„Krasser Spot“Penny-Werbung erschüttert Zuschauer, sie greifen jetzt die Regierung an

Screenshot aus einem Werbespot vom Discounter Penny namens "Weihnachtswunsch", veröffentlicht bei Youtube/ErstmalzuPenny.

Ein Screenshot aus dem Werbespot des Discounters Penny mit dem Namen „Der Wunsch“. Das Unternehmen bezieht damit Stellung zur aktuellen Corona-Politik und die Belange der Kinder und Jugendlichen.

Der Discounter Penny hat kurz vor der Weihnachtszeit einen Werbespot veröffentlicht, der derzeit viele deutsche Zuschauer emotional aufrührt. Viele sehen darin einen Anlass, die Regierung und ihre Corona-Politik der letzten Jahre kritisch zu hinterfragen.

von Martin Gätke  (mg)

Köln. Weihnachtszeit ist immer auch die Zeit von emotionalen Werbespots: Seit Jahren veröffentlichen die Unternehmen Werbung, die den Kunden ans Herz gehen soll. Die zum Nachdenken anregen soll. Und in denen emotionale Geschichten erzählt werden – oft über mehrere Minuten hinweg.

Der Discounter Penny nutzt nun seine neue Weihnachts-Werbung dazu, während der Corona-Pandemie Stellung zu beziehen. Und trifft damit bei vielen Zuschauern in Mark und Bein. So sehr, dass einige von ihnen nun sogar die Corona-Politik der Regierung kritisch hinterfragen.

Der fast vierminütige Werbeclip von Penny namens „Der Wunsch“, der am 11. November veröffentlicht wurde, nimmt die Bedürfnisse und Belange der Jugendlichen zum Thema, die nun zwei Jahre lang während der Corona-Pandemie Verzicht üben mussten.

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Auf die beiläufige Frage ihres jugendlichen Sohnes „Was wünschst du dir eigentlich zu Weihnachten?“ antwortet die Mutter in dem Film ganz anders, als das vielleicht zu erwarten wäre: Sie wünsche sich, dass er sich heimlich nachts rausschleicht, antwortet sie ihm. Dass er Partys feiert, die Schule schleifen lässt, dass er sich verliebe soll, aber auch das Herz gebrochen bekommt, dass er betrunken abgeholt werden muss, und dass er mit Freunden auf Reisen gehen kann.

Dass er also all das erlebe, auf was er die vergangenen zwei Jahre verzichten musste. Der von der Münchner Agentur Serviceplan Campaign umgesetzte Spot untermalt die Szenen mit einer Version von „It's My Life“ von Bon Jovi.

Zu der Weihnachtskampagne von Penny gehört außerdem eine Verlosung von Erlebnissen, mit dem Ziel, der Jugend zumindest ein wenig von dem zurückzugeben, auf das sie verzichten mussten. Unter anderem sechs Azubi-Stellen inklusive kostenlosem WG-Platz, Partys, Tickets für Konzerte, Backpacking-Urlaube. Ab dem 18.11. soll der Spot auch in Kinos zu sehen sein.

Chef der Rewe-Group: „Junge Menschen haben hohen Preis bezahlt“

Stefan Magel, Bereichsvorstand Handel Deutschland der Rewe Group, erklärt: „Gerade junge Menschen haben während der Pandemie ein Höchstmaß an Solidarität gezeigt und eigene Interessen vorbehaltlos zurückgestellt, um Altere vor den Folgen der Pandemie zu schützen. Uns ist es wichtig, mit dem Weihnachtsfilm und der dazugehörigen Kampagne zu zeigen, dass die jungen Menschen dafür einen hohen Preis bezahlt haben.“

Und diese Botschaft geht vielen Zuschauern unter die Haut. Familien und viele Jugendlichen scheinen das im Spot beschriebene Gefühl zu kennen, und loben den Discounter auf Twitter dafür, dieses zum Thema gemacht zu haben.

„Als mein Teenie-Sohn kürzlich sagte: ‚Das scheiß Coronavirus macht uns die beste Zeit unseres Lebens kaputt‘, da hatte ich nicht viele Argumente, ihm zu widersprechen. Der Clip zu Weihnachten von Penny trifft es sehr gut“, schreibt ein Nutzer etwa. Eine weitere Userin erklärt: „Als Mutter hat mich dieser Spot zu Tränen gerührt. Denn auch wenn wir es nicht zugeben als Eltern: genau das ist das, was wir unseren Kindern tatsächlich wünschen!“ Ein anderer fasst sich kurz: „WTF?! Was ein krasser Spot. Ich bin den Tränen nah.“

Penny-Werbung: User kritisieren Corona-Politik scharf

Andere nehmen den Clip zum Anlass, die Corona-Politik der letzten Jahre scharf zu kritisieren: „Wenn eine Supermarktkette die Situation einer Generation besser versteht als große Teile der Politik es tun“, schreibt ein Twitter-User. In einem anderen Tweet heißt es: „Dass dieser Spot eine Supermarktkette und nicht die Bundesregierung produziert hat, lässt tief blicken.“

An den geschäftsführenden Gesundheitsminister gerichtet erklärt ein weiterer Nutzer: „Was ist da los, Jens Spahn? Eine Supermarktkette macht den Spot, den ich eigentlich, zusammen mit einem Impfaufruf, vor den Nachrichten sehen möchte.“

Seit Jahren schon lassen Unternehmen wie Supermarktketten und Discounter zur Weihnachtszeit besonders emotionale Spots erstellen, die im Netz schnell viral gehen. 2015 erhielt der Spot „Heimkommen“ von Edeka weltweite Aufmerksamkeit. Auch hier ruft die Handlung starke Emotionen hervor, das war damals noch für einen deutschen Werbefilm eher ungewöhnlich.

Der Kurzfilm erzählt von einem Großvater, der nach der regelmäßigen Absage seiner Kinder und Enkel für Jahre das Weihnachtsfest allein verbringt. Anschließend sieht man die Kinder mit der Todesnachricht des Opas. Als die Familie zur Trauerfeier eintrifft, werden sie von dem lebenden Großvater empfangen mit den Worten: „Wie hätte ich euch denn sonst alle zusammenbringen sollen?“ Anschließend feiern alle zusammen das Weihnachtsfest. (mg)