Vor 20 Jahren brach die Erde im Indischen Ozean auf. Sturmfluten von ungeheurem Ausmaß erreichten Anrainerstaaten wie Sumatra, Sri Lanka und Thailand. Die Zahl der Toten wurde auf 230.000 geschätzt, darunter auch viele Urlauber. Im ZDF schilderte Schauspielerin Natalia Wörner, wie sie die Katastrophe überlebte.
Vor 20 JahrenNatalia Wörner überlebte Tsunami-Horror – im ZDF spricht sie von ihren „Schuldgefühlen“
Am 26. Dezember 2004, um 7.58 Uhr, brach der Meeresboden vor der indonesischen Insel Sumatra auf. Wie Wissenschaftler im am ZDF-Film „Überlebt! Tsunami 2004“ darlegen, hatte sich die australisch-indonesische Erdplatte unter die eurasische Platte geschoben, das führte zu einem Erdbeben der Stärke 9,1 auf der Richterskala, dem drittgrößten jemals gemessenen Beben überhaupt.
Im nahen Sumatra trafen bis zu 50 Meter hohe Monsterwellen die Küste, zwei Stunden später erreichten sechs bis zehn Meter Hohe Wellen Thailand und Sri Lanka. Die Wellen rissen Menschen, Häuser und Autos mit sich fort.
Natalia Wörner: „Und vor uns war auf einmal nur Wasser“
Insgesamt starben 230.000 Menschen, viele wurden wegen der Seuchengefahr anonym begraben, darunter über 500 deutsche Touristen. Im Film, den das ZDF am Dienstagabend zur besten Sendezeit ausstrahlte, kommen Überlebende zu Wort, die bis heute schwer an dem Erlebten tragen.
Daneben erklären Geologen die Entstehung der Katastrophe, sie bemängeln auch das Fehlen eines Frühwarnsystems, das erst in den Jahren nach 2004 eingerichtet wurde. Sie warnen darüber hinaus vor Wiederholungen, auch im europäischen Raum.
Touristen dokumentierten mit ihren Kameras die Katastrophe, der sie ausgesetzt waren, aus nächster Nähe. Und sie erinnern sich an den Schock und die bis heute gebliebenen psychischen Folgen.
Die Schauspielerin Natalia Wörner und ihr Freund hatten ihre letzten Urlaubstage im thailändischen Khao Lak verbracht und wollten am Morgen des 26. Dezember nach Phuket fahren, um von dort nach Bangkok zu fliegen. Doch ihre Abreise verzögerte sich auf dramatische Weise.
„Wir fuhren eine kleine Anhöhe hoch“, so erinnert sie sich, „und vor uns war auf einmal nur Wasser. Und zwar in einem Ausmaß, bei dem auch Nicht-Ortskundige wussten, irgendwas ist hier anders. Und dann waren eben in diesen Wassermassen auch Menschen und Geröll - Menschen, die aufstanden, aber auch Menschen, die nicht mehr aufstanden. Zunächst dachte ich, es wäre irgendein Damm gebrochen.“
Wörner erinnert sich an das überfüllte Krankenhaus, in das sie mehrere Schwerverletzte bringen wollten, jedoch abgewiesen wurden, wegen Überfüllung. Zurückgeblieben sind Schuldgefühle: „Es war für mich an dem Tag schon kaum zu ertragen, diese Menschen zu sehen, deren Leid zu sehen und die vielen Leichen. Und gleichzeitig nicht zu verstehen, warum man selber unversehrt ist und nicht mal einen Kratzer hat. Schuldgefühl weil? Weil man selber unversehrt in einer Situation ist, die für viele Menschen tödlich war.“
Die Warnung aus Hawaii blieb ungehört
Nach dem Tsunami halfen viele: „Ärzte ohne Grenzen“, die sich auch noch mit dem Bürgerkrieg und den Soldaten in Sri Lanka auseinandersetzen mussten, Rechtsmediziner, die bei der Identifizierung der Toten halfen, Seelsorger, die Angehörige betreuten, Fotografen, die Kinder retteten. Der Geologe Stuart Weinstein vom Tsunami Pacific Warning Center auf Hawaii aber sah sich damals alleingelassen. „Das Tsunami Pacific Warning Center gibt es seit 1949“, so sagt er, „2004 waren wir die einzige Tsunami-Warnzentrale der Welt. Ein internationales Warnsystem gab es damals noch nicht.“
Weinstein, der schon wenige Minuten nach dem Beben im Indischen Ozean Ausschläge registrierte, versuchte vergeblich, die Behörden der dortigen Anrainerstaaten zu erreichen - es gab keine funktionierende Verbindung dorthin. Am Tag danach setzte der Potsdamer Geologe Jörn Lauterjung vom Deutschen „GeoForschungZentrum“ alle Hebel in Bewegung, um ein Frühwarnsystem im Indischen Ozean zu gründen. 20 nationale und internationale Partner übergaben schließlich 2011 ein Gesamtsystem an die indonesische Regierung. (tsch)