Warum nicht mal für ein Wochenende nach Bremen? Die charmante Hansestadt hat schließlich zu jeder Jahreszeit viel zu bieten.
Zu Fuß durch die HansestadtTipps für ein Bremen-Wochenende – mit „Knipp“ und Currywurst
von Jörn Kießler
Wer einen Städtetrip in den Norden machen will, muss nicht zwangsläufig nach Hamburg. Das wesentlich kleinere Bremen verzaubert auch in der kalten Jahreszeit mit seiner malerischen Innenstadt, hanseatischem Flair und vielen guten Kneipen und Bars. Wir haben uns umgesehen und Tipps für jeden Geschmack mitgebracht.
Zu Fuß durch die City: Am besten erkundet man die Bremer Innenstadt zu Fuß. Das hat nicht nur den Vorteil, dass man die unzähligen schönen historischen Gebäude in aller Ruhe bewundern kann. Auf diese Weise entgeht einem auch keines der charmanten kleinen und größeren Details, die die Stadt zu bieten hat. Zum Beispiel der lebensgroße Knollennasenmann von Loriot, der auf einer Bank am Wesergraben sitzt. Die Becks-Mühle, die sich zwischen den Bäumen in der Nähe versteckt. Oder die Bremer Stadtmusikanten, die nicht nur als Bronzestatue am Marktplatz vor dem Rathaus stehen, sondern auch an vielen Ampeln den Fußgängern anzeigen, wann diese die Straße überqueren können.
Rundumblick inklusive Gruseln in St. Petri: Wer sich erst einmal einen Überblick verschaffen will, ist in bzw. auf St. Petri richtig. Zugegeben, der Bremer Dom ist mit 98,5 Metern nicht so hoch wie sein Kölner Äquivalent, der Aufstieg zur Aussichtsplattform des Südturms (4 Euro, ermäßigt 3 Euro, Schüler ab 6 Jahren 2 Euro) lohnt sich aber dennoch. Für den doppelten Preis kommt man auch in den Bleikeller des Doms und kann sich dort die acht Mumien ansehen, die ein Orgelbauer-Geselle Ende des 17. Jahrhunderts in der Krypta der Kirche entdeckte. Darunter ein Mann, der offenbar im Dreißigjährigen Krieg erschossen wurde, von dem aber lange angenommen wurde, er sei ein Dachdecker, der vom Dom gestürzt sei. Ganz schön gruselig.
Maritimes Flair an der Weser: Was wäre eine Hansestadt ohne Wasser und Schiffe? Zwar wird der Bereich entlang der Weser heute nicht mehr als Uferhafen genutzt, dafür ist die „Schlachte“ eine beliebte Flaniermeile mit vielen Bars und Kneipen geworden. Wer dort ein Bierchen oder etwas anderes trinkt, kann nicht nur im Nordwesten die Becks-Brauerei erspähen. Man hat auch direkt die „Alexander von Humboldt“ vor sich am Kai liegen, also den Windjammer, den die meisten aus der Becks-Werbung kennen. Mittlerweile fährt das Segelschiff nicht mehr auf See, sondern wird als Hotel und Restaurant genutzt (Übernachtung in der Zwei-Bett-Kajüte ab 130 Euro/Nacht).
Dem Glockenspiel in der Böttcherstraße lauschen: Von der Schlachte kommt man mit wenigen Schritten zum westlichen Eingang der Böttcherstraße. Hinter dem etwas versteckten Zugang beginnt eine andere Welt. Es wirkt, als habe der Architekt Bernhard Hoetger versucht, alles, was man mit einer norddeutschen Hansestadt verbindet, in eine Straße zu packen: eindrucksvolle Klinkerbauten mit vielen kleinen verwinkelten Gässchen und Innenhöfen, darin kunstvoll verzierte Brunnen. Dazu gibt es auf der gut 100 Meter langen Straße zahlreiche Geschäfte, die Handwerkskunst verkaufen – u. a. eine Bonbon-Manufaktur, in der man sehen kann, wie Bonbons und Lutscher per Hand gefertigt werden. Ein besonderes Highlight ist das Haus des Glockenspiels. Dreimal am Tag spielen 30 Porzellanglöckchen diverse Seemanns- und Volkslieder. Dazu dreht sich im Turm des Hauses eine geschnitzte Holztafel und zeigt die Bilder von Ozeanüberquerern: von Leif Eriksson über Kolumbus bis hin zu Charles Lindbergh, der 1927 als erster den Atlantik allein mit dem Flugzeug überquerte.
