Bei diesem zutiefst persönlichen Objekt blieb Horst Lichter standhaft und hielt die „Bares für Rares“-Händlerkarte ein.
„Bares für Rares“Sehr persönliches Verkaufsobjekt irritiert Horst Lichter – „das soll jetzt aus der Familie weg?“
Die Zwillinge Jutta und Anke aus Köln und Hamburg hatten in der Mittwochsausgabe der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“ ein sehr persönliches Schmuckstück im Gepäck, das Horst Lichter total verwirrte. Und leider war es tatsächlich zu persönlich, um überhaupt in den Händlerraum zu gelangen. Dafür gab es keine Händlerkarte.
„Das Schmuckstück hat mich am Anfang schon ganz verwirrt. Ich wollte aber gar nicht groß nachfragen und habe mich nur auf das Bild konzentriert“, gestand Lichter. Er hatte wohl eine Vermutung, um welches Material es sich auf der Brosche handelte. Laut Wendela Horz waren das „ganz besondere Diamanten“, lachte die Expertin schelmisch.
Horst Lichter von kuriosem Verkaufsobjekt verwirrt
„Erklärt mir das“, bat Horst Lichter die beiden Schwestern. Die Frau auf dem Bild in der Mitte der Brosche war die Großmutter der Verkäuferinnen. Und auch die Milchzähne, die als Kranz um das alte Foto gesetzt waren, gehörten ihr. „Von der Oma?“, fragte Lichter stutzig. „Ja, von der Oma“, nickte Anke.
Die Brosche war über 100 Jahre alt, erklärte die Verkäuferin, denn „unsere Oma ist 1901 geboren“. Lichter wirkte immer noch irritiert, denn „das soll jetzt aus der Familie weg?“, fragte er unsicher. Aber die Mutter der beiden Geschwister wollte, „dass wir sie bei ‚Bares für Rares‘ anbieten“, so Anke. Mal sehen, was die Expertin dazu zu sagen hatte.
Laut Expertise war die Brosche aus Silber handgefertigt und danach vergoldet worden. Horz datierte das ungewöhnliche Stück um 1910. Damals hatten Schmuckstücke dieser Art aber einen anderen Stellenwert, erklärte die Expertin: „Es gibt sehr hochwertigen Schmuck etwa von Königin Viktoria, in dem sie die Milchzähne ihrer Kinder verarbeitet hat.“
„Es ist natürlich wertvoll für denjenigen, dem der Mensch etwas bedeutet hat. Aber für einen Fremden ist das Objekt sehr schwer zu würdigen“, versuchte Horz, das schwierige Objekt zu kontextualisieren. Lichter lenkte die prekäre Lage schnell um: „Gehen wir mal auf eine andere Schiene. Wer mag das gemacht haben? Ein Goldschmied?“
Keine Händlerkarte bei „Bares für Rares“ für Omas Zähne
Heutzutage könnten solche Schmuckstücke auch gerne „von Zahntechnikern, die sich weiterbilden“ gemacht werden. Aber damals hatte die Zahn-Brosche sicher ein Goldschmied angefertigt. Eine Herstellerpunze oder Markierung für den Feingehalt des Materials gab es aber leider nicht. Auch die Schatulle gehörte originär nicht zur Brosche.
Für ihre persönliche Brosche ihrer Großmutter wünschten sich die Verkäuferinnen 150 Euro. Der Materialwert lag laut Horz bei rund fünf Euro. Doch nicht nur deshalb hatte die Expertin Bedenken. „Ich sehe das als sehr schwierig an zu verkaufen. Ohne den ideellen Wert schmälern zu wollen“, taxierte Horz nur 80 bis 100 Euro.
Die Schwestern entschieden: „Wir gucken, was im Händlerraum passiert.“ Doch da hatte Lichter noch ein Wörtchen mitzureden und schüttelte den Kopf. „So einfach ist das leider nicht“, denn die Mutter hatte per Vollmacht 150 Euro festgesetzt. Dafür gab es also keine Händlerkarte. Auch Horz fand es „schöner, dass es in der Familie bleibt“. „Oh“, schnaufte Anke verblüfft.
„Bares für Rares“: Die weiteren Objekte der Sendung
Als weiteres Objekt der Sendung datierte Colmar Schulte-Goltz die beliebte Figur „Der gefangene Vogel“ von Bildhauer Josef Lorenzl zwischen 1922 und 1941. Für die Art-déco-Tänzerin (Manufaktur Goldscheider) wünschte sich die Verkäuferin 1.000 Euro. Schulte-Goltz schätzte 2.000 bis 2.500 Euro. Fabian Kahl zahlte 2.400 Euro.
Bei zwei Scheiben handelte es sich laut Detlev Kümmel um dekorative Objekte: „Die sind neu.“ Die monarchischen Wappenbilder mit Adler wurden mit Schablonen aufgetragen, wohl in den 1970er Jahren. Der Wunschpreis lag bei 500 Euro. Kümmel schätzte 200 bis 300 Euro. Händler Wolfgang Pauritsch zahlte 250 Euro.
Für das handsignierte Buch von Erich Kästner, „Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke“ (1950, Ullstein Verlag, Wien), wünschte sich der Verkäufer zwischen 80 und 100 Euro. Experte Colmar Schulte-Goltz schätzte 150 bis 200 Euro. Händler Anaisio Guedes zahlte sogar 350 Euro.
Drei Salièren aus 800er Silber samt passender Schatulle datierte Wendela Horz um 1900. Für das Set von Hauptmann & Kompanie (Wien) wünschte sich die Verkäuferin 120 Euro. Horz taxierte 250 bis 300 Euro. Händler Steve Mandel zahlte letztlich 200 Euro. (tsch)