Booster-Impfung vor dem Herbst – ja oder nein? Ab wann brauche ich sie? Und vor allem: Wer braucht sie jetzt? Am Donnerstagabend hat der Immunologe Carsten Watzl bei „Markus Lanz“ im ZDF Klartext gesprochen – und den laut Lanz wohl „besten Satz der Woche“ gesagt.
„Das ist so ein guter Satz!“Markus Lanz begeistert: Experte sagt das, worauf wir alle gewartet haben
Hamburg. Am Donnerstag (28. Oktober) sorgte der 41-jährige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bei einigen Bürgern für Verwirrung, als er auf Twitter verkündete, eine Auffrischungsimpfung bekommen zu haben. Lautete die Empfehlung der Ständigen Impfkommissionen (STIKO) nicht, dass sich nur Risikopatienten und Menschen über 70 Jahren die dritte Corona-Impfung abholen sollten?
Spahn bekam seine Auffrischungsimpfung nach Ministeriumsangaben mit dem Präparat von Biontech, im Mai hatte er sich nach einer vorherigen durchgemachten Corona-Infektion zunächst mit dem Mittel von Astrazeneca impfen lassen.
Tatsache ist, dass eine Auffrischung mindestens sechs Monate nach einer vollständigen Impfung seit September unter anderem für Ältere, Risikogruppen, aber eben auch für Geimpfte mit Astrazeneca und Johnson & Johnson möglich ist.
Und wie sieht es grundsätzlich bei Unter-60-Jährigen aus? Immunologe Watzl empfahl bei Markus Lanz zunächst ebenfalls, dass sich in erster Linie Risikogruppen und Ältere drittimpfen lassen sollten. „Wir merken, dass der Schutz vor der reinen Infektion mit der Zeit nachlässt“, erklärt Watzl. „Da haben wir mal bei über 90 Prozent angefangen, da sind wir jetzt deutschlandweit bei etwa 75 Prozent.“ Daran merke man, dass die Durchbruchsinfektionen zwar steigen. „Der Schutz vor einem schweren Verlauf ist bei Geimpften allerdings immernoch sehr gut, liegt bei über 90 Prozent. Das heißt nicht, dass die Impfung nicht wirkt“, stellt Watzl klar. Man liege vielleicht mal mit Fieber im Bett, wirklich gefährlich werde es für Geimpfte aber nicht.
Markus Lanz begeistert: „Das ist so ein guter Satz”
Watzl: „Deshalb kann man sich als Geimpfter auch mal entspannen, obwohl man über Durchbruchsinfektionen hört.“
Lanz war sofort begeistert über diese Entspannungs-Empfehlung: „Das ist so ein guter Satz am Ende dieser Woche! Allein deshalb hat sich die Sendung schon gelohnt“, antwortet er.
Der Immunologe führt weiter aus, dass in Deutschland die Grundimmunität – anders als im vergangenen Jahr – nun gegeben sei. „Auch wenn der Schutz vor der reinen Infektion etwas nachlässt. Denn der Schutz vor dem schweren Verlauf ist ja noch immer da.“
Watzl bei Lanz: Jüngere kommen gut ohne Booster durch den Winter
Aber: Es gebe eben auch Ausnahmen, deshalb seien die Booster-Impfungen so wichtig. „Es gibt die Gruppe von Leuten, die sind zwar zweimal geimpft, da hat die Impfung aber nicht richtig gewirkt.“ Das seien etwa Menschen mit Vorerkrankungen und Ältere. Jüngere Geimpfte unter 60 Jahre kämen in der Regel ohne eine Booster-Impfung aus. „Eine 30-Jährige, die sich im Sommer ihre zweite Impfung abgeholt hat, kommt damit gut durch den Winter.“ Auch sie sei natürlich nicht ein Leben lang geschützt, müsse irgendwann auffrischen.
„Wenn sie Angst vor dem Virus hat, kann sie sich ihre Auffrischung nächstes Jahr per Impfung holen.“ Bei Menschen, die sich nicht die dritte Spritze abholen wollen, sei der Schutz vor schweren Verläufen auch noch nächstes oder übernächstes Jahr „einigermaßen ok“, so Watzl. „Und dann holst du dir die Auffrischung einfach mit der Infektion.“
Der Immunologe sieht nun aber vor allem Hausärzte in der Pflicht, aktiv auf alte Menschen zuzugehen, die zu Hause und nicht in Heimen wohnen, um ihnen eine Booster-Impfung anzubieten. Hier seien viel zu wenige Patienten erreicht worden, das „Schneckentempo“ der Impfkampagne sei „erschreckend“. (mg)