Ein Kurztrip in die belgischen Ardennen ist Akku-Aufladen für die Seele. Und für den Körper – schließlich gibt es hier wunderbare Wanderwege zu bewältigen. Anschließend wird vorm Kamin gekuschelt.
Trip in die ArdennenKerzen, Kuscheln & Kamin: Hüttenzauber im Märchenwald
Es ist auch ohne Schnee wunderschön, aber die weiche, weiße Pracht ist hier das buchstäbliche Sahnehäubchen: Eine Auszeit in den belgischen Ardennen lohnt immer.
Tolle Wanderwege für jede Kondition, atemberaubende Natur und ein „Hüttenzauber“, der seinesgleichen sucht. Willkommen in Martelange, dem Doppeldorf für Grenzgänger an der Sauer, französisch Sûre.
Belgische Ardennen: Die Entdeckung der Langsamkeit
Martelange (dt. Martelingen, luxemburgisch Maartel) liegt teils in Belgien, teils in Luxemburg. Eingebettet in den Naturpark „Haute Sûre Forêt d'Anlier“, den Zauberwald von Anlier.
Die – wie der Name schon sagt – waldreiche Region hat sich dem „Slow Tourism“ verschrieben. Genau das Richtige also, um mal wieder zurück zu den Wurzeln beziehungsweise hin zur Schönheit des Einfachen zu gehen. Wir haben uns dort im Januar 2024 umgeschaut.
- Ganz schön skurril: An der Nationalstraße N4, die in Martelange Route d'Arlon heißt, befinden sich mehr als ein Dutzend Tankstellen dicht an dicht (wir haben für 15 Cent/Liter günstiger getankt als in Deutschland). Die Tankstellen liegen auf Luxemburger Staatsgebiet, sind aber nur von belgischer Seite aus erreichbar.
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- Ganz schön weitläufig: Die 89 Wanderrouten rund um Martelange bieten für jeden Geschmack und jeden Wandertyp das Richtige. Herrliche Laubwälder, romantische Wiesenwege (gut, als wir dort waren, führte die Sauer Hochwasser und es war überall matschig, aber dafür können ja die Ardennen nichts), und immer wieder tolle Aussichtspunkte.
- Ganz schön kuschelig: Genau richtig, um diese verrückte Welt da draußen mal auszublenden, ist ein langes Wochenende in einer der „Cosy Cabins“ von Nutchel (Rue de Radelange 51). Mitten im Wald stehen hier gut zwei Dutzend „Hütten“, die so naturnah und kuschelig sind, dass man WiFi und elektrisches Licht (das es bis auf dezente Lichterketten nicht gibt) keine Sekunde vermisst.
- Ganz schön „spartanisch“: Geheizt wird in den Cabins von Nutchel per Ofen, das Holz dafür ist inklusive, man muss es aber selber holen und gegebenenfalls eigenhändig spalten (keine Angst, der „idiotensichere“ Spaltautomat) hilft. Statt Kühlschrank gibt es eine isolierte Holzbox mit Kühlakkus, Petroleumlampen sorgen für warmes Licht, gekocht wird auf zwei Gasflammen, gekuschelt auf der Recamiére vorm Ofen oder in einem der gemütlichen Betten (Wärmeflasche im Winter aber nicht vergessen!). Mehr „Back to the roots“-Kuschelfaktor geht nicht.
- Ganz schön cosy: Zubuchen kann man Essenspakete mit regionalen und saisonalen Produkten aus kleinen Betrieben z. B. Frühstück (15 Euro/pro Person) oder Raclette (22 Euro/pro Person; Achtung: große Portion). Abzuholen bei den immer netten und hilfsbereiten Menschen im „Rezeptions-Häuschen“ mit Lädchen und schöner Terrasse. Ab 119 Euro pro Nacht; je nach Reisezeit und Ausstattung. Teils gibt;s Hot Tubs (Badefässer mit heißem Wasser), teils sind Hunde erlaubt.
- Ganz schön aktiv: Fahrradfahren entlang der Sauer (Räder kann man u.a. bei Nutchel ausleihen) lohnt auf jeden Fall, das Radwegenetz ist gut ausgebaut, hier kreuzt auch die EuroVelo Route 5.
- Ganz schön lecker: Frisches Brot, knuspriges Baguette und leckeres Hüftgold vom Cremetörtchen bis zum Macaron gibt es bei Stouvenaker (Route de Bastogne, 3). Im „Mouton Noir“ mitten im Ort gibt es typische Bistrogerichte.
- Ganz schön naheliegend: Mit dem Auto ist man fix im 20 Kilometer entfernten Arlon, Hauptstadt der belgischen Provinz Luxemburg. 50 Kilometer entfernt ist Luxemburg-Stadt mit Kultur und Shoppingflair. Für den Fall, dass zu viel Waldidylle irritierend wirkt (tut es nicht!).
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- Das nervt: Wegen des Wetters Anfang Januar war das Holz ziemlich nass, das Ofenanheizen entsprechend tricky.
- Das bleibt: Der dezente, naturburschige Rauchgeruch in den Klamotten und die Erkenntnis, dass man zum Glücklichsein nicht viel braucht.
Kurztrip in die Ardennen: So komm' ich hin
Von Köln aus fährt man mit dem Auto rund drei Stunden: Über die A4, A44 und E40 bis nach Belgien. Dann auf die A27/E42, in Bastnach auf die N4 und der Beschilderung bis Martelange (Martelingen) folgen. Vor Ort benötigt man nicht zwingend ein Auto.
Mit dem Zug geht es in ca. 3,5 Stunden von Köln Hauptbahnhof nach Lüttich, dort Umstieg in den Bus (fährt ab Quai D) nach Martelange. Kosten: ab ca. 28 Euro oneway.