Aufregender letzter Transfer-Tag beim FC Barcelona. Erst spät konkretisierte sich der Abgang von Antoine Griezmann zu Ex-Klub Atlético Madrid – und drohte in letzter Sekunde noch zu scheitern. Ihn ersetzt Luuk de Jong.
Transfer-Thriller bei BarçaGriezmanns Sensations-Abgang in letzter Sekunde gerettet – de Jong kommt
von Béla Csányi (bc)
Barcelona. Der bewegte Transfer-Sommer ist beim FC Barcelona am Dienstag (31. August) mit einem großen Knall zu Ende gegangen. Rund einen Monat nach Verkündung des Abgangs von Superstar Lionel Messi (34) haben die Katalanen den ungeliebten Topverdiener Antoine Griezmann (30) an Ex-Klub Atlético Madrid vermittelt.
Der Deal, der sich erst spät am Abend ergeben hatte, entwickelte sich dabei zum Thriller in Überlänge, der sogar bis über die Transfer-Deadline hinausragte. Denn für die Unterschrift fehlte am späten Abend noch ein entscheidender Faktor. Alles galt als beschlossen, doch 20 Minuten vor Transfer-Schluss mehrten sich plötzlich die Zweifel.
Antoine Griezmann galt beim FC Barcelona als gescheitert
Weil sich der Wechsel von Atléticos Mittelfeldspieler Saúl Ñíguez (26) per Leihe mit Kaufoption zum FC Chelsea länger als geplant hinzog, waren die Verträge um Mitternacht noch nicht unterschrieben. Ohne diesen Abgang hätte Atlético der finanzielle Spielraum gefehlt, um die Griezmann-Rückkehr zu bewerkstelligen. Der spektakuläre Transfer drohte in letzter Sekunde zu platzen.
Erst eine spezielle Regel rettete das Transfer-Domino. Weil die grundsätzlichen Übereinkünfte über die Wechsel jeweils pünktlich bei den Ligen eingereicht worden waren, wurde die Freigabe erteilt, obwohl die Unterschriften erst kurz nach Wechselfrist unter die Verträge gesetzt worden waren. Die erlösende Griezmann-Rückkehr war zum Ende eines aufreibenden Deadline-Day perfekt.
Besonders auf der Geschäftsstelle von Barça herrschte nervöses Treiben, die Erleichterung nach Bestätigung des Wechsels war gigantisch. Der Radiosender „Cadena Cope“ berichtete in der Sendung „Partidazo de Cope“ live und vermeldete, dass die Verantwortlichen auch nach Mitternacht noch um den Deal kämpften, der aufgrund der abgelaufenen Frist bereits gescheitert schien.
Antoine Griezmann flüchtet beim FC Barcelona
Griezmann war vor zwei Jahren für 120 Millionen Euro aus der Hauptstadt zum damaligen spanischen Meister gewechselt, wo er auf lange Sicht zum Messi-Nachfolger aufsteigen sollte – und scheiterte.
Messi wurde nie mit Griezmann warm, auch die Fans sahen den nur selten stark aufspielenden Franzosen kritisch, machten ihn zuletzt teils sogar für den Messi-Abgang verantwortlich. Das Missverständnis fand nach zwei Jahren ein gleichermaßen überraschendes wie abruptes Ende.
Antoine Griezmann verlässt FC Barcelona am letzten Transfer-Tag
Schon früh im Transfer-Sommer hatten die Klub-Verantwortlichen versucht, Griezmann abzugeben. Mit dem eingesparten Gehalt und einer möglichen Ablöse hätte sich dann neuer Spielraum für die Vertragsverlängerung von Lionel Messi ergeben, dem Transfer-Ziel Nummer eins des Sommers.
Doch Atlético Madrid, immer wieder mit einer Rückholaktion in Verbindung gebracht, wartete bis zum letzten Moment, um zu bestmöglichen Konditionen für die Rückkehr des verlorenen Sohnes zuzuschlagen. Die Konditionen: Der Weltmeister von 2018 wird für ein Jahr an seinen alten Arbeitgeber ausgeliehen, anschließend kann Atlético den Stürmer per Kaufoption (40 Millionen Euro) fest verpflichten. Eigengewächs Saúl wechselt mit einer Kaufoption in gleicher Höhe zu Chelsea.
Für einen Griezmann-Ersatz hatte Barça kurzfristig gesorgt, allerdings war auch der überraschend: Der frühere Gladbacher Luuk de Jong (31), beim FC Sevilla inzwischen keine Option mehr, kommt als Sturm-Ergänzung für die Breite. Auch hier wurde zunächst eine Leihe ausgehandelt, die am Dienstag vor Schließung der Wechselfrist unmittelbar vor dem Abschluss stand – und als letzter Stein im Transfer-Domino beinahe ebenfalls auf der Strecke geblieben wäre.
FC Barcelona verpflichtet Luuk de Jong als Griezmann-Ersatz
De Jong, der in der Bundesliga von 2012 bis Januar 2014 in 45 Spielen (acht Tore) für die Borussia auflief, galt als Wunschspieler von Trainer Ronald Koeman (58), der ihn bereits aus gemeinsamen Zeiten bei der niederländischen Nationalmannschaft kennt.
Mit dem Deal verschafft sich der finanziell stark angeschlagene Klub zwar neuen Handlungsspielraum für die Zukunft und kurzfristig etwas Luft zum Atmen. Die Rochade mit einer Gehaltseinsparung von über 20 Millionen Euro ist allerdings ein weiteres Zeichen des Qualitätsverlusts, den die stolzen Katalanen zuletzt hinnehmen mussten.
Jahrelang wurde, auch, um Messi mit Rekord-Verträgen zu binden, weit über den eigenen Verhältnissen gewirtschaftet. Die seit Frühling neu berufene Vereinsführung hat alle Hände voll zu tun, einen Kollaps zu verhindern und muss dabei kurzfristigen sportlichen Substanzverlust in Kauf nehmen.