Traum vom Leben auf MallorcaAuswanderer gibt wichtige Tipps – und warnt auch: „Muss man ganz deutlich sagen“

Touristen und Touristinnen gehen vor der Kathedrale in Palma de Mallorca entlang.

Touristen und Touristinnen gehen vor der Kathedrale in Palma de Mallorca entlang.

Ein Leben auf Mallorca - das ist für viele Deutsche der Traum schlechthin. Doch ist das Auswandern auf die beliebteste Insel der Deutschen wirklich so einfach? Reisejournalist Egon Garding lebt (mit Unterbrechungen) seit fast 30 Jahren auf der Insel – und weiß ganz genau, was man unbedingt beachten sollte.

von Paulina Meissner  (mei)

Mallorca wird immer wieder als 17. Bundesland Deutschlands bezeichnet. Das liegt nicht nur an den Millionen von deutschen Urlauber und Urlauberinnen, die jährlich auf die Insel strömen, sondern auch an den vielen Deutschen, die hier mittlerweile heimisch geworden sind.

Heutzutage gibt es auf der Baleareninsel deutsche Ärzte, deutsche Restaurants und Cafés, Anwälte oder Versicherungsagenturen, die Deutsch sprechen und vieles mehr. Laut Ibestat waren im Jahr 2023 18.105 Bundesbürgerinnen und -bürger auf Mallorca registriert. Doch vor einigen Jahrzehnten sah dies noch vollkommen anders aus.

„Deutscher Club“ nahm sich Auswanderinnen und Auswandern auf Mallorca an

Egon Garding zog es bereits Anfang der 90er auf die spanische Insel. Damals wurde schnell klar: Deutsch spricht hier kaum jemand – als Auswanderer war man so ziemlich auf sich allein gestellt. Ein Fakt, den Garding gemeinsam mit zwei Bekannten auf eine Idee brachte: „Es müsste eine Organisation geben, wo sich Deutsche treffen könnte, wo man sich gegenseitig helfen kann“.

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Es war die Geburtsstunde des „Deutschen Club Mallorcas“. Zu dritt wurde der ehrenamtliche Verein gegründet, um anderen Auswanderinnen und Auswandern aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz zu helfen und eine Anlaufstelle zu bieten. Mit Erfolg.

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„Wir sind total überrannt worden“, erinnert sich Garding im Gespräch mit EXPRESS.de. „Wir haben innerhalb von zwei Monaten ein Büro in Palma angemietet“, außerdem wurde ein Monatsbeitrag von damals noch 10 DM eingeführt, als kleine finanzielle Unterstützung. Ende des ersten Jahres hatte der Club tausend Mitglieder. Auch prominente Unterstützer, wie Peter Maffay und Hasso Schützendorf, fanden Gefallen an der Idee und setzten sich für den Verein ein.

Mallorca: Viele scheiterten beim Traum vom Auswandern auf die Insel

„Die Schwerpunkte waren, ein Auto umzumelden oder die Firmengründung. Also sich selbstständig zu machen oder eine GmbH zu gründen“, erklärt der heute 72-jährige Garding. Man habe sich dann die entsprechenden Personen auf der Insel gesucht, die bei den Anliegen helfen konnten und die Auswanderer und Auswanderinnen so etwas an die Hand genommen.

In den rund 20 Jahren der Hochphase des Vereins hat Garding jedoch auch einige, skurrile Geschichten miterlebt. „Da kam jemand zu uns ins Büro und sagte: ‚Ich möchte gerne eine Firma gründen. Ich hab auf einem Schiff schon zwanzig Softeis-Maschinen.‘ Die wollte er auf der Insel verteilen und vor Gastronomien stellen. Da fragte ich ihn nur: ‚Prima und meinen Sie, die brauchen da keine Genehmigung für?‘“

Ein Foto vom Stammtisch der Mitglieder des „Deutschen Club Mallorcas“.

Ein Foto vom Stammtisch der Mitglieder des „Deutschen Club Mallorcas“.

Der Reisejournalist betont: „Das war einer derjenigen, der nach einem Jahr die Koffer wieder gepackt hat und viel, viel Geld verloren hat.“

Damals sei die Aufbruchstimmung nach Mallorca noch deutlich größer gewesen. Viele Leute seien damals zwischen den Jahren 1990 und 2000 auf die Insel gekommen und wollten „Sonne, Sand und Meer – und ein bisschen arbeiten“. „Das funktioniert leider nicht“, so Garding. Es gebe aber natürlich auch viele positive Beispiele, die auch heute noch auf der Insel erfolgreich sind.

Mallorca: Das sollte man vor dem Auswandern unbedingt beachten

Doch nicht für alle endete der Traum vom Auswandern im Erfolg. „Rückblickend auf die Zeit kann man schon sagen, dass 90 Prozent der Leute, die mit ihrer ‚Wie konnte die Insel bisher ohne mich auskommen‘-Einstellung, nach ein, zwei Jahren wieder verschwunden waren“, so Garding. Der Wahl-Mallorquiner stellt klar: „Wer in Deutschland keinen Erfolg hat, der hat hier auch keinen Erfolg! Hier muss man mehr arbeiten, für weniger Geld“.

Heute kommt der Verein vor allem für gemeinsame Treffen, Wanderungen und Stammtische zusammen. Von derzeit über 11.000 betragsfreien Mitgliedern auf Facebook sind rund 150 aktiv.

Und auch heute erreichen Garding noch viele Anfragen von Deutschen, die sich ein Leben auf der Insel erträumen.

Der Auswanderer mahnt jedoch: „Heute gibt es ein Über-Angebot. Und man muss äußerst vorsichtig sein. Es leben hier auf Mallorca nicht nur nette Menschen.“ Der Verein führe daher seit vielen Jahren bereits eine „schwarze Liste“, mit Personen und Unternehmen, mit denen Club-Mitglieder überwiegend oder sogar ausschließlich schlechte Erfahrungen gemacht haben.

Außerdem sei die wirtschaftliche Lage auf Mallorca anders als in Deutschland. „Was man wissen muss, ist, dass man, egal in welcher Branche, viel weniger verdient als in Deutschland, Österreich oder der Schweiz. Das muss man ganz deutlich sagen“, so Garding. „Wohnraum, ein gewisses Eigenkapital für die ersten Monate und die Bereitschaft, etwas zu tun“ seien daher unerlässlich, um hier erfolgreich zu sein. Dann kann es mit dem großen Traum vom Leben auf Mallorca auch klappen.