In Deutschland verbreiten sich Erkältungs- und Coronaviren gerade wieder sehr rasch. Wie es weitergeht, ist noch recht ungewiss. Fachleute raten vor allem Menschen ab 60 Jahren eines.
Corona-Zahlen steigen wiederÜber 24 Varianten gibt es in Deutschland: Was sind die aktuellen Symptome?
Nahezu jeder kennt irgendjemanden, der gerade hustet oder schnieft. Die Virenmenge in Deutschland ist nicht nur gefühlt sehr groß, sondern auch statistisch belegt auf hohem Niveau. Tendenz steigend.
Laut jüngstem Wochenbericht zu akuten respiratorischen Erkrankungen des Robert Koch-Instituts (RKI) gab es 8700 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner in der Woche vom 13. bis 19. November. 24 Prozent der wegen einer schweren Atemwegserkrankung hospitalisierten Patienten erhielten demnach eine Covid-19-Diagnose.
Corona: Erkältungs- und Coronaviren verbreiten sich rasch
Allerdings schwanken die Zahlen im Herbst und Winter meist stark. Ursache für den hohen Wert sind laut RKI neben den für die Jahreszeit typischen Erkältungen auch die seit Anfang Juli „kontinuierlich steigende Zahl“ von Corona-Infektionen.
Die Atemwegserkrankungen führten laut RKI in der November zu 1,6 Millionen Arztbesuchen (1900 pro 100.000 Einwohner). Diese Zahl ist seit Ende Oktober mit bei den höchsten in den vergangenen Jahren. In den Proben von Atemwegspatienten, die von Ärzten zu Laboren geschickt wurden, fanden sich vor allem Corona- und Erkältungserreger. Das RKI registrierte für die Kalenderwoche 42 und 43 jeweils mehr als 24 Sublinien.
„Die ersten kalten Wochen im Herbst sorgen erfahrungsgemäß immer für einen deutlichen Anstieg der Infekt-Fälle in unseren Praxen“, sagte Markus Beier, Bundesvorsitzender des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.
Diesmal scheine es aber besonders viele Atemwegsinfektionen zu geben, darunter seien Covid-19-Fälle, aber auch „klassische“ Erkältungskrankheiten, bestätigte er.
Corona: Das sind die dominierenden Varianten in Deutschland
In den vergangenen Monaten hat sich Fachleuten zufolge in Deutschland die Omikron-Subvariante XBB.1.5 durchgesetzt. Sie gilt als stark ansteckend, löst aber keine schwereren Erkrankungen aus als andere Virusvarianten.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zudem die neue Variante EG.5, auch „Eris“ genannt, unter erhöhte Beobachtung gestellt. Auch sie soll nach derzeitigem Wissensstand ansteckender, aber nicht gefährlicher sein. In Deutschland war die EG.5-Variante in der 45. Kalenderwoche für 41,3 Prozent der übermittelten Fälle verantwortlich.
Corona: Das sind die aktuellen Symptome der Varianten Pirola und Eris
Unter verstärkter Beobachtung steht seit kurzem auch die Variante „Pirola“, ihr wissenschaftlicher Name lautet B.2.86. Sie ist bisher in Dänemark, in den USA, Israel und Großbritannien aufgetaucht, auch in Deutschland gibt es mittlerweile bestätigte Fälle.
Wie auch „Eris“ und die Subvariante XBB.1.5 gehört „Pirola“ zum BA.2-Stamm des Coronavirus. Bei all diesen Varianten treten Experten zufolge auch die klassischen Symptome auf:
- Halsschmerzen, Schnupfen mit laufender Nase, Heiserkeit
- Häufig kommt es auch zu Fieber, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit
- hartnäckiger Husten mit trockenem Hals
- Geruchs- oder Geschmacksverlust wie zu Anfang der Pandemie wird laut RKI nicht mehr häufig beobachtet.
- Allerdings kann man schwer einen typischen Verlauf beschreiben, da die Krankheit von Fall zu Fall sehr unterschiedlich verlaufen kann.
Beier mahnt: „Infizierte können bereits ein bis zwei Tage vor Symptombeginn ansteckend sein.“
Wichtig sei es, umsichtig mit sich selbst und anderen umzugehen und sich daheim zu schonen, „wenn man spürt, dass man krank wird“. Das RKI rät generell: „Wer Symptome einer akuten Atemwegsinfektion hat, sollte drei bis fünf Tage und bis zur deutlichen Besserung der Symptomatik zu Hause bleiben.“
Wird es wieder mehr und auch schwerere Corona-Fälle geben?
„Alle Einschätzungen gehen derzeit dahin, dass es zwar saison- und variantenbedingt wieder mehr Infektionen gibt, dass es aber bei der Erkrankungsschwere kaum zu Änderungen kommt“, sagte Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie in Bremen. „Dennoch gilt: mehr Infektionen, mehr schwere Erkrankungen, weil es immer einen gewissen Anteil gibt, der nicht günstig verläuft.“
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„Corona ist derzeit nicht das Thema der Intensivstationen“, berichtete Nina Meckel, Sprecherin der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi). „Wir versorgen derzeit mehr als 14.000 schwerstkranke Patienten, darunter 749 Patienten mit oder wegen Corona“, sagte sie Anfang November. Im Vorjahreszeitraum der vergangenen Jahre waren es wesentlich mehr, doch auch hier steigt die Zahl derzeit.
Corona: Wer sollte sich jetzt noch impfen lassen?
Mit Blick auf den Winter verwies Meckel auf die relativ vielen älteren Covid-Intensivpatienten. „Deshalb empfehlen wir auch dringend allen Menschen über 60 Jahren eine Grippeschutzimpfung sowie eine Auffrischung der Covid-Impfung in Absprache mit dem Hausarzt. Wir denken, dass eine Mischung aus vielen Viruserkrankungen die Intensivstationen in diesem Winter belasten wird.“
Das RKI rät Menschen ab 60 Jahren, aber auch solchen mit Grundleiden, zur Grippeschutzimpfung - und zwar von Oktober bis Mitte Dezember. Eine Basisimmunität gegen Corona haben Erwachsene laut RKI in der Regel nach zwei Impfungen und einer Erkrankung oder nach drei Impfungen.
Menschen ab 60 Jahren oder solche, die durch einen schweren Covid-19-Verlauf gefährdet sind, empfiehlt das RKI weitere Auffrischimpfungen jeweils zwölf Monate nach der letzten Impfung oder Erkrankung - vorzugsweise im Herbst. Für gesunde Kinder und Jugendliche seien derzeit keine Covid-19-Impfungen notwendig. (dpa/mg)