Mord an Hanns Martin SchleyerAls Lanz nachhakt, platzt es aus Ex-Terroristin Silke Maier-Witt raus

Die Terrororganisation „Rote Armee Fraktion“ sorgte landesweit für Angst und Schrecken. Bei „Markus Lanz“ äußerte sich Ex-Terroristin Silke Maier-Witt unter anderem zum Mord an Hanns Martin Schleyer. Mit ihrer Argumentation eckte sie jedoch vor allem bei dem Ex-RAF-Staatsanwalt Klaus Pflieger an.

Am 5. September 1977 wurde Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer in Köln von Terroristen der „Rote Armee Fraktion“ entführt und schließlich brutal getötet. Bis heute gibt es einige ungeklärte Fragen zu dem tragischen Vorfall, bei dem Ex-RAF-Terroristin Silke Maier-Witt beteiligt war.

Bei „Markus Lanz“ traf die ausgebildete Psychologin am Donnerstagabend (20. März 2025) auf Jörg Schleyer, der seinen Vater damals mit gerade einmal 23 Jahren verloren hat.

Ex-RAF-Terroristin trifft auf Sohn des ermordeten Hanns Martin Schleyer

„Was ist das für ein Gefühl für Sie, heute neben Frau Maier-Witt zu sitzen?“, wollte Lanz mit ernster Miene wissen. Schleyer antwortete nüchtern, dass man da „ganz stark differenzieren“ müsse. Zwar gehöre Maier-Witt laut Jörg Schleyer „zu einem Personenkreis“, „die in der Summe (...) für den Tod von über 30 Menschen verantwortlich sind“.

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„Auf der anderen Seite ist sie die Einzige, (...) die es jemals geschafft hat, zu sagen, ich entschuldige mich für das, was ich gemacht habe damals“, so der Hinterbliebene.

Laut Schleyer habe man deshalb „auch die Pflicht, (...) zu sagen, ich höre mir das an“. Bei „Markus Lanz“ war förmlich spürbar, dass der Sohn von Hanns Martin Schleyer bis heute mit vielen ungeklärten Fragen zum Tod seines Vaters hadert. Er gab ehrlich zu: „Mich beschäftigt ja vor allem die Art und Weise, wie mein Vater (...) die letzten Stunden verbracht hat. (...) Mich interessiert nicht, wer geschossen hat.“

Um mehr Informationen zu erhalten habe er Silke Maier-Witt in der Vergangenheit „als Medium genommen, um auch in diese Szene einzutauchen“. Dennoch fügte er energisch hinzu: „Ich will nicht mit jemandem an einem Tisch sitzen, der meinen Vater ermordet hat. Das will ich nicht!“

Ex-RAF-Staatsanwalt Klaus Pflieger behauptet: „Der Staat ist der RAF damals auf den Leim gegangen.“ (Bild: ZDF)

Ex-RAF-Staatsanwalt Klaus Pflieger behauptet: „Der Staat ist der RAF damals auf den Leim gegangen.“ (Bild: ZDF)

Hier mehr über den „Deutschen Herbst“ lesen: Die Entführung von Hanns Martin Schleyer – das RAF-Massaker von Köln-Braunsfeld

Silke Maier-Witt: „Es gab keine Diskussionen darüber, was jetzt im Einzelnen passiert ist“

Die ungeklärten Fragen von Jörg Schleyer konnten jedoch am Donnerstag auch nicht von Silke Maier-Witt beantwortet werden. Und das, obwohl sie zweieinhalb Jahre lang Mitglied der Terrororganisation „Rote Armee Fraktion“ war.

