Der Mount Midoriyama, der Schicksalsberg der Ninja-Sportler, ist bezwungen! Gleich zwei Superathleten gelang das Kunststück im Finale von „Ninja Warrior Germany“ (RTL). Aber weil es nur einen Sieger geben darf, wurde der doppelte Triumph zu einer Tragödie.
„Ninja Warrior Germany“Episches Finale – RTL trifft krasse Entscheidung
Moritz Hans hat seinen Platz in den Annalen von „Ninja Warrior Germany“ endgültig sicher: Der 25-Jährige, der seit der ersten Staffel in jedem Finale stand und 2017 „Last Man Standing“ wurde, ist der erste Athlet, der das „magische Monster“, den Mount Midoriyama bezwang. Er schaffte es, in 20 Metern Höhe 1,08 Sekunden vor Ablauf der 25-Sekunden-Frist zu buzzern. Er ist also chronologisch der erste „Ninja Warrior Germany“.
Aber obwohl es andernorts heißt „Der Zweite ist der erste Verlierer“, kann es bei NWG noch dramatischer ausgehen: Da wird der Erste zum Zweiten! Denn René Casselly (25) bezwang das Seil am Mount Midoriyama nach Hans um knapp zwei Sekunden schneller. Damit eroberte „der Zirkusjunge“ (O-Ton Moderator Frank Buschmann) den offiziellen Titel des ersten „Ninja Warrior Germany“ - und die Siegprämie von 300.000 Euro. „Ich hab's geschafft!“, jubelte Casselly im Funkenregen des Siegerfeuerwerks, während Moritz Hans erst enttäuscht in die Knie ging und dann fair gratulierte.
„Ninja Warrior Germany“: Das „ultraharte Dutzend“ geht in Finalrunde drei
„Willst du mich bei der Erbse packen?“ Frank Buschmann und seine Moderatoren-Kollegen Jan Köppen ("Das ist absurd, das ist der Wahnsinn!") und Laura Wontorra ("Ich hab so Herzrasen! Diese Show macht mich fertig.") waren am Rande des kollektiven Herzstillstandes, als die sechste Staffel in einem dramatischen Showdown kulminierte. Dem guten Jan krachte vor Aufregung sogar die Hosennaht! Aber: Egal welches Superlativ über das Staffelfinale von den ausflippenden Moderatoren auch gejuchzt oder gestammelt wurde - es trifft zu. Die „stärkste Show Deutschlands“ machte ihrem Namen wirklich alle Ehre.
28 Top-Athleten hatten sich am Vortag durch „Stage 1“ des Finales gekämpft und für „Stage 2“ qualifiziert. Hier galt es, über die Hindernisse Reifenwechsel, Zugbrücke, Doppelhebel, Drachenrücken und Kamin mit Klappe innerhalb von zwei Minuten bis zum Buzzer vorzudringen. Die meisten kamen gar nicht bis zum Druckpunkt. Vor allem der Drachenrücken war tückisch und warf fast die Hälfte der Kandidaten ab. Am Ende biss sich ein „ultrahartes Dutzend“ in Runde drei durch und stand nun vor sechs neuen Hindernissen: den schwebenden Türen, dem Spaziergang, den Fingerleisten, den Steckkästen, den Kugel-Haken und dem Stangenflug.
Steffi Noppinger schreibt Ninja-Geschichte
Mit dabei auch die einzige im Wettbewerb verbliebene Frau, Stefanie Noppinger. Die hatte schon nach dem Halbfinale ihren Titel als „Last Woman Standing“ erfolgreich verteidigt (und 25.000 Prämie sicher), setzte im Finale aber noch einen drauf. Sie überwand die Türen (Köppen: „Die schwierigsten Türchen, die es in der Weihnachtszeit gibt.") und schmierte erst am Spaziergang ab. Buschmann war - fast - sprachlos: "Das war die beste Leistung einer Frau in der Geschichte von Ninja Warrior - und zwar weltweit“, meinte er andächtig, regelrecht gerührt - aber zutreffend. Insgesamt wurde Noppinger in der wahrscheinlich stärksten Staffel von NWG (Buschmann: "Was für ein Niveau, was sind das für Athleten?!") Sechste!
Es war ein Abend der Sensationen, Überraschungen und schier übermenschlichen Leistungen. „Ich will endlich, dass diese Athleten bei der Wahl zu den ‚Sportlern des Jahres‘ mit aufgeführt werden“, meinte er. Erik Zekina etwa hielt trotz Bänderrisses bis zum Spaziergang durch, Youngster Philipp Göthert (20) rutschte erst an den Fingerleisten ab. Überraschung: Alexander Wurm, zuletzt dreimal in Folge „Last Man Standing“ und 2018 am Mount Midoriyama um wenige Sekunden gescheitert, segelte am Spaziergang raus. Er nahm es sportlich: „Ich hatte zuletzt so viel Glück bei NWG, da ist es okay, dass ich es heute mal nicht hatte.“ Er wurde am Ende Siebter, hinter Göthert (Dritter), Giovanni Ertl, Christian Kirstges (der seit Jahren die Konterfeis von Jan Köppen und Fran Buchmann auf den Po-Backen seiner Sportshorts trägt) und Noppinger.
René Casselly hat daheim einen eigenen Mount Midoriyama
Und dann dieser epische Showdown am mystischen Berg. Artur Schreiber, dem in Stage 2 ein paar Sekunden zur Quali für Runde drei fehlten, hatte es geahnt: „Heute wird der Mount geknackt! Ich bin sicher: Zwei oder drei gehen an den Mount!“
Dass es am Ende René Casselly und Moritz Hans waren, die den Gipfel stürmten, passte bestens. Beide sind seit Staffel eins (2016) dabei und haben sich neben Alexander Wurm und dem ersten „Last Man Standing“ aller Zeiten, Oli Edelmann, zu Legenden des Ninja-Sports in Deutschland entwickelt. Es sind zwei überragende Top-Athleten, aber völlig unterschiedlich.
Wo Moritz Hans, der 2020 „fremdging“ und Zweiter bei „Let's Dance“ wurde, fokussiert und konzentriert, aber auch locker wirkt, scheint René Casselly der verbissen Ehrgeizige zu sein. Und da ist auch was dran: „Fünf Jahre habe ich auf diesen Moment hingearbeitet“, jubelte Casselly, der sich sogar daheim einen eigenen Mount Midoriyama in den Garten zimmerte, nach seinem Sieg. „Ich hab den sechsmal in der Woche gemacht, egal bei welchem Wetter. Ich kann es nicht fassen, dass ich es geschafft habe.“
Buschmann verordnet 25.000 Euro Trostpflaster für Moritz Hans
Sieg, Titel und Super-Prämie für René Casselly, aber auch der erste Gipfelstürmer und zweite Sieger Moritz Hans ging nicht gänzlich leer aus. „Das kannste dir nicht ausdenken: René schlägt Moritz und holt sich die 300.000 Euro und Moritz geht leer aus? So läuft das nicht“, sprach Buschmann ein Machtwort und spendierte dem tragischen Zweiten ein Trostpflaster: „Von RTL gibt's 25.000 Euro für Moritz Hans!“
Jetzt heißt es, die vom Anfeuern und Jubeln heisere Stimme pflegen und viel trainieren. Denn die Bewerbungen für die siebte Staffel können schon eingeschickt werden. Die Jagd auf René Casselly hat begonnen ... (tsch)