Verwinkelte Gassen und kleine Geschäfte: Wer an der Ostseite der Böttcherstraße angelangt ist, sollte sich nicht vom Anblick des Bremer Rathauses wieder in Richtung Zentrum locken lassen. Stattdessen lohnt es sich, rechts abzubiegen und einen weiteren malerischen Stadtteil zu erkunden: das Schnoorviertel ist das älteste Quartier der Stadt und steht der Böttcherstraße in nichts nach, wenn es um Sträßchen mit Postkartenidylle geht. Auch hier gibt es zahlreiche kleine Lädchen, Cafés, Kneipen und Restaurants. Die Stars des Schnoorviertel sind aber wieder die vielen wunderschönen Gebäude.
Übernachten: Wer es bequem und einfach mag, steigt im Plaza Premium Columbus Hotel direkt am Hauptbahnhof ab (Doppelzimmer ca. 90 €/Nacht). Von dort aus kommt man problemlos zu Fuß in die Innenstadt. Für weitere Wege bieten sich die zahlreichen Straßenbahnen an, die vor dem Hauptbahnhof abfahren. Wer noch zentraler wohnen will, kann im Radisson Blue direkt an der Böttcherstraße einchecken (Doppelzimmer ca. 120 €/Nacht).
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Essen und Trinken: Die Bremer Innenstadt bietet ein riesiges Angebot an Kneipen, Bars und Restaurants. Wer gerne etwas schicker in historischem Flair essen will, ist im Bremer Ratskeller unter dem Rathaus richtig. Hier gibt es norddeutsche Klassiker wie Matjesfilet (11 €), Labskaus (19,50 €) und Bremer „Knipp“, eine Grützwurst mit Bratkartoffeln (19,50 €). Es gibt aber auch Suppen, Salate, Steaks und vegetarische Gerichte. Ähnlich rustikal, aber nicht ganz so schick, ist das Schüttinger, eine kleine Brauerei nahe der Böttcherstraße. Neben dem leckeren selbstgebrauten Bier gibt es dort u. a. Brauhaus-Spezialitäten wie Schnitzel (20 €), Backfisch (18,40 €) und Currywurst (12,80 €).
Wer etwas tiefer in die Braugeschichte der Hansestadt eintauchen will, sollte die Innenstadt verlassen und mit der Bahn (Linie 2 oder 10) in die Walle fahren. Dort befindet sich die Freie Brau Union Bremen, die schon im Standard-Angebot zehn unterschiedliche Biere braut. Saisonal kommen noch weitere dazu. Über die Website von Bremen Tourismus lassen sich hier Brauereiführungen samt Verkostung buchen (14,90 Euro/Person). Danach kann man im dazugehörigen Brauhaus auch sehr gut essen – vor allem die Burger (ab 18,90 Euro) und halbe Hähnchen (ab 14,90 Euro).
Das nervt: Gerade wer am Wochenende nach Bremen fährt, muss sich in der Innenstadt auf zahlreiche andere Touristen einstellen. An Hotspots wie der Böttcherstraße kann es da manchmal unangenehm eng werden.
Das bleibt: Die Erinnerung an eine Stadt, die man entspannt zu Fuß erkunden kann, die aber gleichzeitig eine unglaubliche Weltoffenheit ausstrahlt. Auch beim zweiten und dritten Besuch.
Hansestadt Bremen: So kommt man hin
Die bequemste Methode, um nach Bremen zu kommen, ist mit der Bahn. Vom Kölner Hauptbahnhof braucht der ICE etwas mehr als drei Stunden bis nach Bremen (von Düsseldorf etwa 2 Stunden und 40 Minuten).
Wer früh genug bucht, bekommt eine einfache Fahrt schon ab ca. 20 Euro. Natürlich geht es auch mit dem Auto: Über die A1 sind es etwa 320 Kilometer, wer die A3 über Duisburg nimmt, fährt etwa 20 Kilometer mehr.