Reizfigur will in den MitgliederratDEVK-Boss Rüßmann will FC helfen: „Das hat alle Gremien überfordert“

Gottfried Rüßmann, Vorstandsvorsitzender der DEVK-Unternehmungsgruppe.

Gottfried Rüßmann, Vorstand der DEVK (hier im Jahr 2016) will in den Mitgliederrat des 1. FC Köln gewählt werden.

Bei der anstehenden Mitgliederversammlung des 1. FC Köln wird ein neuer Mitgliederrat gewählt. Ein Kandidat wird heiß diskutiert.

von Uwe Bödeker  (ubo)

Mit Spannung blicken die Mitglieder des 1. FC Köln auf die Versammlung am 24. September 2024 in der Lanxess-Arena. In diesem Jahr wird ein neuer Mitgliederrat gewählt.

Wichtige Entscheidungen für den gesamten Klub stehen also an, denn das Gremium ist für die Auswahl eines Vorstandsteams für 2025 verantwortlich. Im Herbst des kommenden Jahres wird dann ein neuer Vorstand gewählt.

FC-Vorstand nominierte eigenen Kandidaten für Mitgliederrat

Bei der nun anstehenden Mitgliederversammlung gibt es eine Personalie, die schon im Vorfeld für reichlich Aufsehen sorgt. Gottfried Rüßmann. Der 63-Jährige ist FC-Fan seit 1972. Aktuell ist er Vorstandsvorsitzender bei der DEVK, 2025 scheidet er voraussichtlich dort aus. Kein anderer Kandidat wird unter den Fans so heiß diskutiert wie Rüßmann.

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Während die anderen Anwärterinnen und Anwärter im Vorfeld 100 Stimmen gesammelt hatten, wurde Rüßmann Mitte August 2024 vom aktuellen Vorstand, Werner Wolf (68), Eckhard Sauren (52) und Carsten Wettich (44), selber vorgeschlagen. Der FC-Vorstand machte damit von seinem Recht Gebrauch: Laut Paragraf 18.3 der Vereinssatzung darf das Führungsgremium eigene Kandidaten für die Mitgliederratswahl vorschlagen. Bisher geschah das allerdings äußerst selten.

Hinter den Kulissen wurde dieses Vorgehen auch äußerst kritisch diskutiert. Die FC-Bosse um Wolf wollten mit Rüßmann einen hoch qualifizierten Kandidaten ins Rennen schicken und die Qualität im Kontrollgremium auf ein höheres Level heben. Doch ein vom Vorstand nominierter Kandidat hat auch ein Geschmäckle.

Rüssmann korrigierte das Vorgehen selber. Im Gespräch mit EXPRESS.de erklärte er am Donnerstag, 12. September: „Ja, der Vorstand hat mich nominiert, ich bin dann aber nach zwei Tagen Bedenkzeit hingegangen und habe mir die knapp 160 Unterschriften eingeholt und bei der Wahlkommission eingereicht. Da habe ich schon sehr viel Unterstützung erfahren.“

Unter den Fans wird trotzdem heftig debattiert. Viele glauben, dass ein Kaliber wie Rüßmann dem Verein absolut weiterhelfen kann und das Niveau im Mitgliederrat signifikant angehoben würde. Auch im Verein selber gibt es zahlreiche Stimmen, die begeistert wären, wenn Rüßmann in den Mitgliederrat gewählt werden würde. Es ginge dabei um Qualität, professionellen Austausch der Gremien und Integrität.

Kritiker hingegen befürchten, dass es sich um ein U-Boot des Vorstands handeln könnte, schließlich will das aktuelle Präsidium auch 2025 wieder zur Wahl vorgeschlagen werden. Zudem wird die Verbindung zu einem der Hauptsponsoren (DEVK) des FC nicht unkritisch gesehen. Und: Denkt Rüßmann so fortschrittlich, um einen Klub wie den FC im modernen Fußball in eine bessere Zukunft zu führen?

