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Blick hinter die KulissenReportage: Was auf Silbereisens „Traumschiff“ passiert
Bremerhaven – Das Traumschiff in Zeiten von Corona. Seit 14 Monaten liegt es still festgezurrt an der Pier, erst in Emden, dann bei der Lloyd-Werft in Bremerhaven, wo im Übrigen vor wenigen Tagen eine nagelneue 500-Millionen-Euro-Yacht an Auftraggeber Roman Abramowitsch übergeben wurde. Ohne den Namen des russischen Oligarchen und FC-Chelsea-Besitzers offiziell zu nennen.
ZDF-Traumschiff liegt seit Monaten an der Pier
Florian Silbereisen als Kapitän auf der MS Amadea
EXPRESS auf dem Traumschiff von Florian Silbereisen
Die MS Amadea, die seit 2015 das ZDF-Traumschiff ist, versprüht im Augenblick weniger Glanz als Abramowitschs neue 140-Meter-Yacht. Eher trostlos dümpelt das Kreuzfahrtschiff an der Pier in der Brückenstraße 35 in Bremerhaven vor sich hin. „Ist das nicht traurig, was mit dem Traumschiff passiert?“, sagt ein älterer Passant, der fassungslos auf die 192 Meter lange MS Amadea starrt.
ZDF-Traumschiff liegt seit Monaten an der Pier
Aber was passiert im Inneren des im Lockdown stillgelegten Schiffes? EXPRESS ging der Sache auf den Grund und besuchte das bekannteste deutsche Fernseh-Schiff.
Von außen sieht es leer aus – ist es aber nicht! Über die Gangway geht’s ins Schiffsinnere, und da wartet ein Sicherheitsmann. Ausweis- und PCR-Testkontrolle, dann geht’s in die isolierte Kabine Nr. 550. Antigentest! Den nimmt eine Krankenschwester vor, die auch während des Lockdowns auf dem Schiff arbeitet und wohnt.
Florian Silbereisen? Er ist der echte Kapitän auf der MS Amadea
Herrscher über das Schiff ist der Kapitän. Nicht Traumschiff-Käpt’n Florian Silbereisen, sondern der echte Kapitän – der heißt Dariel Valdez und stammt aus Panama. Eigentlich ist er der 2. Kapitän (Staff-Kapitän). Im Lockdown hält er die Stellung für den etatmäßigen Käpt’n Jarle Flatebö.
„Die Brücke ist auch im Ruhezustand 24/7 besetzt und in Betrieb“, sagt Käpt’n Valdez, der im Lockdown nicht seine Unform mit den vier Streifen für den Kapitän tragen muss.
„In regelmäßigen Abständen werden auch die Sicherheitsübungen durchgeführt und sorgfältig dokumentiert“, erklärt der Kapitän. „Die Wache auf der Brücke wird alle vier Stunden abgelöst“, sagt die Zweite Offizierin Viktoria, deren Schicht gerade läuft.
„Es juckt einem schon in den Fingern. Wir können es gar nicht erwarten, bis wir endlich wieder fahren dürfen“, sagt die Offizierin, die gern einmal Kapitänin werden möchte.
ZDF-Traumschiff: Keine Drehs, dafür Renovierungsarbeiten
Bis dahin tut sich aber noch viel auf der MS Amadea. Das Bonner Unternehmen Phoenixreisen als Betreiber des Traumschiffs nutzt die brachliegende Zeit zu Renovierungen und Modernisierungen.
Was dazu führt, dass im „leeren“ Schiff zahlreiche fleißige Arbeiter wohnen. „Es sind 90 Leute an Bord“, sagt Norbert Jepsen, der Technische Leiter der Phoenix-Flotte. Er hat das Kommando über die vielen Ausbesserungen auf dem Schiff. Mit Stolz verweist er auf die gerade neu eingebaute Klimaanlage. „Sie funktioniert mit UV-Licht, was im Corona-Zeitalter von Bedeutung ist“, so der Technik-Chef. Denn: UV-Licht killt Viren.
Gewerkelt wird an allen Ecken und Enden des Schiffes. Neue Böden werden verlegt. Zum Teil werden Kabinen umgestaltet und mit neuen Möbeln versehen. Unten im Schiffsrumpf soll ein moderner Motor für den Hafenbetrieb installiert werden. Umweltfreundlicher als der alte.
Blick in den Maschinenraum des ZDF-Traumschiffs
Einmal im Monat werden auch die zwei großen Antriebsmotoren angelassen. „Der Maschinen-Kontrollraum ist auch 24 Stunden besetzt“, sagt der gerade wachhabende Offizier Ciprian. Unten ist es unangenehm laut und warm, Tageslicht sieht der Rumäne während seiner Schicht nicht.
Betrieb ist auch in der Küche, wo für die 90 Leute an Bord gekocht wird. Die Qualität ist auch während des Lockdowns sehr hoch. „Denn ohne gutes Essen kann man nicht gut arbeiten“, findet der Hoteldirektor der MS Amadea, Marc Hermes. Er ist für Küche, Kabinen und öffentlichen Hotelbereich verantwortlich. 16 Reinigungskräfte gehören auch zu seinem Ressort. Wie auch die Restaurants.
Das Hauptrestaurant „Vier Jahreszeiten“ hat derzeit eher den Charme einer Werkskantine denn eines Luxusrestaurants. Hier findet zum Abschluss einer jeden Kreuzfahrt die obligatorische Tortenparade mit der Traumschiff-Melodie von James Last statt. Die edlen Tische und Stühle stehen zurzeit aber abgedeckt in der Ecke, auch der Kapitänstisch. Auch Hotel-Boss Hermes hofft, dass „wir am 20. Juli endlich wieder ablegen können“.
MS Amadea: ZDF-Traumschiff soll bald wieder auslaufen
Das hoffen auch die Phoenix-Verantwortlichen. Denn der Standby-Betrieb kostet pro Monat nach Angaben von Technikchef Jepsen eine halbe Million Euro. Und Einnahmen hat das Reiseunternehmen in der Zeit keine.
So langsam wird in den nächsten Wochen auch die gesamte Crew von 315 Personen (bei 580 Passagieren) aus allen Teilen der Welt eintreffen. „Geplant ist der 20. Juli als Inbetriebnahme“, sagt Hermes.
Dann heißt es: Leinen los zur 17-tägigen Kreuzfahrt nach Island, Spitzbergen, Nordkap, und Norwegens Fjorden. „Hoteldirektor Hermes: „Unser großer Wunsch ist, dass dieser Termin auch gehalten werden kann.“