Die Krankenhäuser laufen voll mit Kindern: Vor allem die Influenza und RS-Viren sorgen gerade für schwer kranke Kinder, auch Corona zirkuliert weiterhin. Über die Gründe wird gestritten. Die Folgen sind noch nicht auszumachen.
Krankenhäuser am AnschlagWarum sind unsere Kinder so krank? „Es gibt nur einen Grund“
Kranke Kinder ohne Ende: In den vergangenen Wochen laufen rund um den Globus die Kliniken voll. Teilweise neben- und miteinander zirkuliert eine heftige RS-Viruswelle, dazu bereits seit dem Sommer eine schwere Influenza und natürlich tobt nach dem Abbau aller Schutzmaßnahmen auch Corona weiter durch die Schulen und Kitas und verteilt sich so in der Gesellschaft.
Aber warum werden einige Kinder so schwer krank? In der „Bild“ macht der Münchner Arzt Dr. Peter Schleicher, der unter anderem auch Immunologie als Fachgebiet angibt, die Maskenpflicht dafür verantwortlich. Kinder bräuchten „14 bis 16 Infekte pro Jahr“, um das Immunsystem zu trainieren, die Maske wäre ein „fataler Fehler der Politik“ gewesen.
Virologin Eckerle: „Man muss keine Infektionen nachholen“
Die renommierte Professorin Isabella Eckerle hält das allerdings für Unsinn.
Die Virologin schreibt auf Twitter: „Es gibt kein ‚Infektions-Konto‘, das man abarbeiten muss, damit man am Ende des Jahres bei null ist. Wenn man sich weniger ansteckt als der Durchschnitt, dann muss man das nicht später nachholen. Man ist dann einfach weniger krank.“
Dr. Martin Platten, Infektiologe beim Labor Dr. Wisplinghoff in Köln, denkt, dass „die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegt. Durch das Tragen von Masken waren in den vergangenen Jahren viele Menschen seltener erkältet als sonst. Gerade Kinder, die während der Pandemie geboren wurden, hatten dadurch zu vielen der jetzt zirkulierenden Viren noch gar keinen Kontakt. Das wird jetzt nachgeholt und führt dazu, dass Erkältungen häufiger auftreten und zum Teil auch etwas schwerer verlaufen. Das lässt sich aber nicht verhindern, da müssen wir jetzt durch.“
Das ändere aber nichts daran, dass das Tragen von Masken, insbesondere bevor es eine Impfung und Medikamente gegen Covid-19 gab, eine entscheidende und wichtige Maßnahme war.
Auch die Ländervergleiche geben die These der Immunschuld nicht her. So war eines der ersten europäischen Länder, das wegen der RS-Virenwelle Alarm schlug, ausgerechnet Schweden. Jenes Land, das nahezu ohne Schutzmaßnahmen durch die Pandemie ging. Auch in den USA startete die Infektionswelle in den Südstaaten Tennessee und Florida mit wenig bis gar keiner Maßnahmen und breitete sich von dort aus.
Corona, Influenza, RSV: Gefahr von Co-Infektionen steigt
Die Harvard-Absolventin und Professorin Lisa Iannattone aus Montreal kommt anhand von Daten aus Dänemark daher zu einem gegensätzlichen Schluss: Die Masken und Maßnahmen hätten ein Jahr lang Säuglinge vor den RS-Viren geschützt – und in der Summe die Zahl der Krankenhauseinweisungen gesenkt. „Es gibt nur eine mögliche Erklärung für die schweren Verläufe – und das ist eine vorherige Covid-Infektion.“
Theresa Tam, Chefin der kanadischen Gesundheitsbehörde, fürchtet eine Katastrophe: „Wir betreten medizinisches Neuland: Drei Atemwegs-Viren, die nebeneinander zirkulieren. Das Risiko von gleichzeitigen Co-Infektionen steigt, wenn nicht in Schulen und Arbeitsplätzen Masken getragen werden.“
Und eine Immunität gibt es weder bei Covid-19 noch bei Influenza. Im Gegenteil: Immer wieder gibt es Studien, die eine geschwächte Immunabwehr nach überstandener Krankheit nahelegen und damit einen schwereren Verlauf bei der nächsten Erkrankung.
Jede Infektion kann zudem ungeahnte Folgeschäden nach sich ziehen – gerade bei Corona, und selbst bei einem harmlosen Verlauf.
Nach Corona-Infektion: Diabetes-Gefahr für Kinder steigt
So wurde in der renommierten Zeitschrift „Nature“ gerade eine Studie publiziert, die belegt, dass das Risiko einer Typ 1 Diabetes stark steigt.
Der „Spiegel“ behandelte gerade die langfristigen Folgen der SARS-Cov2-Infektion, mit erhöhtem Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle noch über ein Jahr nach der Infektion – und das in jeder Altersgruppe! Auch das Hirn wird vom Virus angegriffen, Demenz kann die Folge sein.
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Die Kosten von Long Covid werden astronomisch. Neurologische und selbst psychische Spätfolgen wie Depression sind allerdings nicht neu bei einem Virus: Schon bei der Spanischen Grippe gab es ähnliche Beobachtungen.
Die Kinder sind also in Gefahr, durch die zirkulierenden RS-Viren sind es aber auch die Älteren: Neben Kleinkindern fordert das Virus die meisten Opfer unter den über 65-Jährigen.
Die schottische Long-Covid-Expertin Dr. Claire Taylor hielt via Twitter einen flammenden Appell: „Warum wir alle in Gefahr sind.“
Dabei wies sie unter anderem auf das Szenario hin, dass bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar das tödliche MERS-Virus sich mit dem Sars-Cov2-Erreger verbinden könnte – bereits seit 2021 eine Horrorvorstellung der Virologen.
Taylors Schlussfolgerung: Da Impfungen nicht die Verbreitung verhindern, seien vor allem Masken und Luftfilter der einzige wirksame Schutz in Innenräumen. Gerade und vor allem für unsere Kinder.