Dirk Nowitzki traute seinen Augen nicht: Der frühere NBA-Superstar sah bei der Basketball-EM unglaubliche Szenen in Berlin, nach dem Sieg der Finnen über die Kroaten schlug Italien Top-Favorit Serbien. Es wurde emotional.
EM-Sensation gegen SerbienItaliens Nationalcoach fliegt aus Halle – dann springt er NBA-Star an
Wow, was für ein Achtelfinal-Wochenende bei der Basketball-Europameisterschaft. Der vorläufige Höhepunkt: Der heroische Kampf Italiens, das Serbien mit 94:86 niederrang.
Und ein emotionaler Moment war der Schluss für den Sieg des Underdogs: Das Aus von Trainer Gianmarco Pozzecco (44) änderte plötzlich alles. Die Südeuropäer spielten schon vorher bravourös, kämpften sich immer wieder an den Top-Favorit vom Balkan heran. Dabei spielten sie leidenschaftlich, intensiv und die Bank arbeitete nach Kräften mit.
Selbst als der Titelfavorit schon enteilt schien, trieb Pozzecco seine Spieler weiter an, mit Feuer in den Augen lebte er die Leidenschaft für seine Spieler vor.
Pozzecco muss im dritten Viertel aus der Halle
Nicht ohne Folgen: Immer wieder kassierten die Italiener technische Fouls gegen die Bank. Als die Referees wieder die Hand an die Faust nahmen, schaute Coach Pozzecco ungläubig Richtung eigene Bank. Die dritte Unsportlichkeit bedeutete sein Aus bei diesem Viertelfinale bei der Basketball-Europameisterschaft.
Danach spielten sich unbeschreibliche Szenen ab. Er nahm seinen kompletten Stab in den Arm, bekam Küsschen von seinen Spielern, drückte alle noch einmal voller Stolz, herzte sie. Dann gab er sportlich Serbiens Nationalcoach Svetislav Pesic (72) die Hand, verabschiedete sich auch von Italiens Verbandspräsident.
Viele, an denen er auf dem Weg aus der Halle vorbeikam, gaben ihm eine tröstenden Klapps auf die Schulter. Doch dieser Moment bedeutete keinesfalls, dass die „Squadra Azzurra“ aufgab – im Gegenteil. Es war der emotionale Push, den die Spieler gebraucht hatten. Nun warfen sie alles in die Waagschale, liefen richtig heiß, gingen plötzlich sogar zwei Minuten vor Schluss des dritten Viertels mit 66:63 in Führung.
Doch dann schlugen die Serben noch mal zurück, Superstar Nikola Jokic (27) brachte Serbien von der Freiwurflinie in Front. Doch es blieb ein Krimi. Und auch der serbische NBA-MVP von den Denver Nuggets konnte nicht verhindern, dass die Italiener im letzten Viertel immer weiter davonzogen und fünf Minuten vor Schluss mit zwölf Punkten führten.
Basketball-EM: Gianmarco Pozzecco kämpfte sich in die Halle zurück
Doch mit einem Wurf aus zwölf Metern und einem Vier-Punkt-Spiel brachte Jokic noch einmal den Glauben zurück. Trotzdem ließen sich die Italiener einen der größten Siege ihrer Länderspielhistorie nicht mehr nehmen. Da kämpfte sich Pozzecco, der erst im Juli die Italiener übernommen hatte, den Weg zurück in die Halle.
Unterwegs sah er Griechenland-Superstar Giannis Antetokounmpo (27) und sprang ihm mit einem Riesensatz in die Arme. Was eine Szene! Am Eingang hielt ein Ordner ihn fest, um zu verhindern, dass er mit seinen Spielern feiert. Da liefen alle Spieler zu ihm und nahmen ihn geschlossen in den Arm.
„Der Trainer bringt viele Emotionen in Training und Spiel. Als er rausgeschmissen wurde, wussten wir: Wir müssen noch eine Schippe drauflegen. Und das haben wir gemacht und auch für ihn gewonnen“, sagte Bamberg-Profi Nicolò Melli (31).
Vorher hatte Finnland beinahe genauso überraschend Kroatien aus dem Turnier eliminiert. Lauri Markkanen (25) von den Cleveland Cavaliers war der überragende Mann bei den Nordeuropäern. Statt des Balkan-Duells Serbien gegen Kroatien heißt es im Viertelfinale Finnland gegen Italien.