Ein bisschen Frankreich, ein bisschen Spanien: In der Region Okzitanien, genauer in der alten Kulturlandschaft Roussillon, gibt's einen urtümlichen Mix.
Mit dem Camper in OkzitanienFrankreich? Kommt uns hier spanisch vor!
Leben ist ja bekanntlich das, was passiert, wenn man Pläne macht! Eigentlich wollten wir mit dem Camper durch Normandie und Bretagne, am Atlantik runter nach Bilbao. Bis in die Bretagne sind wir (erstmal) gekommen, dann war die Wettervorhersage noch nicht mal so lala, sondern hundsmiserabel schlecht. Also sind wir von Arzon quer durch Frankreich nach Okzitanien, der Region direkt an der Grenze zu Spanien, gefahren.
Und mal ehrlich, auf den ersten Blick kann es die Landschaft, in der die Pyrenäen das Mittelmeer berühren, in Sachen weitläufiger Strände mancherorts mit dem Atlantik aufnehmen. Vorbemerkung: Wir waren in der Nebensaison unterwegs. In der Hauptsaison im Juli und August ist es, wie Einheimische berichteten, voll. Sehr voll.
Strände, Shoppen und Schwelgen
- Strände: Groß, breit, gepflegt. Vom Campingplatz in Vendres kann man über den Strand in den Badeort Valras-Plage laufen (ca. 1 Stunde). In Argelès-sur-Mer locken gleich mehrere Stände vom Nordstrand („La Marenda“) über den „Plage des Pins“ bis zum Strand in der Bucht von Le Racou.
- Radfahren: Während hierzulande in vielen Städten über Sinn und Unsinn von Fahrradstraßen debattiert wird, gibt's in Frankreichs Südosten breite, gut abmarkierte Radwege und -straßen satt. Aber Vorsicht! An manchen Straßen gilt an Einmündungen und Ausfahrten rechts vor links – Radfahrer haben nicht automatisch Vorfahrt.
- Einkaufen: In Valras-Plage gibt es eine eher marktschreierische Einkaufszone, mitten drin aber die schnuckelige „Halles Central“, eine Markthalle, in der Fisch (Kilo Wolfsbarsch ca. 20 Euro), Fleisch, Gemüse, Käse und allerlei katalanische Leckereien feilgeboten werden. In Argelès-sur-Mer, wo kleine Geschäfte vom Schuh- bis zum Seifenladen locken, unbedingt samstags den Markt besuchen (ganzjährig). Ob Musselin-Blusen, Strickpullover, Pyrenärenkäse, Chorizo, Gemüse und katalanische Spezialitäten zum Mitnehmen: ein herrliches Gewusel!
- Tipp: Am Markttag im „Au Vin 20“ am Place de la République ein halbes Dutzend Austern (8 €) schlürfen oder spanischen Schinken genießen und dem Markttreiben gegenüber zuschauen. Das mit dem Beobachten einkaufender Menschen geht auch in der „Bar Le Glacier“ (Avenue de la Libération) bei einem Cafe Cortado oder dem französischen Café au Lait (ca. 3 €). Nebenan im „Le Vieille Cave“ gibt es katalanische Hausmannskost, natürlich auch Paella (18 Euro).
Charmantes Collioure – und Traumpfade für Trittsichere
- Abstecher nach Collioure: Unbedingt machen! Das Städtchen mit seinem katalanischen Hafen hat ein ganz eigenes, magisches Flair. Schon Pablo Picasso, Henri Matisse und Marius Hammann malten hier. Überall im Ort, der sich unterhalb einer mächtigen Festung in die Pyrenäenausläufer schmiegt, stehen Bilderrahmen. Wer durchschaut, entdeckt genau die Perspektive, aus der der jeweilige Künstler die Stadt gemalt hat. Pittoreske, winzige Häuser an steilen Stiegen, dazu immer wieder Blicke auf den Hafen und das unfassbar blaue Meer...
