Bei Aldi steigen die Preise für mehrere Produkte beim Discounter, viele Supermärkte wie Rewe werden wohl nachziehen. Hier legen Kundinnen und Kunden drauf.
Preiserhöhung bei AldiDiese Produkte sind jetzt teurer – „hat es so noch nie gegeben“
Aldi, Rewe, Lidl & Co.: Egal wo Kundinnen und Kunden einkaufen, überall müssen sie tiefer in die Tasche greifen. Noch nie war die Teuerung im Euroraum so hoch wie im vergangenen Monat.
Der Höhenflug der Verbraucherpreise setzt sich ungehindert fort und hat die Inflation auf ein Rekordhoch getrieben: Die Inflationsrate stieg im März auf 7,5 Prozent. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamts mussten die Deutschen in dem Monat 6,2 Prozent mehr für Nahrungsmittel ausgeben als noch im Februar. Gerade für einkommensschwache Haushalte eine echte Belastung.
Aldi, Rewe & Co: Händler heben erneut die Preise an
Vor allem die extrem gestiegenen Preise für Energie machen den Unternehmen zu schaffen und die Lebensmittel immer teurer. Die Supermärkte korrigieren die Preise nun abermals nach oben – doch ein Ende dieser Entwicklung ist noch nicht in Sicht.
Schon vor Ausbruch des Krieges in der Ukraine seien die Preise „über die Produktpalette hinweg“ um gut fünf Prozent gestiegen, erklärte jetzt Josef Sanktjohanser, Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Er warnt: „Die zweite Welle an Preissteigerungen kommt, und die wird sicherlich zweistellig.“
Die ersten Supermärkte und Discounter passen nun ihre Preisschilder an, das haben sie am 1. April mitgeteilt. Es werde „erst einmal keine anhaltende Abwärtsbewegung mehr bei den Preisen geben“, so Sanktjohanser.
Aldi, Lidl, Rewe & Co.: Bei diesen Produkten müssen wir drauflegen
Doch bei welchen Produkten müssen die Kundinnen und Kunden jetzt drauflegen?
- Aldi plane laut „WAZ“ massive Preiserhöhungen bei Fleisch, Wurst und Milcherzeugnissen – und zwar schon ab Montag (4. April). Sie sollen „signifkant teurer“ werden.
- Bei Butter ist demnach ein Aufschlag von rund 30 Prozent geplant. „Aufgrund der Situation auf den Weltmärkten werden wir Sprünge in den Verkaufspreisen erleben, die es so noch nie gegeben hat“, wird Florian Scholbeck, Geschäftsführer Kommunikation bei Aldi Nord, zitiert.
- Der Konzern geht davon aus, dass die Einkaufspreise für Lebensmittel in den nächsten Wochen zwischen 20 und 50 Prozent teurer werden könnten.
Aldi: Vor allem Fleisch und Milchprodukte werden teurer
Dass vor allem Fleisch und Milchprodukte teurer werden, hat einen Grund: Vor allem Weizen und Futtermittel seien momentan „die Preistreiber Nummer eins für die Landwirtschaft“, erklärt Erik Döbele, nationaler Einkaufschef bei Aldi Süd, der „WAZ“. Weil die Ukraine und Russland bedeutende Weizenlieferanten sind, fehlt der Nachschub. Futter für Tiere ist Mangelware, weniger Tiere könnten aufgezogen werden.
Aldi erhöhte bereits vor zwei Wochen die Preise für rund 160 Artikel, eine Woche später wurden weitere 2o Artikel teurer. Die Wettbewerber zogen jeweils nach. Laut einer jüngst veröffentlichten Befragung des Ifo-Instituts planen auch jetzt fast alle Firmen aus dem Nahrungs-Einzelhandel Preiserhöhungen.
Rewe erhöhrt ebenfalls bei einzelnen Produkten die Preise
So ist auch Rewe wie alle anderen Supermärkte mit dem Dreiklang aus teureren Rohstoffen, teurerer Energie und teurerer Logistik konfrontiert. Dies führe „zwangsläufig dazu, dass wir bei einzelnen Warengruppen und Artikeln die Verkaufspreise erhöhen müssen“, teilt die Kette mit. Wann und in welcher Höhe, seit aber nicht absehbar.
