Musiker Nino de Angelo hat mit uns über sein neues Album, seine bevorstehende fünfte Hochzeit und die Liebe zu Köln gesprochen.
„Bin ein reparierter Totalschaden“Nino de Angelo über heftige Abstürze – und seine fünfte Hochzeit

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mit Nino de Angelo im Hyatt.
Er kennt das, worüber er singt – Nino de Angelo (61), ein Zollstocker Jung, hat seit seinem Riesenhit „Jenseits von Eden“ vieles erlebt: Höhenflüge und Abstürze, Liebesleid und Liebesfrust, Taschen voller Geld und Privatinsolvenz, Menschen, die ihn erst umarmen und dann nicht mehr kennen.
Jetzt ist er wieder mal auf der Sonnenseite. Sein neues Album („Irgendwann im Leben“) ist in den Charts, er ist auf Tour, und die Hochzeitglocken sollen wieder läuten. Nino de Angelo: Mal wieder diesseits von Eden – und im großen EXPRESS-Gespräch.
Nino de Angelo: Die große Liebe gibt es nicht nur einmal
Wie ist es, wenn Sie sich im Radio hören – schalten Sie sofort ab oder singen Sie mit?
Nino de Angelo: Kommt drauf an. Die Musik, die ich jetzt mache, höre ich sehr gern, „Jenseits von Eden“ sowieso. Da singe ich mit, freue mich. Doch von den 200 bis 300 Songs, die ich vor meinem Comeback-Album „Gesegnet und verflucht“ aufgenommen habe, mag ich vielleicht zehn Prozent, auf den Rest könnte ich verzichten.
Welchen Platz nimmt Ihr neues Album in den Nino-Charts ein?
Nino de Angelo: Es ist meine absolute Nummer 1, das schönste Album, das ich je gemacht habe. Besser war ich nie – von der Musik, den Texten, dem Klang und meiner Stimme her.
Sagt man das nicht bei jedem neuen Album?
Nino de Angelo: Mag sein, aber hier ist es tatsächlich so. Das liegt vielleicht daran, dass ich es selbst produziert habe, zurück zu mehr Kommerzialität gegangen bin. Es hat Countryeinflüsse, mit viel mehr Gitarren als sonst.

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Und im Hintergrund die Domspitzen! Nino de Angelo im Februar 2025 mit EXPRESS-Reporter Horst Stellmacher im Kölner Hotel Hyatt.
Was ist da Ihr persönlicher Lieblingssong?
Nino de Angelo: Nahe geht mir „Zu spät“, weil er eine ganz besondere, persönliche Geschichte erzählt.
Worum geht's?
Nino de Angelo: Ich singe, wie es ist, wenn ich an meine Trennung von meiner ersten Frau und meiner ersten großen Liebe, denke. Judith und ich waren blutjung, als wir uns kennenlernten und total verknallt ineinander. Wir haben in Rodenkirchen, im Haus ihres Vaters, gewohnt und waren glücklich. Und dann kamen auch noch unsere beiden wunderbaren Kinder dazu. Alles war perfekt! Doch wie es so ist im Leben: Dann kamen die ersten Erfolge, dann der Riesenhit „Jenseits von Eden…“
… und Sie haben Ihr Leben auf den Kopf gestellt?
Nino de Angelo: Stimmt! Ich war manchmal nächtelang nicht zu Hause, war nur am Feiern. Eines Tages, als ich 30 war, sagte Judith: „Geh zu einem Therapeuten, damit du dein Leben endlich in Griff kriegst!“ Ich habe nicht auf sie gehört. Erst als es viel zu spät war, habe ich gemerkt, was ich an ihr verloren habe. Gott sei Dank lebt man eine große Liebe nicht nur einmal – ich habe sie jetzt mit Simone.
Sie haben gesagt, dass Sie Ihre Simone noch in diesem Jahr heiraten wollen. Was bedeutet das Heiraten für Sie?