Gottfried Rüßmann großes Thema vor FC-Versammlung

Dass ein Vorstandsvorsitzender eines großen Konzerns sich für ein Vereinsgremium zur Wahl stellt, ist mehr als beachtlich. Normalerweise werden Kandidaten mit dieser Reputation und Erfahrung gefragt und dann bei einem Ja auch installiert. Beim FC ist das nun anders – und mit einem hohen Risiko behaftet. Ob Rüßmann von den Mitgliedern am 24. September gewählt wird?

Sollte dies nicht der Fall sein, wäre es äußerst unangenehm, der Vorstand hätte sich blamiert. Damit das nicht passiert, ist Rüßmann aktiv geworden. Den Vorwurf, er sei ein reiner Vorstandskandidat, hat er mit den gesammelten Unterschriften abgemildert. Den anderen Kandidaten zeigt er damit auch, dass er die gleichen Voraussetzungen für die Kandidatur erfüllt hat, wie alle.

Rüßmann betreibt nun Eigenwerbung, sagt gegenüber EXPRESS.de: „Ich bin seit über 50 Jahren FC-Fan. Ich habe mir gesagt: Ich will das jetzt machen, der Verein braucht Hilfe. Mit meiner Expertise will ich dazu beitragen, dass es dem Verein besser geht.“ Drang nach Ämtern hat er nach eigenen Angaben nicht: „Das ist eine Herzensangelegenheit. Es wäre großartig, wenn es klappt. Wenn nicht, wäre es auch nicht schlimm.“

Als Fan hat Rüßmann alle Abstiege miterlebt, aber der letzte war für ihn „der bitterste, weil er total unnötig war. Dazu kamen die Themen Geißbockheim und der Trainerwechsel in der Saison. Das war für viele ein Stich ins Herz. Ich glaube, das hat auch alle Gremien überfordert. Es war in der Kombination für alle zu viel.“ Wenn die Fans ihn wählen, will er seine „Führungserfahrung, Finanzerfahrung und Immobilienerfahrung“ mit einbringen.

Den Vorwurf, dass seine Tätigkeit mit dem Sponsoring der DEVK vermischt werden könnte, weist er entschieden zurück: „Wenn Sponsorverträge unterzeichnet wurden, habe ich nie teilgenommen und den Raum verlassen. Ich habe das immer getrennt, das habe ich bewiesen. Für mich sind das zwei Paar Schuhe. Ich bin einfach nur FC-Fan.“ Künftig würde Rüßmann dann darauf hinwirken, dass beim FC wieder „alle an einem Strang ziehen.“

Die aktuelle Situation macht ihm jedenfalls Mut: „Nach der letzten Saison hatte ich schon gedacht, dass es personelle Konsequenzen geben muss. Aber Christian Keller hat den Kader zusammen gehalten und wir haben viele junge Talente dabei. Da wird eine Sehnsucht bedient, die man hier lange hatte. Diesen Weg müssen wir auch mittelfristig weitergehen.“

Neben dem DEVK-Boss stehen zahlreiche weitere Kandidatinnen und Kandidaten zur Wahl: der aktuelle Mitgliederratsvorsitzende Ho-Yeon Kim wird erneut antreten, ebenso seine Mitstreiter Fabian Schwab, Josef Derkum, Wolfgang Gommersbach, Fritz Guckuk, Johannes Hochstein, Christian Hoheisel, Frank Leifer, Mario Valentino und Axel Zimmermann.

Neu ins Gremium wollen Tim Blosze, Jens Egg, Joel Marx, Markus Nolte, Markus Otterbach, Victor Robertz, Stefan Sterzel, Oliver Stratmann, Kuno Weber, Udo Winter, Stacy Krott und Sarah Theisen.

Aktuell ist das Verhältnis zwischen dem Vorstand mit Präsident Werner Wolf (67) und seinen Vizepräsidenten Eckhard Sauren (52) und Carsten Wettich (44) sowie dem Mitgliederrat nach der Abstiegssaison und der Transfersperre zerrüttet. Nach der Wahl sollte beim FC definitiv ein neuer Geist der Zusammenarbeit wehen. Ob ein Kaliber wie Rüßmann dabei ist, werden die Fans entscheiden...