- Mittagessen & Mitbringsel: Wer Hunger hat, kehrt am besten mittags in eines der hübschen Lokale am Hafen, z. B. bei „Chez Simone“ ein – mittags sind die Menüs viel günstiger, aber genauso lecker wie am Abend. Und nicht wundern, wenn beim Essen plötzlich Soldaten im Kampfanzug vorbeilaufen: das gehört so! In Collioure ist ein Kommandoausbildungszentrum, praktische Übungen finden mitten im Ort, z. B. im Hafengewässer, statt. Mitbringsel: Sardellen – top sind sie z. B. bei „Anchois Roque“, der Laden ist mitten im Städtchen.
Noch mehr Lust auf Frankreich? Wie wär's mit Noirmoutier – schön wie Sylt, aber nicht so schickimicki
- Wandern: Der „Sentir de Littoral“ von Le Racou nach Collioure (ca. 2 Stunden; Trittfestigkeit und etwas Kondition von Vorteil) führt über zerklüftete Felsen und belohnt mit tollen Ausblicken. Wer lieber flaniert, kann von Argelès-Plage auf der Strandpromenade nach Port Argelès gehen und dort in einer der vielen Bars verschnaufen.
- Essen und Trinken: Der Mix aus katalanischer und französischer Küche ist wunderbar: Bunyete, Krapfen mit Orangenblüten, und die katalanische Fischsuppe Bullinada, die mit einem üppigen Klacks frischer Knoblauch-Mayo daherkommt. Oder Fuet, eine Art würzige Salami lecker auf Baguette mit Salzbutter. Und natürlich Crema catalana mit der wunderbaren Karamellkruste
- Übernachten: Wir waren auf dem Sandaya Camping Blue Bayou (Plage Ouest; Vendres) und haben in der Nebensaison für 6-Meter-Camper, zwei Personen und Hund 22 €/Nacht bezahlt. Der Platz ist sehr groß (viele Mietunterkünfte), hübsch angelegt unter großen Bäumen, kurzer Weg zum Strand, gepflegtes Sanitär, nettes Personal, gutes Sportangebot auch in der Nebensaison.
- In Argelès-sur-Mer waren wir auf dem Municipal Le Roussillonnais direkt am Strand in einem Pinienwäldchen. Traumlage fast direkt am Strand, unterschiedlich große Stellplätze. Sanitär – nun ja – in die Jahre gekommen. Unisex-Klos im Außenbereich – ist halt Campen wie früher. Kostete uns in der Nebensaison aber nur knapp 20 €/Nacht mit allem Zipp und Zapp.
- Tierisch gut zu wissen: In der Hauptsaison sind viele Strände für Hunde tabu, selbst in der Nebensaison herrscht oft Leinenpflicht. Dafür gabs im Restaurant aber immer direkt ein Näpfchen Wasser für unseren Hund.
- Das nervt: So schön das Campieren unter Nadelbäumen ist – so ätzend das Harz. Das war überall: auf dem Bus, auf dem Tisch, auf dem Hund ...
- Das bleibt: Der Duft von Paella und Pinien in der Nase, jede Menge Patés, Fuets und Anchovis im Gepäck. Für ein bisschen Urlaub auf der Zunge im trüben Winter.
Frankreichs schöner Südosten: so kommt man hin
Vom Rheinland bis Argelès-sur-Mer sind es ca. 1300 knackige Kilometer. Die reißt man mit dem Camper nicht einfach runter, sondern reist. Wer Autobahnen meidet, spart Maut und an der Route National liegt manch hübsches Städtchen für Zwischenstopps.
Wenn man (im Gegensatz zu uns) direkt gen Süden fährt, bieten sich Metz oder Chalon-sur-Saône an. Sprit ist in Frankreich in etwa so teuer wie bei uns, am besten tankt man an den großen Supermärkten. Achtung! Nur mit EC-/Kreditkarte!