Nino de Angelo: Wir schließen einen Bund fürs Leben, bestätigen damit, dass wir es wirklich ernst meinen, unzertrennlich bleiben wollen.
Klingt bei Ihnen nach vier Scheidungen nicht so überzeugend …
Nino de Angelo: … ist aber tatsächlich so. Allein schon, weil die Voraussetzungen anders sind als früher. Das Problem bei meinen anderen Ehen war, dass wir zu schnell geheiratet hatten. Inzwischen weiß ich, dass man mindestens sieben Jahre zusammen sein sollte, ehe man sich entscheidet. Bei Simone und mir ist es so. Wir sind seit 2018 zusammen, wissen, was wir wollen, was wir aneinander haben und kommen super miteinander klar. Ich liebe sie und weiß, dass sie mich liebt – wer nimmt normalerweise einen reparierten Totalschaden wie mich?
Wie Sie selbst gestanden haben, war eines Ihrer großen Probleme auch in Ihren Beziehungen der Dämon Alkohol. Ist das Thema durch?
Nino de Angelo: Nein, ich weiß, dass ich da immer noch gefährdet bin, und das wird bis zu meinem letzten Atemzug so bleiben. Wenn man mich wieder allein losziehen ließe, könnte es sein, dass ich mich verlaufe, gerade hier in Köln. Aber ich passe mehr auf mich auf und habe zum Glück auch immer Simone an meiner Seite. Da hat der Alkohol keine Chance.
Brauchen Sie den Alkohol, wenn Sie an Ihren Songs arbeiten?
Nino de Angelo: Bei der kreativen Arbeit, in meinem Studio, trinke ich schon mal ein Gläschen. Das tut meinen Songs gut. Beim Komponieren muss der Kopf ausgeschaltet werden. Aber das ist bei vielen Künstlern so – ohne Alkohol müssten wir auf viele Kunstwerke verzichten.
Kann man an Ihren Platten erkennen, welche mit und ohne Wein oder Whisky entstanden sind?
Nino de Angelo: Ja. Die, die nicht erfolgreich waren, waren ohne. Die waren stinklangweilig und viel zu kopflastig.
Vor genau 50 Jahren, als Sie elf waren, sind Sie nach Köln gekommen und 37 Jahre geblieben. Jetzt wohnen Sie auf einem Pferdehof im Allgäu. Was fühlen Sie, wenn Sie nach Köln kommen?
Nino de Angelo: Wenn ich die Dom-Spitzen erblicke, schlägt mein Herz schneller, dann bin ich sofort wieder Kölner. Für mich ist Köln einzigartig. Ich kenne diese Stadt und liebe sie – ich habe hier schließlich jeden Pflasterstein gefühlt dreimal umgedreht. Hier war ich ganz oben und ganz unten und habe mich wieder aufgerappelt. Ich bin gern in Köln, meine Mutter lebt immer noch in Zollstock, mein Sohn ist noch hier, und ich habe noch viele gute Freunde.

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Pop-Titan Dieter Bohlen mit Nino de Angelo 1989 in München beim Vorentscheid des Grand Prix – den Nino gewann.
In Köln startete Ihre Karriere. Wie war das damals?
Nino de Angelo: Ich habe als 14-, 15-Jähriger in den Piano-Bars gesungen, in denen sich alles tummelte: Milieu, Prominenz, der normale Bürger – und alle waren begeistert. Und ich war so glücklich. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich richtig beachtet fühlte. Die Menschen waren freundlich zu mir, ich war jung, super drauf, sehr spaßempfänglich.
In dem Alter, mit dem Erfolg, hat man viele Freunde …
Nino de Angelo: Das habe ich natürlich erlebt. Wenn man – so wie ich – mit 15 seinen ersten Plattenvertrag und mit 19 seine erste Nummer 1 hat, bleibt man nicht allein. Da wird die Zahl der Freunde immer größer. Als es dann bergab ging, verschwanden viele davon ganz schnell.
