Vor Kurzem erwischte es Schauspielerin Sophia Thomalla (25), sie verlor ihren Lappen und muss zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung. Jedes Jahr müssen rund 100.000 Deutsche zur MPU. Lesen Sie hier, wie Sie den Idiodentest bestehen.
Der Lappen ist weg. Um den Führerschein wiederzubekommen, ist eine MPU nötig. Das kann zwei Gründe haben: Entweder die Führerscheinstelle hat die Fahrerlaubnis entzogen – weil der Sünder etwa bereits acht Punkte in Flensburg hat. Oder, ein Gericht entzieht die Fahrerlaubnis, wegen eines Deliktes im Straßenverkehr und legt eine Sperrzeit zwischen sechs bis zwöf Monaten fest. Und bevor es den Lappen wieder gibt, prüft die Fahrerlaubnisbehörde, ob zusätzlich eine MPU nötig ist.
Wichtig: Wer den Lappen schnell wieder haben will, sollte sich so früh wie möglich vorbereiten.
Wer zu lange wartet und erst kurz vor einem Untersuchungstermin Hilfe annimmt, kann in den meisten Fällen die verlangte nachhaltige Verhaltensänderung nicht belegen. Er wird deshalb – trotz bester Vorsätze – nicht bestehen.
Es gibt keine Patentlösung
Eine Patentlösung für eine erfolgreiche MPU gibt es nicht. Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Die Entscheidung, ob man einen Kurs in der Gruppe oder eine Einzelmaßnahme bei einem Verkehrspsychologen macht, hängt auch von den finanziellen Möglichkeiten ab. Eine vernünftige Vorbereitung ist nicht billig. Die Kosten lohnen sich aber, denn ein Psychologe ist zwar teuer, aber immer noch billiger als viele Fehlversuche.
Eine erste Beratung beim Verkehrspsychologen ist daher dringend zu empfehlen. Dort werden die Weichen für eine erfolgreiche Begutachtung gestellt. Wer den Psychologen seines Vertrauens gefunden hat, muss wissen, dass dieser nicht derjenige ist, der später bei der MPU zu überzeugen ist. Das etwa einstündige Einzelberatungsgespräch beim Psychologen kostet cirka 100 Euro.
Einzelsitzungen sind teurer
Die individuelle Vorbereitung kann anhand von Einzelsitzungen beim Psychologen oder in Gruppenkursen erfolgen. Während Kurse den Erfahrungsaustausch und die Diskussion mit anderen Betroffenen ermöglichen wird bei der Einzelberatung intensiv auf den Einzelnen eingegangen. Beides hat Vorteile.
Für eine individuelle Betreuung beim Psychologen muss bei zehn Sitzungen mit cirka 1.000 Euro gerechnet werden. Wie viele Stunden ratsam sind, ist unterscheidlich.
Die Gruppenkurse variieren in Zusammensetzung und Dauer. Kursangebote gibt es für unterschiedliche Problematiken wie Alkohol, Drogen oder Punkte. Es gibt Kurse mit einem festen Teilnehmerkreis über eine bestimmte Dauer und fortlaufende Kursen, in die jederzeit eingestiegen werden kann. Für einen Kurs mit 18 Sitzungen müssen etwa 500 Euro bis 600 Euro gerechnet werden.
Wenn die Fahrerlaubnis bereits entzogen wurde, besteht die Möglichkeit, die Sperrzeit zu verkürzen. Im Einzelfall ist eine Reduzierung um bis zu drei Monate möglich.
Es fallen viele Gebühren an
Zunächst muss ein Wiedererteilungsantrag bei der Führerscheinstelle gestellt werden. Die prüft, ob alle Voraussetzungen vorliegen und ob eine MPU notwendig ist.
Die Gebühren für die MPU werden nach der Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr festgesetzt. Je nach Begutachtungsanlass fallen Kosten von 350 Euro bis 750 Euro an, wobei Gutachten zu Punkten oder Straftaten günstiger sind als Alkohol- oder Drogenuntersuchungen bzw. Kombinationsbegutachtungen (z.B. Alkohol bzw. Drogen plus Punkte oder Drogen plus Alkohol).
