Abgase, Mitreisende9 Gründe, die gegen eine Kreuzfahrt sprechen

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Keine Rücksicht auf Verluste? Die Unesco hat für ein Verbot von Kreuzfahrtschiffen in der Lagune von Venedig plädiert.

Die Kreuzfahrtbranche boomt: Mehr als zwei Millionen Deutsche buchten im Jahr 2016 eine Kreuzfahrt. Das sei ein erneuter Passagierrekord, teilt der deutsche Ableger des Kreuzfahrt-Verbands CLIA (Cruise Lines International Association) kürzlich mit. Die Branche könne sich über ein Wachstum von 11,3 Prozent freuen.

Kreuzfahrten scheinen beliebter denn je zu sein. Und es gibt viele Argumente, die für den Urlaub auf See sprechen. Allerdings gibt es auch Gründe, sich gegen eine Reise auf einem Kreuzfahrtriesen zu entscheiden:

Korallenriff zerstört

Erst kürzlich hat ein Kreuzfahrtschiff in Indonesien laut Guardian erheblichen Schaden an einem Korallenriff angerichtet. Meeresforschern zufolge sollen 13.500 Quadratmeter zerstört worden sein. Das britische Kreuzfahrtschiff „Caledonian Sky“ war unerlaubt in die Region vorgedrungen. Lokale Experten gehen davon aus, dass es hundert Jahre dauern könnte, bis sich die Unterwasserwelt dort wieder erholt hat.

Gefährliche Abgase

Kreuzfahrtschiffe fahren laut Naturschutzbund (NABU) auf hoher See meist mit Schweröl, das extrem giftig ist und an Land im Sondermüll entsorgt werden müsste. Das Schweröl, das Seeschiffe verwenden, enthält dem Umweltbundesamt zufolge hohe Schwefelmengen: Demnach sind bis zu 3,5 Prozent erlaubt, was dem 3.500-fachen des im europäischen Straßenverkehr zulässigen Schwefelgehalts entspreche. Schwefelemissionen könnten beim Menschen zu Lungenkrebs und Herzkreislauferkrankungen sowie zur Versauerung von Böden und Gewässern führen.

Der Kreuzfahrtverband CLIA hält dagegen: Demnach wird Schweröl zwar tatsächlich nach wie vor als Treibstoff auf Kreuzfahrtschiffen eingesetzt, allerdings mit neuen Abgasnachbehandlungssystemen, die den Ausstoß von Schwefeloxid, Rußpartikeln und Stickoxid durch Kreuzfahrtschiffe „um 90 Prozent und mehr“ reduzieren.

Schiffsunglück mit Folgen

Abgassysteme hin oder her: Falls es zu einem Schiffsunglück kommt, kann das giftige Schweröl ins Meer gelangen. Dazu schreibt das Umweltbundesamt: „Unfälle mit Schweröl haben viel gravierendere Umweltauswirkungen als Unfälle mit saubereren Kraftstoffen, die eher verdunsten und besser mikrobiell abgebaut werden.“ Auch für die Besatzung sei der Umgang mit Schweröl an Bord zusätzlich gesundheitsgefährdend.

Mitverantwortlich für Venedigs Untergang

Venedig sinkt, gleichzeitig steigt der Meeresspiegel an: Die italienische Lagunenstadt ist dem Untergang geweiht. Die vielen großen Kreuzfahrtschiffe, die im Hafen der fragilen Stadt anlegen, sorgen für zusätzliche Überschwemmungen. Die Unesco hatte im vergangenen Jahr sogar für ein Verbot großer Kreuzfahrtschiffe in der Lagune von Venedig plädiert. Die Organisation drohte mit dem Entzug des Weltkultur-Erbe-Titels gedroht, sollte die Lagunenstadt nicht besser vor den Auswirkungen der Kreuzschifffahrt geschützt werden.

Absurde Angebote: Schneeraum und Eislaufbahn an Bord

Das Tragische an Kreuzfahrten: Die meiste Zeit seiner Reise verbringt man in einer schwimmenden künstlichen Blase mit eigenem Frisör, Fitnessstudio und Kino. Die Angebote auf Kreuzfahrtschiffen nehmen teilweise absurde Ausmaße an: Manche Luxusdampfer sind etwa mit Eislauf- oder Kartbahnen, Weihnachtsmärkten, Schneeräumen oder Salzgrotten ausgestattet. Ganz nach dem Motto: Bevor ich am anderen Ende der Welt auf sämtlichen Luxus verzichten muss, nehme ich ihn eben mit.

Land und Leute interessieren nicht

Die echte Welt lernen Kreuzfahrttouristen in der Regel nur sehr punktuell kennen. Oft legen die Luxusliner zum Shoppen und Sightseeing an beliebten Küstenstädten und Touristen-Hotspots an. Für eine echte Konfrontation mit der Kultur des jeweiligen Landes oder gar für Ausflüge ins Hinterland fehlt den meisten Kreuzfahrtreisenden die Zeit.

Beim Captain's Dinner an Bord mit Uschi und Heinz aus Castrop-Rauxel lernt man definitiv weniger von der mexikanischen Kultur kennen als wenn man ein von Mayas betriebenes Restaurant besuchen würde.

Auch auf Kreuzfahrtschiffen kann man seekrank werden

Ja, auch auf einem Kreuzfahrtschiff kann man seekrank werden. Und: Wenn sich einem der Magen umdreht, sind auch schöne Erlebnisse nur schwer zu genießen. Wer empfindlich ist, sollte sich überlegen, ob eine Kreuzfahrt das richtige ist.

Öde Aussicht

Auf vielen Kreuzfahrten sieht man tagelang nichts anderes als Himmel und Meer. Abwechslungsreiche Landschaft? Fehlanzeige. Abwechslung bringt dann womöglich nur die „Michael-Jackson-Tribute-Show" an Bord oder eben Kniffel mit Uschi und Heinz aus Castrop-Rauxel.

Die Mitreisenden

Apropos, Uschi und Heinz aus Castrop-Rauxel: Natürlich sind Kreuzfahrtgäste nicht per se langweilige Spießer. Das Problem ist nur: Sollte man mit dem ein oder anderen Mitreisenden nicht so gut zurecht kommen, kann man sich eben nur vom einen Sonnendeck aufs nächste flüchten. Und spätestens beim Captain's Dinner sieht man sich wieder.

Welche Argumente für eine Kreuzfahrt sprechen, lesen Sie hier.

(dmn)

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