig war es für sie immer, andere Menschen wahrzunehmen, sie anzusehen im Gespräch, sie mit Namen anzusprechen. Sie haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, dankbar und zufrieden zu sein und dass man dafür auch einiges tun muss. Etwa, was Familie und Freunde angeht. Die Familie steht auch bei mir immer an erster Stelle.
Ihr Mann tritt als Investor bei der „Höhle der Löwen“ in Erscheinung. Gibt es daraus Produkte, die sie selbst im Haushalt benutzen?
Veronica Ferres: Ja, natürlich. Zum Beispiel „smartsleep“. Mithilfe des Supplements konnte ich meinen Schlaf erholsamer und effektiver gestalten und wache am nächsten Morgen fitter und ausgeschlafener auf.
Neues Jahr, neues Glück. Was ist Ihr größter Wunsch für 2025?
Veronica Ferres: Da geht es mir wie den meisten: Mein Traum wäre es, wenn 2025 überall Frieden herrschen würde. Aber ich würde mir auch wünschen, dass endlich mehr ins Bewusstsein rückt, wie sehr wir Mutter Erde zerstören und dass bei allen ein Umdenken stattfindet, damit wir unseren Kindern einen Planeten hinterlassen, auf dem sie noch leben können.
Veronica Ferres: Beste „Buhlschaft“ aller Zeiten
Veronica Ferres, geboren 1965 in Solingen, ist als Schauspielerin, Produzentin und Gastdozentin an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München tätig und ist Mitglied der deutschen und europäischen Filmakademie. Nach dem Abitur studierte sie zunächst Germanistik, Psychologie und Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, konzentrierte sich aber schnell auf die Schauspielerei.
Mit „Das Superweib“ und „Schtonk“ gelang ihr der Durchbruch. Seitdem spielte die Grimme-Preisträgerin in mehr als 150 Spielfilmen und zahlreichen TV-Sendungen mit, davon mehr als 30 in englischer Sprache. Ebenso feierte sie auf der Theater-Bühne Erfolge, wurde als beste Buhlschaft aller Zeiten im „Jedermann“ ausgezeichnet. Veronica Ferres ist verheiratet mit Carsten Maschmeyer, hat eine Tochter aus erster Ehe und zwei Stiefsöhne.