Die Preise für Haaranalysen unterliegen nicht der Gebührenordnung. Dafür fallen 200 Euro bis 300 Euro an. Eine Urinuntersuchungen kostet mindestens 100 Euro pro Untersuchung . Die konkreten Kosten sollten vorab erfragt werden.
Wie läuft die MPU ab?
Die medizinisch-psychologische Untersuchung dauert zwischen drei und vier Stunden und gliedert sich in drei Teile: den medizinischen Teil, den psychophysiologischen Leistungstest und das psychologische Untersuchungsgespräch. Die Reihenfolge der Untersuchungen ist nicht festgelegt.
Tipp: Fragen Sie nach einer Tonbandaufnahme, um spätere Unstimmigkeiten über den Prüfungsverlauf klären zu können.
Die ärztliche Untersuchung
Im Rahmen der ärztlichen Untersuchung soll geklärt werden, ob körperliche Mängel gegen eine Teilnahme am Straßenverkehr sprechen. Ist Alkohol der Grund für den Führerschein-Entzug, wird untersucht, ob es Hinweise auf missbräuchlichen Alkoholkonsum vorliegen und Folgeschäden bestehen. Dabei werden auch Fragen zum Trinkverhalten gestellt. Im Anschluss findet eine Blutentnahme statt. Außerdem gibt es einen Koordinationstest. Möglich sind Einbeinstand, mit dem Zeigefinger die Nase berühren oder auf einer Linie gehen.
Der Leistungstest
Hier wird unter anderem die Sinneswahrnehmung, Reaktionsschnelligkeit und -genauigkeit und die Belastbarkeit getestet.
Ein Beispiel für einen Reaktionstest bei alkoholspezifischer Begutachtung: An einem Bildschirm leuchten unterschiedliche Farben auf, gleichzeitig hört man über Kopfhörer hohe und niedrige Töne. Sobald ein zusätzliches Signal auf dem Bildschirm erscheint, muss ein Fußpedal getreten werden. Sollte der Test nicht bestanden werden, gibt es einen Paralleltest. Wenn auch dieser negtiv ausfällt, folgt eine Beobachtungsfahrt im Verkehr.
Der Test ist so angelegt, dass man an seine Leistungsgrenzen gebracht wird, wobei nicht erwartet wird, dass in allen Testsituationen richtig reagiert wird.
- Amtlich anerkannte verkehrspsychologische Berater finden Sie hier:
- Bundesverband niedergelassener Verkehrspsychologen. Mitglieder findet man unter:
- Die Bundesanstalt für Straßenwesen veröffentlicht eine Liste der akkreditierten Institute und der Begutachtungsstellen für Fahreignung:
- ADAC-Mitglieder können ein erstes Beratungsgespräch mit einem Juristen oder Vertragsanwalt führen 0800 5101112 (Mo. bis Sa.: 8:00 bis 20:00 Uhr)
Das Gespräch mit dem Psychologen
Das Gespräch dauert rund eine Stunde. Darin geht es um eine selbstkritische Auseinandersetzung mit den Auffälligkeiten der Vergangenheit. Zudem muss eine Verhaltensänderung aufgezeigt und belegt werden. Hier lautet das Motto: Fehler einräumen und aufzeigen, wie man diese in Zukunft vermeiden will. Eine Strategie für die Zukunft muss erkennbar sein.
Kann ich ein Gutachten anfechten?
Das MPU-Gutachten sollte man sich ausschließlich selbst zustellen lassen, da das weitere Vorgehen vom jeweiligen Ergebnis abhängig ist. Ist das Gutachten positiv, wird es der Führerscheinstelle vorgelegt und der Führerschein wird wiedererteilt bzw. nicht entzogen.
Bei einer negativen MPU sollte das Gutachten nicht an die Führerscheinstelle weitergegeben werden. Der Antrag auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis sollte zurückgenommen werden, um einen Ablehnungsbescheid und den damit verbundenen Eintrag im Verkehrszentralregister zu vermeiden.
Das Problem: Juristisch lässt sich gegen ein negatives Gutachten nur schwer vorgehen, Klagen haben selten Erfolg. (mit Material des ADAC)