„Sie war beteiligt an der Entführung und Ermordung von Hanns Martin Schleyer“, so Lanz deutlich. In der Sendung distanzierte sich die Ex-RAF-Terroristin jedoch von dem Vorfall und stellte klar: „Ich habe Hanns Martin Schleyer nicht einmal gesehen in der Gefangenschaft. Ich war an einem anderen Ort.“

Markus Lanz fiel es schwer, alles zu glauben, was Ex-RAF-Terroristin Silke Maier-Witt sagte. (Bild: ZDF)

Markus Lanz fiel es schwer, alles zu glauben, was Ex-RAF-Terroristin Silke Maier-Witt sagte. (Bild: ZDF)

Lanz ließ jedoch nicht locker und wollte wissen, ob sie sich nicht mit anderen RAF-Mitgliedern zum Tod von Schleyer ausgetauscht habe. Obwohl sie damals wochenlang mit einigen Mitgliedern im Jemen saß, wiegelte Maier-Witt energisch ab: „Ich habe nicht aktiv danach gefragt.“ Der ZDF-Moderator konterte irritierte: „Warum nicht?“

Maier-Witt antwortete genervt: „Ich habe mich rausgehalten (...) aus diesen Diskussionen. Und es gab keine Diskussionen darüber, was jetzt im Einzelnen passiert ist. Das war abgehakt die Sache. Das war Vergangenheit.“ Als Lanz immer wieder nachfragte, ob sie nicht mit anderen Mitgliedern „zusammengesessen“ und gesprochen habe, platzte es aus der Ex-RAF-Terroristin heraus: „Man sitzt nicht zusammen!“

Eine Aussage, die ihr auch Jörg Schleyer nicht ganz abkaufen wollte. Er merkte an: „Irgendwann gibt es doch eine Aufarbeitung dieser sechs Wochen, wenn man da so zusammensitzt.“

Statt einzuknicken, blieb Silke Maier-Witt jedoch bei ihrer Wahrheit und sagte: „Nein! Es gab keine Aufarbeitung! Es gab überhaupt keine Aufarbeitung darüber, dass die Aktion gescheitert war, (...) dass die Gruppe im Grunde genommen am Ende war.“ Maier-Witt ergänzte streng: „Es ist so eine Vorstellung von einer Gruppenidentität, in der diskutiert worden ist. Es ist eben leider nicht diskutiert worden - überhaupt nicht!“

Silke Maier-Witt: „Ich habe überhaupt gar keinen Grund, irgendwas zu verheimlichen“

Ex-RAF-Staatsanwalt Klaus Pflieger ließ die Argumentation von Maier-Witt nicht unkommentiert. Er machte zunächst deutlich: „Sie spüren, wie wir es schwer haben, Ihnen das abzunehmen.“ Pflieger fügte weiter hinzu, dass er selbst aus Verhören mit anderen RAF-Mitgliedern wisse, „dass in der Gruppe gesprochen worden ist“. Er habe deshalb nach wie vor den Eindruck, dass sich Maier-Witt schwertue, „zu dem zu stehen, was passiert ist damals“.

Der Ex-Staatsanwalt wetterte weiter: „Sie erinnern sich vielleicht an eine Vernehmung, (...) wo Sie nach langer Zeit endlich sich bequemt haben, (...) zuzugeben, dass Sie am Tattag (...) in Köln waren, als Hanns Martin Schleyer entführt und seine Begleiter erschossen worden sind.“

Eine Offenbarung, die die Ex-RAF-Terroristin sichtlich ins Straucheln brachte. Sie wehrte sich prompt: „Ich fühle mich jetzt richtig in die Enge gedrängt! (...) Ich finde das jetzt wirklich unfair, weil das stimmt so nicht! (...) Sie unterstellen mir, dass ich gelogen habe.“

Klaus Pflieger schüttelte mit dem Kopf: „Dass Sie nicht die vollständige Wahrheit gesagt haben - das ist ein Unterschied.“ Silke Maier-Witt hielt dennoch wütend dagegen und stellte klar: „Was ich weiß, habe ich gesagt und ich habe überhaupt gar keinen Grund, irgendwas zu verheimlichen!“ (tsch)