15. Mai ist StichtagNeue AGB bei WhatsApp, was Nutzer jetzt wissen müssen

Facebook_WhatsApp

Facebook und WhatsApp, hier die Logos am 14. Mai auf einer Demo in Hamburg, sind eng miteinander verbandelt. Facebook ist die Konzernmutter von WhatsApp.

Köln – Im zweiten Anlauf will der Messengerdienst WhatsApp an diesem Samstag, 15. Mai 2021, neue Datenschutz-Bestimmungen einführen. Kritiker warnen vor neuen Möglichkeiten zum Daten-Austausch mit der Konzernmutter Facebook.

  1. WhatsApp aktualisiert Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien
  2. Nutzer sollen neuen Bedingungen zustimmen
  3. Was passiert mit den Daten?

Die Umsetzung der neuen Datenschutz-Bedingungen war ursprünglich schon für Februar 2021 geplant, doch nach massiver Kritik und einer Abwanderung von Nutzern verschob Facebooks Chat-App die Einführung auf Mai. Die Änderungen werden jetzt umgesetzt – allerdings sanfter als geplant.

WhatsApp bestreitet den gezielten Daten-Austausch und betont, es gehe darum, die Basis für mehr Kommunikation mit Unternehmen zu legen. Zugleich will der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar ein Wörtchen mitreden.

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Wir klären die Details in Fragen und Antworten:

Was passiert am 15. Mai?

WhatsApp will seine neuen Datenschutz-Bestimmungen in Kraft setzen. Entgegen früheren Ankündigungen sollen Nutzer, die dem Update nicht zugestimmt haben, zunächst weiter ohne Einschränkungen auf den Chatdienst zugreifen können. Einige Wochen später wird der Funktionsumfang für sie aber schrittweise schrumpfen.

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Facebook und WhatsApp, hier die Logos am 14. Mai auf einer Demo in Hamburg, sind eng miteinander verbandelt. Facebook ist die Konzernmutter von WhatsApp.

Womit müssen diese Nutzer dann rechnen?

Zunächst werden sie nicht mehr auf ihre Chatliste zugreifen können, wie WhatsApp in einem Blogeintrag erläuterte. Man werde dann aber noch eingehende Audio- und Videoanrufe annehmen sowie über Benachrichtigungen auch Chat-Nachrichten beantworten können. Wenige weitere Wochen später werde WhatsApp dann weder Anrufe noch Nachrichten an die Smartphones der Nutzer schicken. In dieser ganzen Zeit sollen die Nutzer immer wieder daran erinnert werden, den Änderungen zuzustimmen.

Worum geht es bei den Änderungen?

WhatsApp betonte stets, dass mit der Aktualisierung keine erweiterte Datenweitergabe an Facebook vorgesehen sei. Bei den Änderungen gehe es vor allem darum, bessere Möglichkeiten für Kommunikation mit Unternehmen zu schaffen. Auch an der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, mit der Chat-Inhalte nur für die teilnehmenden Nutzer im Klartext sichtbar sind, werde nicht gerüttelt. Außerhalb der EU fließen bereits seit 2016 einige WhatsApp-Nutzerdaten an Facebook, zu Werbezwecken oder zur Verbesserung von Produkten.

Zugleich betonte WhatsApp selbst, dass der Nachrichtenaustausch mit Unternehmen anders gestaltet sei als mit Familie oder Freunden. „Wenn du mit einem Unternehmen über Telefon, E-Mail oder WhatsApp kommunizierst, kann es die Informationen aus diesen Interaktionen mit dir für eigene Marketingzwecke verwenden. Dies kann auch Werbung auf Facebook einschließen“, hieß es. Die IT-Sicherheitsfirma Malwarebytes verwies darauf, dass auf diesem Wege solche Nutzerdaten letztlich auch zu Facebook kommen können.

Warum jetzt die Aufregung - auch in Deutschland?

Seit Ankündigung der Änderungen im Januar sorgen Warnungen vor einem stärkeren Datenaustausch mit der Konzernmutter Facebook für Unruhe bei den Nutzern - trotz der Dementis von WhatsApp. Es hagelte Kritik, Nutzer wanderten zu anderen Messengern ab. Das Unternehmen verschob die ursprünglich für Februar geplante Einführung der neuen Regeln daraufhin um gut drei Monate. Inzwischen wurde auch der Hamburger Datenschützer Johannes Caspar aktiv. Er kann allerdings nur befristet eingreifen, weil für Facebook die irische Datenschutzbehörde zuständig ist.

Was macht der Datenschützer Caspar?

Der Hamburger Datenschützer hat eine Anordnung erlassen, in der Facebook untersagt wird, Daten von WhatsApp für eigene Zwecke zu nutzen. Er warnt, dass die neuen Regeln die Tür für einen stärkeren Datenaustausch mit anderen Facebook-Unternehmen öffneten. WhatsApp kontert, die Anordnung basiere „auf einem grundlegenden Missverständnis von Ziel und Folgen des Updates“ und werde die Einführung der neuen Regeln nicht aufhalten.

Warum nimmt Facebook den ganzen Ärger in Kauf?

Das weltgrößte Online-Netzwerk übernahm WhatsApp 2014 für am Ende rund 22 Milliarden Dollar. Mit diesem Kaufpreis nahm Facebook zwar einen potenziellen Rivalen vom Markt, der Dienst trug bisher aber wenig zum Konzerngewinn bei. Zeitweise wurde über Werbung im „Status“-Bereich von WhatsApp nachgedacht, wo Nutzer Fotos und Videos für einen Tag mit ihren Kontakten teilen können. Die Idee wurde dann aber auf Eis gelegt. Der aktuelle Plan ist, Geld zu verdienen, wenn Unternehmen mit ihren Kunden über WhatsApp kommunizieren - die Regeländerung ist eine Voraussetzung dafür.

WhatsApp: Es gibt zahlreiche Messenger-Alternativen

Wer allerdings schon damit, dass WhatsApp solche Daten überhaupt aufzeichnet, nicht einverstanden ist, dem bleibt nur, dem Dienst den Rücken zu kehren, seinen Account zu löschen und auf andere Messenger zu setzen.

Das ist auch problemlos möglich. Gute, vertrauenswürdige, quelloffene Messenger-Apps, die WhatsApp in der Funktionalität in nichts nachstehen, aber einen Privatsphäre-orientierten Umgang mit Nutzerdaten pflegen, gibt es einige. Verschiedene Messenger-Apps lassen sich auch problemlos parallel ausprobieren oder nutzen – zum Beispiel dann, wenn sich im Familien- oder Freundeskreis noch kein eindeutiger Trend zur Nutzung eines Messengers abzeichnet.

Das Verbraucherportal „Mobilsicher.de“ empfiehlt zum Beispiel die Messenger Signal, Threema oder Wire, die alle mindestens als Android- und iOS-App sowie als Desktop-Anwendung verfügbar sind. (susa/dpa)