Waldbrände in GriechenlandBald kein Urlaub mehr in Südeuropa? ZDF-Wetterexpertin spricht Klartext

Katja Horneffer hat die Arme verschränkt.

Dr. Katja Horneffer, hier auf einem undatierten Foto des ZDF, hat über die Waldbrände in Griechenland gesprochen.

Katja Horneffer arbeitet als Wetterexpertin für das ZDF. Gegenüber EXPRESS.de hat sie Klartext über die Lage in Südeuropa gesprochen und mit Blick in die Zukunft eindringlich appelliert.

von Antonia Raabe  (ra)

Nicht nur auf Rhodos brennen die Wälder. Urlauberinnen und Urlauber müssen aus ihren Hotels evakuiert und nach Hause geflogen werden. Die Situation in diesem Sommer führt den Menschen die Bedrohung durch die Klimakrise mehr denn je vor Augen. Viele stellen sich die Frage: Ist langfristig der Urlaub in Südeuropa bedroht?

Dr. Katja Horneffer ist studierte Meteorologin und leitet seit 2020 das Wetterteam im ZDF. Mit EXPRESS.de hat sie über ihren Alltag in diesem Job gesprochen, die Lage in Griechenland mit Blick auf den Tourismus eingeschätzt – und Tipps gegeben, wie sich Jung und Alt nun am besten verhalten sollten.

ZDF-Wetterexpertin Katja Horneffer über die Brände in Griechenland

Frau Horneffer, für viele Menschen ist Wetter ein typisches Smalltalk-Thema. Wird mit Ihnen viel über das Wetter gesprochen?

Alles zum Thema Wetter

Katja Horneffer: Ja! Viele Menschen sprechen mit mir über das Wetter. Das ist doch klar. Ich habe damit aber gar kein Problem. Ich werde zum Beispiel von Bekannten gefragt, wenn sie etwas Bestimmtes vorhaben, ob die Wetterlage das zulässt. Das ist für mich kein Smalltalk-Thema, sondern die Leute bekommen dann eine richtige Antwort. Ich rede gerne über das Wetter. Das ist das, was die Menschen in ihrem Alltag erleben.

Sind Sie von dem Thema auch mal genervt?

Katja Horneffer: Unangenehm ist für mich, wenn jemand sagt „Morgen soll es ja regnen“. Da hat jemand schon eine Meinung. Was soll ich dazu noch sagen? Da lächele ich meistens nur.

Nutzt Ihr privates Umfeld also gerne aus, dass es eine Expertin des Wetters in ihrem Kreis hat?

Katja Horneffer: Das kommt vor und da helfe ich auch gerne. Das stört mich nicht, denn dazu kann ich etwas sagen. Der Sportlehrer meines Sohnes hat zum Beispiel mal gefragt, ob das Wetter die Bundesjugendspiele zulässt oder ob sie lieber eine Woche später stattfinden sollten.

Wie realistisch schauen Sie der Klimakrise ins Auge?

Katja Horneffer: Klar ist: Es wird nicht besser werden. Wir baden aktuell mit den Extremwetter-Ereignissen das aus, was wir vor 25 Jahren in die Atmosphäre gepustet haben. Selbst wenn wir jetzt alle menschengemachten Treibhausgasemissionen auf null fahren würden, würde die Erwärmung noch 25 Jahre fortschreiten.

Werden die Bilder, wie wir sie aktuell von den griechischen Urlaubsinseln kennen, nun zum Alltag?

Katja Horneffer: Die Waldbrandgefahr wird immer sehr hoch sein im Sommer, aber es wird nicht jeder Sommer so verheerende Brände bringen wie jetzt. Wir hatten zuletzt fünf Dürrejahre in sechs Jahren, 2021 war der einzige Ausreißer.

Waldbrände in Griechenland: Ist der Tourismus in Gefahr?

Was heißt das für den Tourismus?

Katja Horneffer: Ob man sich da jetzt als Urlauberin oder Urlauber wohlfühlt, wenn man weiß, dass eine sehr hohe Waldbrandgefahr herrscht, ist eine andere Frage. Man verbraucht auch als Touristin oder Tourist viel mehr Wasser als Einheimische.

Würden Sie empfehlen, nicht mehr in die Gebiete zu reisen, in denen aktuell Waldbrände herrschen?

Katja Horneffer: Ich kann nur empfehlen, das eigene Reiseverhalten zu überdenken, nicht nur wegen der Wasserproblematik in den südeuropäischen Ländern. Da sollte man überlegen, solche wunderschönen Reiseziele nicht im Hochsommer anzupeilen. Da könnte man vielleicht in Deutschland bleiben oder sich nach Nordeuropa orientieren, wo es mit der Hitze und der Waldbrandgefahr absehbar nicht so problematisch ist.

Natürlich leben die südeuropäischen Länder auch vom Tourismus, weswegen ich nicht die Empfehlung aussprechen möchte, dort nicht mehr hinzufahren. Damit tun wir den Ländern keinen Gefallen. Es muss einem einfach klar sein, wo man hinfährt. Und dann muss man umsichtig sein. Die Brände entstehen meist durch menschliches Fehlverhalten.

Passen Sie Ihr Urlaubsverhalten auch persönlich daran an?

Katja Horneffer: Wenn man kleine Kinder hat, ist man ja auf die Sommerferien angewiesen. Das habe ich nicht, deshalb fällt mir das leicht, es so zu timen, dass ich auch in die südlichen Länder fahren kann – zu Zeiten, in denen es nicht so heiß ist.

Wie schauen Sie in die Zukunft?

Katja Horneffer: Unsere Sorgen sollten wir eher in positives Verhalten umwandeln. Eine Hauptaufgabe wird es sein, Wasser als kostbar und wertvoll wahrzunehmen und es vom nassen Winter in das trockene Sommerhalbjahr hinüberzuretten. Die Wälder müssen so bewirtschaftet werden, dass sie mit der neuen Trockenheit umgehen können.

Auch das eigene Konsumverhalten sollte überdacht werden. Reicht es nicht, einmal in der Woche Fleisch zu essen, so wie es früher den Sonntagsbraten gab? Kann ich nicht bestimmte Produkte ersetzen? Kann ich mich regional und saisonal ernähren? Muss es immer die Fernreise sein? Kann ich für Transportwege die öffentlichen Verkehrsmittel oder das Fahrrad benutzen?