Lob für die Nationalmannschaft, ein kritischer Blick auf die Aussagen eines anderen Gastes in der Runde: Mario Basler bestritt den „Doppelpass“ am Sonntag nach dem Motto „Zuckerbrot und Peitsche“.
„Ich habe deinen Blick gesehen“Mario Basler spottet über Aussage von „Doppelpass“-Gast
von Béla Csányi (bc)
Überraschende Einigkeit im „Doppelpass“! Dort, wo sonst Sonntag für Sonntag hitzig diskutiert und teils gar gestritten wird, waren die Teilnehmer am 8. September 2024 alle auf Linie: Beim Thema Nationalmannschaft gab es viel Lob und kaum Kritik. Eine Ausgabe mit Seltenheitswert.
„Wir haben gerade in der Pause festgestellt: So positiv ist schon lange nicht mehr über die Nationalmannschaft gesprochen worden“, merkte daher auch Moderator Florian König (56) nach der ersten Werbe-Unterbrechung an. Nur an einem Thema schieden sich dann die Geister. Besonders deutlich wurde das am Beispiel von Mario Basler (55).
Mario Basler bleibt wegen Verletzungs-Prognose skeptisch
So positiv der Ex-Nationalspieler über Gegenwart und Zukunfts-Aussichten bei der DFB-Auswahl sprach, so viel Skepsis strahlte er aus, als in der Expertenrunde Jan Wendt das Wort ergriff.
Mit der KI-Plattform „Plaier“ will er den Fußball auf Daten-Basis viel tiefer durchdringen als bisher, dabei versprach er auch weitere Verbesserungen und Innovationen. Als Beispiel ließ er durchblicken: „Ob jemand sich verletzt – auf Basis der Trainingsdaten innerhalb der nächsten sechs Monate – die Wahrscheinlichkeit kann man ausrechnen.“
Auf verwunderte Nachfrage von Basler kündigte Wendt an, dass er mit diesem Quantensprung innerhalb der nächsten zwei Jahre rechne. „Heute noch nicht, aber wahrscheinlich in 18 Monaten“ sei die KI-Plattform in der Lage, mit den Daten noch breiter gefächert in die Zukunft zu blicken.
Wenig überraschend ließ sich Basler als Vertreter der alten Schule davon nicht überzeugen. Über die Ankündigung der Verletzungs-Prognose spottete er daher nur: „Wenn es so weit ist, finde ich das ja ganz gut. Weil, dann frage ich KI als Trainer: Wann verletzt sich mein Spieler? Dann sagt der: ,Am 18. September‘. Dann trainiere ich einfach nicht am 18. September.“
Die Skepsis strahlte Basler allerdings nicht nur mit seinen Aussagen aus. „Ich habe deinen Blick gesehen, du bist nicht überzeugt“, berichtete König amüsiert von seiner Beobachtung während Wendts ersten längeren Vortrags über die Potenziale seines KI-Modells. „Ich habe ihn auch gesehen“, schloss sich der Daten-Experte sogar lachend an.
Heribert Bruchhagen äußert gemischte Gefühle zum Thema KI
Später machte Basler dann allerdings deutlich, dass er an einzelne Aspekte der Technologie durchaus glaubt – und diese auch ihre Berechtigung innerhalb des modernen Fußballs hätten. Dass viele Teams etwa nur selten öffentlich trainieren und ansonsten „die Mauer hochgezogen wird“, halte er für Quatsch.
„In Zukunft, wenn es KI gibt – und das gibt es ja schon -, dann weiß doch sowieso jeder, was der andere gemacht hat beim Training oder was er macht“, bekannte Basler.
Später erhielt Wendt im „Doppelpass“ noch einmal Zeit, die Bewertung des Fußballs aus KI-Sicht vorzutragen. Er erklärte dabei auch, dass er als Fußballfan teilweise selbst über die Ergebnisse des Modells staune, dann aber versuche, deren Aussagen nachzuvollziehen. Der langjährige Bundesliga-Manager Heribert Bruchhagen (76) reagierte darauf ähnlich wie Basler.
„Ich spüre förmlich, dass sich kein Verein der Modernität, also dem KI-System, entziehen kann“, gestand er ein, prognostizierte zudem, dass in einigen Jahren jeder Verein über „fünf Spezialisten“ auf dem Gebiet der Arbeit mit Künstlicher Intelligenz verfügen werde.
Gleichzeitig stellte Bruchhagen aber auch klar: „Es bleibt bei mir eine tiefe Skepsis. KI wird eine Zukunft haben. Aber nicht mit der klaren Aussage, die Sie machen. Das ist mir viel zu hoch gegriffen.“