Fast jeder, der Ihren Namen kennt, weiß, dass Sie auf ein sehr buntes, schlagzeilenreiches Leben zurückblicken können. Wie haben Sie das eigentlich selbst empfunden?
Nino de Angelo: Es gab Zeiten, in denen ich mich selbst nicht leiden konnte. Vor zehn Jahren, nach meinem „Big Brother“-Abenteuer, habe ich eines Tages vorm Spiegel reflektiert: „Mensch, Alter, das hätte doch alles besser laufen können. Was hast du nur gemacht? Es ist so schade um dich! Das kann doch nicht alle gewesen ein. Sei einfach, wie du bist!“ Und ich habe mein Leben noch mal geändert – hatte ein phänomenales Comeback mit tollen Songs, traf Simone und glaube, dass ich mich zum Positiven verändert habe.
Über 40 Jahre dabei. Wie hat sich das Showleben geändert?
Nino de Angelo: Eines ist geblieben – man braucht einen großen Hit. Wenn der da ist, ist vieles gut. Aber es ist schwieriger, einen Hit zu bekommen.
Warum ist das so?
Nino de Angelo: Es gab damals viel mehr Promotion-Möglichkeiten. Viel mehr TV-Sendungen, in die man als Schlagersänger reinkonnte, Radiostationen ohne Ende, die deutschen Schlager spielten. Vorbei. Es gibt kaum noch Sender, die Nino de Angelo spielen. Wenn ich heute über 100 Funkeinsätze habe, ist es der pure Wahnsinn. Früher waren es weit über 1000 in der Woche. Es gibt auch nur noch die beiden großen TV-Sendungen mit Giovanni Zarrella und Florian Silbereisen, dazu ein paar Magazine – und das war's.
Sie sind jetzt 61. Wie lange wollen Sie noch in der Show-Welt bleiben?
Nino de Angelo: Ich bin gerade dabei, meine Zukunft zu planen. Ich denke, noch zwei, drei Alben, noch drei Tourneen – dann möchte ich mich zurückziehen. Ich träume davon, in meinem Landhäuschen in Italien Oliven zu pflücken, Wein herstellen zu können. Ich hätte gern mein eigenes Lokal am Gardasee, eine kleine Pianobar, um so aufzuhören, wie ich in Köln begonnen habe. Ich würde die „PiaNino“ nennen, abends auf dem Barschemel sitzen und „Strangers in the Night“ singen – und als Zugabe „Ich bin ne kölsche Jung“.
Nino de Angelo: Sein Körper macht ihm schwer zu schaffen
Nino de Angelo wurde am 18. Dezember 1963 als Domenico Gerhard Gorgoglione in Karlsruhe geboren. Kam vor 50 Jahren nach Köln. 1982 sein erster Single-Erfolg mit „Ich sterbe nicht noch mal“. 1983 dann der Megahit „Jenseits von Eden“. 1989 belegte er beim Eurovision Song Contest mit „Flieger“ den 14. Platz (produziert von Dieter Bohlen). Mitte der 1990er war er auf der „Tabaluga und Lilli“-Tournee mit Peter Maffay unterwegs.
1995 wurde beim ihm Lymphknotenkrebs diagnostiziert. 2005 dann die Privatinsolvenz. 2009 die nächste Schockdiagnose: Immunschwächekrankheit ITP (mit Entfernung der Milz und Chemotherapie). 2016 dann eine Herz-Notoperation (zwei Bypässe). Seit 2016 leidet er an der Lungenerkrankung COPD. Er war viermal verheiratet, hat zwei Kinder aus erster Ehe (leben in Köln und Hamburg). 2017 wurde er zum dritten Mal Vater. Er lebt mit Lebenspartnerin Simone Lux (51) auf einem Pferdehof im Allgäu.