Kurioses KapitelFC-Oldie Erich Rutemöller: Das war mein Glück als Nationaltrainer von Afghanistan

1.FC Köln-Funktionär Erich Rutemöller im heimischen Wohnzimmer.

Erich Rutemöller im heimischen Wohnzimmer beim EXPRESS-Besuch 2016 in Lindenthal.

Es gibt kuriose Kapitel im Leben eines Fussballtrainers. Erich Rutemöller kann davon ein Liedchen singen. Bei EXPRESS.de spricht er über seine Aufgabe als Nationaltrainer von Afghanistan.

von Markus Krücken  (krue)

Köln. Kein Land sorgt derzeit wohl für mehr Schlagzeilen weltweit als Afghanistan. Wer eine Verbindung zum Hindukusch hatte oder hat, wird dieser Tage die Bilder mit Bedenken sehen. So auch im Fußballgeschäft. Kurioserweise haben zwei Kölner einmal den Posten des Nationalcoachs von Afghanistan bekleidet. Was für Gedanken umtreiben sie nun?

Die Rede ist von Erich Rutemöller (76) und Otto Pfister (83). Beide Fußballlehrer kennen und schätzen sich und haben die Gemeinsamkeit, für die Nationalelf Afghanistans einmal verantwortlich gewesen zu sein. Dies allerdings unter anderen Umständen.

Erich Rutemöller: So lief mein Intermezzo als Afghanistan-Coach

Denn während Pfister jetzt der Schweizer Zeitung „Blick“ erklärte, selbst in Kabul eine Zeit lang gewesen zu sein und die Angst der Menschen vor den Taliban und Anschlägen in seiner Amtszeit 2017-2018 erlebt zu haben, stellte sich für Rutemöller, der heute im Dienst des 1. FC Köln steht, die Lage wenige Jahre zuvor, 2014, anders dar...

Der Oldie, durch den „Mach et, Otze“-Spruch berühmt geworden, erinnert sich im EXPRESS.de-Gespräch: „Ich verstehe, dass Sie mich jetzt aktuell auf Afghanistan ansprechen. Aber kurios ist: Ich war zum Glück nie in dem Land...“

Bitte wie?

Erich Rutemöller vor einem eingerahmten Trikot.

Erich Rutemöller hat eine bewegte Karriere hinter sich.

Rutemöller weiter: „Der Wolfgang Niersbach (seinerzeit DFB-Präsident, Anm. d. Red.) rief irgendwann an und sagte: Sie wären kontaktiert worden, die Afghanen hätten den Cheftrainer gesperrt und wären in der Vorbereitung auf den AFC Challenge Cup. Ob ich übernehmen könnte. Ich sagte zu. Denn ich war ja im Ruhestand.“

Erich Rutemöller aus dem Ruhestand zum Afghanistan-Trainer

Es war ein Abenteuer für den neugierigen Fußball-Globetrotter. Doch zu seinem Glück musste er nie in den ständigen Unruheherd Kabul einreisen, um die Truppe zu betreuen.

„Nein, ich bin nie in Kabul gewesen, die Spieler kamen nur teilweise aus Afghanistan, die kamen aus allen Ländern Europas“, so der renommierte frühere DFB-Chefausbilder.

„Wir haben uns in Dubai getroffen im Trainingslager, haben das Turnier dann auf den Malediven bestritten. Ich habe diese Afghanen kennengelernt, aber ich habe nicht den Kontakt zum Land und zur Bevölkerung gehabt. Ich weiß nicht, ob ich den Job gemacht hätte, hätte ich dorthin reisen müssen.“

Erich Rutemöller erinnert sich an Zeit als Afghanistan-Trainer

Rutemöller weiß es noch genau wie es damals ablief: „Der Co-Trainer sprach fließend deutsch, mit dem habe ich sehr eng zusammen gearbietet. Wir sind dann im Halbfinale gegen den späteren Turniersieger Palästina leider rausgeflogen und so war meine Aufgabe dann erledigt, denn die Sperre des Trainers war aufgehoben. Die Zusammenarbeit mit den Spielern war hervorragend, da gab es keine Probleme. “

Kontakt hat er heute keinen mehr zum Hindukusch und ist auch nicht traurig drüber: „Das hat sich alles verloren. Ich bin froh. Bewundert habe ich allerdings die Fußballbegeisterung der Afghanen. Wir hatten Freundschaftsspiele, da waren auch einige Zuschauer aus Afghanistan mit dabei, sie sind dafür Tausende Kilometer uns nachgereist. Die Spiele wurden auch im Fernsehen live übertragen.“