Der Weizenpreis ist bereits um 50 Prozent gestiegen, wie die „Kieler Nachrichten“ berichten. Der Bauernverband Schleswig-Holstein erklärte, dass sich Deutschland zwar – anders als ärmere Länder – zu hohen Preisen am Weltmarkt eindecken könnte. Doch diese Preise würden an Verbraucherinnen und Verbraucher weitergegeben.
Aldi, Rewe & Co.: Preise ziehen immer weiter an
„Zehn Euro pro Brot – das kann passieren“, wird der Vizepräsident des Bauernverbandes Schleswig-Holstein, Klaus-Peter Lucht, zitiert. Andere Lebensmittelverkäuferinnen und -verkäufer sehen das nicht ganz so dramatisch, warnen aber ebenfalls vor massiv steigenden Preisen.
Nicht nur Weizen, auch pflanzliche Öle sind von diesen Preissteigerungen betroffen. Agrarökonom Matin Qaim erklärte gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) bereits in der vergangenen Woche, dass auch Preise für andere Lebensmittel in Zukunft anziehen werden, „weil jeder versucht, die teurer werdenden Produkte zu ersetzen und teilweise auf Alternativen umschwenkt.“
Aldi: Wie weit steigen die Preise noch?
Die Preise steigen und steigen, ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Dass sie noch länger in die Höhe klettern werden, ist angesichts der aktuellen Situation in der Ukraine jedenfalls gut möglich. Davon sind auch Expertinnen und Experten überzeugt.
Laut einer aktuellen Umfrage des Ifo-Instituts planen immer mehr Firmen Preiserhöhungen in den nächsten drei Monaten.
Aldi, Rewe & Co.: Werden Verhandlungen mit härteren Bandagen geführt?
Viele Handelsexperten befürchten, dass die Verhandlungen zwischen Herstellern und Händlern jetzt mit noch härteren Bandagen geführt werden, als ohnehin schon. Hersteller, die mehr gefordert hatten, als der Handel es wünschte, wurde auch schnell mal ausgelistet und durch eine Eigenmarke ersetzt. Doch angesichts der aktuellen Situation muss sich der Handel mehr beugen, wenn er noch Produkte verkaufen will.
Marktforscher Hedde vom IFH Köln drückt sich gegenüber der „FAZ“ so aus: „Es ist aktuell vor dem Hintergrund der Energiekosten schwer absehbar, wie stark und wie lange die Preise ansteigen werden.“
Agrarökonom: Kein Grund für Hamsterkäufe
Agrarökonom Qaim schätzt die Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher jedenfalls als noch gering ein. „Wir werden vorübergehend ein paar Cent mehr für Lebensmittel bezahlen müssen, aber die Versorgung ist insgesamt gesichert.“ Grund für Hamsterkäufe gebe es definitiv nicht.
Auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir warnte Verbraucherinnen und Verbraucher bereits vor Hamsterkäufen, dadurch würden Preise zusätzlich steigen.
Preise steigen immer weiter, viele Deutschen horten Produkte
Dennoch horten die Deutschen – das zeigt jetzt eine Auswertung des Statistischen Bundesamtes. Auch das ist eine Folge des Krieges. Für die Woche vom 7. bis zum 13. März gab es beim Speiseöl eine Zunahme der Nachfrage um 123 Prozent (verglichen mit September 2021). Die Nachfrage nach Mehl stieg in dem Zeitraum sogar um 206 Prozent. Viele Einzelhändler rationierten deshalb bereits die Abgabe unter anderem von Speiseöl pro Einkauf und Haushalt.
Lebensmittel waren noch nie so teuer, die Situation ist angespannt und viele Kundinnen und Kunden verzichten schon jetzt auf unnötige Ausgaben. Aldi warnt vor Panikmache. „Es wird keine leeren Regale geben“, prophezeit Geschäftsführer Scholbeck in der „WAZ“.