Guter GrundWarum wir unbedingt auch im Alter Sex haben sollten
Köln – Sex hat viele positive Auswirkungen auf die Gesundheit – die ausgeschütteten Hormone bewirken beispielsweise, dass man sich glücklicher und entspannter fühlt. Auch wenn es mit steigendem Alter zu körperlichen Einschränkungen kommt, ist dies kein Grund komplett auf Sex zu verzichten.
Dazu zählt er auch den Liebesakt: „Sex hält jung und gesund – solange er Spaß macht.“ Manches brauche im Alter mehr Zeit oder funktioniere nur noch mit medikamentöser Hilfe, deshalb sollte man sich nicht unter Druck setzten. Was im Körper beim Sex passiert, welche positiven gesundheitlichen Effekte das Liebesspiel hat und was sich im Alter verändert – ein Überblick.
Der ganze Organismus profitiert, wenn wir uns bewegen – schwitzen und den Kreislauf aktivieren, tief durchatmen und uns auspowern. Das gehe auch beim Sex, sagt Kleine-Gunk. Doch rät er, „Sexualität muss man deshalb nicht als Sportprogramm ansehen.“ Beim Geschlechtsverkehr werden rund 200 Kalorien verbrannt. Während des Sex werden einige Hormone ausgeschüttet. Die Glückshormone Dopamin, Serotonin und Endorphine stimulieren das Gehirn.
Endorphine wirken sogar wie ein körpereigenes Schmerzmittel. „Guter Sex ist eine empfehlenswerte medizinische Maßnahme mit angenehmen Nebenwirkungen, wenn Sie unter Kopfweh leiden“, schreibt der Gynäkologe. Das sogenannte Bindungshormon Oxytocin wird beim Orgasmus ausgeschüttet und sorgt dafür, dass wir uns enger an den Partner binden. Der Körper produziert es schon bei innigen Blicken.
Bei Männern wird das Hormon reichlich ausgeschüttet, was dazu führen kann, dass sie kurz nach dem Geschlechtsakt einschlafen. Zudem schüttet ihr Gehirn das sogenannte luteinisierende Hormon aus, das die Testosteronbildung im Hoden anregt. Das männliche Geschlechtshormon regt die Fettverbrennung an und unterstützt den Muskelaufbau.
Welche positiven Eigenschaften Körperflüssigkeiten haben
Jeder Kuss sorgt dafür, dass mehr Speichel gebildet wird – das schützt Zähne und Zahnfleisch vor Karies und Parodontose. Rund 400 Bakterien werden bei einem Kuss ausgetauscht. Darunter sind kaum Krankheitserreger, sondern gute Bakterien, die das Immunsystem unterstützen und so für einen gesünderen Körper sorgen.
Die männliche Samenflüssigkeit enthält viele Vitamine, Proteine und Testosteron. Das Hormon wird beim Sex von der Vaginalhaut aufgenommen und steigere die Libido der Frau, erklärt der Gynäkologe. Ein Stoff namens Spermidin „gehört zu den vielversprechendsten Anti-Aging-Wirkstoffen“. Der Stoff stimuliere die „Entsorgung und Widerverwertung molekularen Abfalls in den Zellen.“
Das Gehirn profitiere besonders – dort führe die Verklumpung von Eiweißabfallstoffen zu den Beta-Amyloid-Plaques, diese seien die wesentliche Grundlage für Alzheimer-Demenz. Spermidin ist übrigens nicht nur im Sperma enthalten, auch in Lebensmitteln wie Käse, Weizenkleie und Sojabohnen kommt es vor.
Wer keinen Partner oder eine Partnerin hat, müsse nicht auf Sex verzichten. Auch Masturbation ist gesund – im Körper laufen im Prinzip die gleichen hormonellen Reaktionen ab, wie mit Partner, erklärt Kleine-Gunk.
Eine Studie hat sogar herausgefunden, dass Männer zwischen 20 und 50 Jahren ihr Prostatakrebsrisiko reduzieren, wenn sie fünfmal in der Woche onanieren. Der Grund: „Je öfter die Leitung durchgespült wird, umso weniger bleibt darin hängen, was die Zellen schädigt.“
Was sich im Alter ändert
Mit den Wechseljahren endet die Fortpflanzungsfähigkeit der Frau. Dies müsse aber kein Nachteil für das Sexleben sein, Angst vor ungewollten Schwangerschaften falle zum Beispiel weg. Die Folge: Der Östrogenspiegel im Körper sinkt, dadurch werden Haut und die Schleimhäute dünner. Das betrifft vor allem die Scheide.
Dadurch kann es, schmerzhaft und schwerer für den Mann werden in die Frau einzudringen. Der Experte rät dazu Östrogene zuzuführen, entweder mit Zäpfchen oder einer Creme. Auch ein anatomisches Problem kann den Liebesakt erschweren – der Beckenboden verliert an Stabilität. Dadurch kann es zu unwillkürlichem Urinverlust kommen oder beim Akt, dass der Penis in der Vagina keinen Halt findet. Der Gynäkologe empfiehlt Beckenbodentraining, um die Muskeln zu trainieren. Wenn dies nicht helfe, sei ein operativer Eingriff eine Alternative.
Bei den Männern kann es mit zunehmendem Alter zu einer erektilen Dysfunktion kommen. Der Mann kann keine „Erektion erreichen und aufrechterhalten, die für eine befriedigende sexuelle Aktion ausreichend ist“ (Definition der Deutschen Gesellschaft für Urologie). Der Experte erklärt, dass sich eine zunehmende Verkalkung der Blutgefäße zuerst dort auswirkt, wo in bestimmten Situationen sehr viel Blut hinfließt – wie bei einer Erektion. Auch Diabetes kann sich negativ auswirken, da die Krankheit das Nervensystem schädige, was bei einer Erektion eine wichtige Rolle spiele.
Kleine-Gunk rät von angeblichen Potenzmitteln wie Tigerpenissen, dem Horn von Nashörnern oder den Extrakten aus der Käferart „Spanisch Fliege“ ab. Sie seien immer wirkungslos und das Käferextrakt sogar giftig. Wirksam dagegen ist Viagra – neben der Potenzsteigerung, schütze das Mittel auch vor Herzinfarkten und Alzheimer. Der Mediziner rät Potenzprobleme ernst zu nehmen: „Der Penis ist so etwas wie die Wünschelrute für Erkrankungen von Herz-Kreislauf-System und Stoffwechsel. Erst kommt die erektile Dysfunktion, dann der Herzinfarkt.“
Sex im Alter: Keinen Druck erzeugen
Wichtig beim Sex im Alter: Wenn der Geschlechtsverkehr zu einer Verpflichtung wird, verfliege der gesundheitliche Nutzen. Man dürfe sich nicht unter Druck setzen und „wenn die Gelenke schmerzen, müssen Sie nicht das Kamasutra durchturnen. Die Löffelstellung ist auch ganz nett.“ Wer keine Lust mehr auf Sex habe, müsse sich keine Sorgen machen – man müsse auch akzeptieren „wenn jemand auf Sex keinen Wert mehr legt“, sagt Kleine-Gunk.