Kieler „Tatort“Ihn erwischt es übel: Dieser Fall von Ermittler Klaus Borowski hat es in sich

ARD/NDR TATORT: BOROWSKI UND DIE GROSSE WUT, am Sonntag (07.05.23) um 20:15 Uhr im ERSTEN.
Borowski (Axel Milberg) versucht, Schlimmes zu verhindern
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Ermittler Klaus Borowski (Axel Milberg) kämpft im neuen Kieler „Tatort“ mit den Folgen eines Schädel-Hirn-Traumas.

Dieser Fall hat es in sich: Ermittler Klaus Borowski erleidet im neuen Kieler „Tatort“ eine lebensgefährliche Verletzung – doch ist sofort wieder gefragt: Eine labile junge Frau hat ihre Schwester entführt.

Im März hat Axel Milberg das Ende seiner Figur Klaus Borowski für 2025 angekündigt. Dann wird der Schauspieler, heute 66, nach mehr als 20 Jahren einen Schlussstrich unter seine Paraderolle ziehen. Das Rentenalter hätte er dann ohnehin locker erreicht. Dass man aktuell mit Milberg aka Borowski immer noch ziemlich frische „Tatorte“ erleben kann, zeigt „Borowski und die große Wut“.

Schon der Beginn des Krimis wirkt wie eine Reihe loser Erinnerungs-Flashbacks: Eine junge Mutter wird auf einer belebten Promenade an der Kieler Förde vor einen LKW gestoßen. In der nächsten Szene schleicht Borowski um ein kleinbürgerliches Haus herum. Eine Ermittlung?

„Tatort“ aus Kiel: Ermittler Borowski erwischt es übel

Doch dann schon wieder ein „Cut“. Borowski wird mit schwerer Kopfverletzung vor einer Klinik gefunden. Seine Kollegen Mila Sahin (Almila Bagriacik) und Roland Schladitz (Thomas Kügel) erfahren, dass Borowski mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma in Lebensgefahr schwebt. Immerhin: Bald gibt es Entwarnung, auch wenn der Kommissar zunächst mehr tot als lebendig in seinem Krankenzimmer liegt. Dann erhält Borowski auf seinem halb kaputten Handy seltsame Anrufe: Ein kleines Mädchen bittet ihn um Hilfe. Sie ist irgendwo eingesperrt.

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Bald stellt sich heraus, dass die Anrufe real sind und das Mädchen von ihrer großen Schwester Celina (Caroline Cousin) entführt wurde. Die 18-Jährige kommt aus schwierigen Verhältnissen und hat bereits eine lange Kranken- und Delinquenz-Akte. Ein erweiterter Suizid droht. Skurrilerweise ruft Celina nun immer wieder auf Borowskis Mobiltelefon an.

Der Kommissar in Pyjama und Morgenmantel ermittelt in diesem „Tatort“ vorwiegend übers Telefon. Seine Wahrnehmung und sein Denken sind aufgrund der Kopfverletzung anders als sonst.

Insofern laufen die Gespräche mit der emotional gestörten Celina beidseitig anders ab, als man es von normalen Krimis gewohnt ist. Und dann gibt es da noch eine Art Geist im Krankenhaus: Die passionierte Raucherin Maren Puttkammer (Sophie von Kessel) sitzt immer wieder mal samt ihrem Tropf an Borowskis Fenster und diskutiert mit ihm über das Leben und seine Endlichkeit.

„Tatort“: Borowski bald in Rente - und vorher in Wacken

Das renommierte Drehbuch-Ehepaar Eva und Volker A. Zahn hat in den letzten Monaten die Vorlage zu gleich mehreren „Tatort“-Krimis geliefert. Zuletzt für den schönen Kölner Fall „Abbruchkante“ über die Melancholie eines dem Braunkohle-Bergbau zum Opfer gefallenen, verschwundenen Dorfs.

Auch jetzt haben sich die Zahns, die auch fürs Kieler Revier schon einige Fälle geschrieben haben (zuletzt: „Borowski und der Fluch der weißen Möwe“, 2020), wieder etwas Besonderes ausgedacht.

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Wie ein Polizei-Psychologe muss der mit genähtem Kopf durch Krankenhaus-Flure schlurfende Kommissar mit einer (eventuellen) Täterin sprechen, wobei hier andere Regeln gelten als bei solchen Gesprächen üblich: Es ist nicht so, dass eine geschulte Stimme der Vernunft auf eine junge Frau ohne Impulskontrolle trifft. Nein, auch Borowski denkt, sagt und tut seltsame Dinge - was die Gespräche mit Selina zu einem denkwürdigen, aber tatsächlich für die Zuschauer spannenden Duell werden lassen.

Axel Milberg und die junge Schauspielerin Caroline Cousin, die lange Zeit nur als Stimme und in kurzen Videoschnipseln eine Art Phantom bleibt, zeigen eine besondere, weil ungewöhnliche Art des Schauspiels, das aber auch von gut geschriebenen Dialogen lebt.

Trotzdem ist „Borowski und die große Wut“ kein reines Solostück des in zwei Jahren scheidenden Kommissars. Seine Kollegin Mila Sahin, deren Schauspielerin Almila Bagriacik demnächst ihr erstes Kind erwartet, ermittelt im Hintergrund wegen des Mordes an einer älteren Frau, und sie sucht Celinas Mutter (stark: Alexandra Finder) und deren Mann (Jean-Luc Bubert) auf, den Vater der kleinen entführten Schwester. Wird Borowski, dessen Krankenhausflirt Maren Puttkammer schon mal einen Song aus dem Musical „Hair“ am Piano des Klinik-Gemeinschaftsraums schmettert, den Fall als „Delirium“-Kommissar dennoch lösen?

Apropos Delirium: Im Herbst feiern Klaus Borowski und Schauspieler Axel Milberg erst mal ihr 20-Jahre-Jubiläum mit einem Fall, der am Standort des größten Heavy Metal-Festivals der Welt spielt: „Borowski und das unschuldige Kind von Wacken“ heißt der nächste Fall des nordischen Ermittlers. (tsch)